FAL – Wissenschaftlerin untersucht Umwelteinflüsse der Broilermast auf Böden
Ganze 115 g Kot pro Tag fabriziert ein Broiler, was allein für die Produktion in Deutschland mehr als 2 Millionen Tonnen pro Jahr ausmacht. Wie stark dieses mit 33 Millionen kg Stickstoff und 7 Millionen kg Phosphor auf der Umweltseite zu Buche schlägt, und zwar insbesondere hinsichtlich der Belastung bei konventioneller und ökologischer Auslaufhaltung der Tiere, hat nun Frau Dr. Sylvia Kratz, Wissenschaftlerin am Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig, in einer von der Gesellschaft der Freunde der FAL prämierten Forschungsarbeit untersucht. In der Fallstudie wurden konventionelle intensive Stallhaltung, konventionelle Auslaufhaltung und ökologische Auslaufhaltung verglichen. Bei der intensiven Stallhaltung mit 22-24 Tieren pro Quadratmeter, d.h. insgesamt 20.000-40.000 Tiere in einem Stall (Bild 1), erreichen die Vögel schon nach rund 6 Wochen ihr Endgewicht von 1,8 kg und haben hierbei „nur“ etwa 5 kg Kot produziert. Dieser fällt kontrolliert und konzentriert im Stall an. Bleibt nur das Problem, dass die z.T. sehr hohen Mengen nicht einfach entsorgt werden können, sondern allein nach den Regeln „guter fachlicher Praxis“, d.h. dem Bedarf landwirtschaftlicher Nutzpflanzen an Stickstoff und Phosphor angepasst, auf Ackerböden auszubringen sind.
Gestattet man im konventionellen Betrieb den Tieren einen Auslauf ins Freie, so teilen sich „nur“ noch 13 Tiere einen Quadratmeter, in einem Stall mit etwa 6000-15000 Artgenossen. Die haben dazu aber auch noch „Anspruch“ auf etwa 1 m2 pro Tier im Freien. Das macht das Leben nicht nur abwechslungsreicher, sondern gleich auch noch ein wenig länger. Trotz gleichem Mastendgewicht von 1,8 kg verlängert sich das Leben um ganze zwei Wochen, was dann aber auch entsprechend mehr an Mist hinterlässt. Zusätzliches Problem: Im Auslauf halten sich die Tiere meist in Stallnähe auf, so dass kaum mehr als 30% der tatsächlichen Auslauffläche genutzt werden mit der Folge, dass es hier zu bedenklichen punktuellen Anreicherungen an Stickstoff und Phosphor mit potenziellem Risiko der Belastung von Grund- und Oberflächengewässern kommt.
Luxuriös lebt im Vergleich dazu der Broiler im Ökobetrieb bei „Auslaufhaltung mit mobilen Wechselausläufen“, sprich in versetzbaren Hütten mit etwa 300 Artgenossen auf 30 m2 und dazu einem Auslauf von 600 m2 im Freien (Bild 2). Das längere Leben von in der EU-Öko-Verordnung vorgeschriebenen mindestens 12, aber in der Praxis auch bis zu 22 Wochen, und das höhere Mastendgewicht von 2,8 kg hat aber auch seinen ökologischen Preis: 16 kg Kot fallen hier im Mittel pro Tier an. Diese sind aber infolge der kleineren und nach jedem Mastdurchgang umsetzbaren Einheiten gleichmäßiger über die Fläche verteilt und können damit der Speicherfähigkeit des Bodens und dem Bedarf der Pflanzen besser angepasst werden.
Mit „Freiheit schmeckt besser“ wirbt Frau Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft für die artgerechte Haltung von Geflügel, auch wenn vielleicht nicht jeder Gaumen das nachvollziehen kann. Wie jede Freiheit hat natürlich auch die der Broiler ihren Preis. Aber ist es nicht so, wie schon vor 250 Jahren der Philosoph Immanuel Kant schrieb: „Der Mensch sollte den Tieren gegenüber Güte zeigen, denn wer grausam zu ihnen ist, wird den Menschen gegenüber ebenso unempfindlich sein“?
Kontakt: Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug & Dr. Sylvia Kratz, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde, Bundesallee 50, D-38116 Braunschweig, Tel.: 0531 5962101, E-mail: pb@fal.de
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