Mehr als 30 Jahre Stammzelltransplantation in Heidelberg
Vor mehr als 30 Jahren wurde der erste Patient der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg mit Stammzellen aus dem eigenen Blut behandelt, damals eine der weltweit ersten Stammzelltransplantationen. Heute ist Heidelberg mit über 300 Transplantationen pro Jahr eines der größten Zentren seiner Art weltweit.
Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Medizinische Universitätsklinik vom 31. März bis 2. April 2016 ein internationales Symposium unter dem Motto „Stammzelltransplantation – Fakten und Mythen“: Experten aus den USA, Kanada, Japan, China, Israel und Europa stellen den aktuellen Stand der Forschung vor.
Ein Schwerpunktthema widmet sich einer neuartigen Zelltherapie bei bestimmten Formen von Blutkrebs: Dabei werden Immunzellen des Patienten genetisch umprogrammiert, um die Krebszellen im Körper auszurotten. Die neue Therapie soll 2017 in Kooperation mit dem Zentrum für Zell- und Gentherapie in Houston, USA, wo sie entwickelt wurde, in Heidelberg im Rahmen einer klinischen Studie angeboten werden.
Bei der Eröffnungsfeier am 31. März wird zudem Sebastian Gärtner, der 1985 in Heidelberg die erste Stammzelltransplantation erhielt, zu Gast sein. Er ist heute 69 Jahre alt, der Krebs ist seit der Transplantation geheilt. „Herr Gärtner erfreut sich bester Gesundheit. Ich freue mich besonders, dass er bei unserer Feierstunde dabei sein und von seiner Behandlung berichten wird“, sagt Professor Dr. Anthony D. Ho, Ärztlicher Direktor der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.
Journalisten sind sowohl zur feierlichen Eröffnung am Donnerstag, 31. März, ab 8.30 Uhr in der Neuen Aula der Universität Heidelberg (Universitätsplatz, 69117 Heidelberg) als auch zum Symposium am 1. und 2. April im Hörsaal in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg (Im Neuenheimer Feld 410, 69120) herzlich eingeladen! Im Vorfeld stehen Professor Ho sowie Professor Dr. Peter Dreger, Leitender Oberarzt und Leiter der Sektion Stammzelltransplantation am Universitätsklinikum Heidelberg, für Interviews zu Stammzellforschung und -transplantation zur Verfügung.
Den Auftakt zu der dreitägigen Veranstaltung bildet das Symposium zur Stammzellforschung der Baden-Württemberg Stiftung. Diese finanziert seit 2004 mit ca. 14 Millionen Euro an mehreren Standorten in Baden-Württemberg Programme zur Forschung an adulten Stammzellen. „Baden-Württemberg ist in der Entwicklung von zellbasierten, regenerativen Therapien sehr gut aufgestellt“, sagt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. „Das erklärte Ziel der Stiftung ist es, die Zukunftsfähigkeit unseres Landes zu stärken. Mit unseren Forschungsprogrammen tragen wir entscheidend zur Sicherung dieser Spitzenposition bei.“
Genetische Veränderung macht aus patienteneigenen Immunzellen Krebsjäger
„Wir stehen in der Stammzellforschung noch am Anfang eines langen Weges. Vieles wissen wir noch nicht. Dies muss deutlich gesagt werden, um unrealistischen Hoffnungen vorzubeugen“, so der international renommierte Stammzell-Experte Ho. So drehen sich viele der beim Symposium diskutierten Forschungsergebnisse um die Fragen, wie Stammzellen auf molekularer Ebene funktionieren, wie sie sich steuern und so in der Therapie verschiedener Erkrankungen einsetzen lassen. Es gibt zwar zahlreiche vielversprechende Therapieansätze, doch sind diese meist noch Zukunftsmusik. Anders bei einer vor kurzem in den USA entwickelten Zelltherapie gegen lymphatische Leukämien sowie Lymphome, die zwar keine Stammzellen, dafür aber Wissen aus deren Erforschung und Transplantation nutzt. Sie kommt bislang nur in den USA und bei Patienten zum Einsatz, die auf die übliche Behandlung – Chemotherapie und Stammzell-Transplantation – nicht mehr ansprechen.
„Bei rund 90 Prozent der Patienten mit aggressiven Lymphomen kann der Krebs mit dieser Therapie zurückgedrängt werden“, erklärt Ho. „Wir hoffen, sie im kommenden Jahr als eines der ersten deutschen Zentren in Heidelberg anbieten zu können.“ Bestimmte Immunzellen des Patienten, sogenannte T-Killerzellen, werden hierbei aus dem Blut gesammelt, genetisch verändert (CAR-T-Zellen) und dem Patienten wieder zugeführt. Die T-Zellen werden durch die genetische Manipulation zu körpereigenen Krebszell-Jägern. Hos Kooperationspartner Malcolm Brenner, Zentrum für Zell- und Gentherapie am Baylor College of Medicine in Houston, Texas, USA, wird dieses Verfahren beim Symposium vorstellen.
Stammzellforschung wichtiger Schwerpunkt am Universitätsklinikum Heidelberg
Weitere Gäste sind u.a. Richard Champlin, vom MD Anderson Cancer Center der Universität Texas, Houston, und Stammzelltransplanteur der ersten Stunde, sowie der Molekularbiologe Professor Dr. Hans Robert Schöler, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster und Experte für embryonale Stammzellen.
Die Stammzellforschung ist ein bedeutender Schwerpunkt am Universitätsklinikum Heidelberg. 2010 richtete die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität, dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum den Sonderforschungsbereich (SFB) „Selbsterneuerung und Differenzierung von Stammzellen“ ein. Das Fördervolumen beträgt 9,3 Millionen Euro pro Förderperiode von jeweils 4 Jahren; Gründungs-Sprecher des SFB ist Professor Ho (2010-2014), Sprecher der 2. Periode ist Professor Jan Lohmann, Center for Organismal Studies der Universität Heidelberg (2014-2018). Ein internationaler Forschungsverbund „SyStemAge“ unter der Federführung von Anne-Claude Gavin vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und Anthony Ho wird von der Europäischen Union von 2013 bis 2018 mit insgesamt 6 Millionen Euro gefördert. Ziel von SyStemAge ist, zu erforschen, wie Stammzellen altern und welche Rolle diese Alterungsprozesse bei Erkrankungen des Knochenmarks spielen. Um normale und krankhafte Alterungsprozesse der Stammzellen nachvollziehen zu können, untersucht das Team um Professor Ho, wie sich deren genetische Information im Laufe der Jahre verändert. Derzeit analysieren Verbundpartner aus Barcelona dazu das Erbgut von Stammzellen unterschiedlichen Alters – von der Zeit unmittelbar nach der Geburt bis zu einem Alter von 70 Jahren und mehr. Über aktuelle Ergebnisse aus SFB und SyStemAge wird ebenfalls während des Symposiums berichtet.
Interviewpartner und Kontakt:
Prof. Dr. Anthony Ho
Ärztlicher Direktor
Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie
Universitätsklinikum Heidelberg
Tel. (Sekr.): 06221 / 56 8001
E-Mail: anthony.ho@med.uni-heidelberg.de
Prof. Dr. Peter Dreger
Leiter der Sektion Stammzelltransplantation
Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie
Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221 – 56 8008
E-Mail: peter.dreger@med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/medizinische_klinik/Abteilung_5… Flyer mit Programm
http://www.heidelberg-stemcell2016.de/ Veranstaltungswebseite
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