Ungewöhnliche DNA als Schlüssel zum Krebs
Strukturschwachpunkt kann Zellen kanzerogen machen
Ein Forscherteam der University of Southern California hat ein Gen, das offensichtlich eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Non-Hodgkin-Lymphoms spielt, genauer untersucht. Das Gen weist einen offensichtlichen Schwachpunkt auf, denn die DNA erscheint dort nicht in ihrer klassischen Doppelhelix-Struktur, berichten die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsjournals Nature . Die Wissenschaftler vermuten, dass dies ein Indiz für die Entstehung von Krebs sein könnte.
Bei ihren Untersuchungen hatten sich die Forscher unter der Leitung von Michael Lieber vor allem auf Immunsystem-Zellen, die Lymphozyten, spezialisiert, die gegen Infektionen ankämpfen. Diese Zellen tragen das Gen BCL-2, das eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle über den Selbstmord am natürlichen Lebensende der Zelle spielt. Wenn diese zu aktiv werden, dann können sie diesen Prozess stören und offensichtlich zu einer besonderen Form des Non-Hodgkins Lymphom, dem so genannten follikulären Lymphom führen. Bekannt war den Forschern bereits, dass die Genaktivität dann gestört wurde, wenn das Chromosom 18, auf dem das Gen sitzt, bricht oder Material mit dem Nachbar-Chromosom 14 austauscht. Das Forscherteam hat sich insbesondere mit dem Schwachpunkt des Gens beschäftigt, an dem dieser Bruch am ehesten stattfinden kann. Die Forscher haben dann entdeckt, dass auf diesem speziellen Punkt die DNA nicht jene Doppelhelix-Formation aufweist, für deren Entdeckung Francis Crick und James Watson seinerzeit den Nobelpreis erhielten.
„Von allen chromosomal-fragilen Punkten ist dies der erste, bei dem wir nun verstehen konnten, warum er so fragil ist“, meint Lieber. Das sei nur auf das Nichtvorhandensein dieser Struktur zurückzuführen. Lieber meint darin neue Erkenntnisse im Verständnis für die Entstehung von Krebs zu erkennen. Umgekehrt wissen die Experten noch zu wenig über die genaue Struktur der DNA an diesen Bruchstellen.
Als Non-Hodgkin-Lymphome bezeichnet man eine Gruppe von bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems. Sie sind charakterisiert durch eine selbstständige, unkontrollierte Vermehrung von Lymphozyten, den weißen Blutkörperchen. Insgesamt unterscheiden die Mediziner 32 verschiedene Non-Hodgkin-Lymphome voneinander. Das follikuläre Lymphom ist die zweithäufigste Form des Non-Hodgkin-Lymphoms. Die Fünfjahres-Überlebensrate liegt bei 75 Prozent.
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