Intelligenter Einkaufsberater
Mehr denn je wird künftig die Handelslandschaft von der Nutzung neuer Technologien in Warenwirtschaft und Logistik, aber auch beim Kundenservice geprägt. Der Einzelhandel befindet sich in einem tief greifenden Veränderungsprozess, der mit neuen Verhaltensweisen der Käufer einhergeht. Innovationen bestimmen den Markt. Wissenschaftler aus dem Saarland legen auf der CeBIT erste Ergebnisse vor. Beispiel: Der Smart Shopping Assistant – ein intelligenter Einkaufsberater.
Einkaufen wird sich deutlich verändern: Im Supermarkt erhalten die Käufer in nicht allzu langer Zeit gegen Vorlage ihrer Kundenkarte einen Wagen mit einem mobilen Kleincomputer – ihrem persönlichen Einkaufsassistenten. Er begleitet den ganzen Einkaufsvorgang, macht aktive Vorschläge, liefert Informationen zum besseren Vergleich. Die Inhalte beschränken sich nicht allein auf Produktinformationen, auf Inhaltsstoffe, Verkaufspreise und Standorte im Regal, sondern beziehen auch Alternativ- und Vergleichsartikel sowie im Lebensmittelsektor auch Ernährungstipps und Rezepte mit ein.
Der Smart Shopping Assistent (SSA) wird an der Universität des Saarlandes im Projekt REAL unter Leitung von Professor Dr. Wolfgang Wahlster im Fachbereich Informatik entwickelt. Mittels Radio-Frequenz-Identifikation-Sensoren (RFID) und Techniken der Planerkennung erfasst der Smart Shopping Assistent die Aktionen des Kunden während seines Einkaufs und bietet ihm maßgeschneiderte Unterstützung an.
RFID ist eine neue Transpondertechnik für die berührungslose Erkennung von Objekten. Das Herzstück dieser Technologie ist der so genannte RFID-Tag, ein kleiner Computerchip mit Mini-Antenne. Damit können beispielsweise Transport- und Warenverpackungen oder auch Verkaufseinheiten und Produkte ausgestattet werden. Sobald der Chip das Funksignal eines Lesegeräts empfängt, übermittelt er automatisch und drahtlos die gespeicherten Daten. Die Übertragung erfolgt über Radiofrequenzen. Der Chip braucht keine Batterie. Er gewinnt seinen Strom allein aus den Funkwellen, die die Lese- und Schreibgeräte aussenden. Lesegeräte werden zum Beispiel in so genannten Gates an Ein- und Ausgängen oder in den Verkaufsregalen eingebaut.
Am Einkaufswagen und an den Regalen befestigte Sensoren registrieren, dass der Käufer Produkte aus den Regalen nimmt, sie in den Wagen legt oder wieder zurückstellt. Die Produkte selbst sind mit Transpondern versehen. Alle Beobachtungen werden an einen Server weitergeleitet, der sie auswertet und dem Käufer auf dem Display seines Einkaufswagens Hilfe und Informationen anbietet. Dahinter verbergen sich hochkomplexe Vorgänge.
Welche Informationen der Kunden erhält, richtet sich danach, welche Pläne und Ziele das System bei diesem Kunden bzw. bei seinem Einkauf für wahrscheinlich hält. Es bedient sich dafür einer hierarchisch angeordneten Plan-Bibliothek, die eine Vielzahl möglicher über- und untergeordneter Ziele und Aktionen enthält. Von den Beobachtungen über das Kundenverhalten ausgehend, leitet die Software hypothetische Pläne ab, die der Kunde verfolgen könnte. Gibt es einander widersprechende Erklärungen für eine Aktion, wird die Wahrscheinlichkeit der dafür gefundenen Erklärungen durch Wahrscheinlichkeitsmodelle berechnet. Ein weiterer Inputparameter sind Informationen, die über den individuellen Kunden und die Produkte vorhanden sind, wie z.B. Unverträglichkeiten aufgrund bekannter Allergien.
Prof. Dr. Wolfgang Wahlster ist neben seiner Arbeit an der Universität des Saarlandes auch Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz GmbH. Er wurde als erster Informatiker mit dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten (2001) ausgezeichnet und ist das einzige deutsche Mitglied im Nobelpreiskomitee der Royal Swedish Academy of Sciences.
Kontakt:
Universität des Saarlandes
Fachbereich Informatik
Prof. Dr. Wolfgang Wahlster
Stuhlsatzenhausweg 3, 66041 Saarbrücken
Tel.: (0681) 302-2363, Fax: -4136
E-Mail: wahlster@cs.uni-sb.de
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