Neue Software-Assistenten aus dem Forschungsverbund VICORA
Dank immer leistungsfähigerer Rechner hält die Computerunterstützung zunehmend Einzug in die Röntgendiagnostik. Neue Software-Assistenten gestatten es Radiologen in der Klinik, die Diagnostik individueller Organe zu verfeinern, ohne dabei in den menschlichen Körper eindringen zu müssen. Dadurch werden letztlich auch operative Eingriffe risikoärmer, und Chirurgen wird die räumliche Orientierung bei schwierigen Operationen erleichtert.
Wiesbaden, 22. Mai 2001 Computertomographie (CT)- und Magnetresonanztomographie (MRT)-basierten 3D-Visualisierungen von Organen, die bislang nur der Operation oder zumindest eingreifenden Untersuchungsverfahren zugänglich waren, gehört die Zukunft. Denn die 3D-Bilder ersetzen mehr und mehr diese eingreifenden Verfahren wie Spiegelungen oder Katheteruntersuchungen. Andererseits bedeutet dies, dass Radiologen heutzutage mit Hunderten von CT- und MRT-Schnittbildern konfrontiert werden, die ohne Computerunterstützung kaum mehr zu bewältigen sind. Hier helfen neue Software-Assistenten, die den Radiologen überdies intelligente Werkzeuge zur Bildanalyse zur Verfügung stellen, mit deren Hilfe sie Organausdehnungen oder Hohlräume vermessen können. So werden im Rahmen von VICORA Software-Assistenten für Leber, Lunge und Blutgefässe entwickelt.
Hinter VICORA verbirgt sich das „Virtuelle Institut für Computerunterstützung in der klinischen Radiologie“, das sich real aus sechs über das Bundesgebiet verteilten Kliniken zusammensetzt (Aachen, Bremen, Hannover, Mainz und Marburg) und von MeVis, Centrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung an der Universität Bremen, koordiniert wird. Innerhalb von VICORA wird mittels moderner IT -Technologien kommuniziert und kooperiert. Die hochgradige Vernetzung potenziert einerseits den interdisziplinären Austausch und erlaubt andererseits eine praxisnahe, an den klinischen Alltag gebundene Erprobung der Software-Assistenten. Als industrielle Partner sind MeVis Technology und Siemens beteiligt. Träger des mit neun Millionen Mark vom BMBF geförderten Forschungsverbundes ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Die am weitesten gediehene Anwendung von VICORA ist die computerunterstützte Planung der Leberlebendspende. Sie wird derzeit an der Medizinischen Hochschule Hannover in der Abteilung für Diagnostische Radiologe (Leiter: Prof. Dr. Michael Galanski) erprobt. Ein von MeVis eigens entwickelte Software erleichtert die Suche nach geeigneten Lebendspendern im Verwandtenkreis von schwerkranken Patienten. Bei der Vorbereitung einer lebensrettenden Lebertransplantation – Ähnliches gilt für die Nierenverpflanzung – bedienen sich die Ärzte immer öfter der Lebendorganspende, weil es zu wenig Organe von verstorbenen Spendern gibt.
Bei der Lebendspende kommt es auf die Ermittlung von „passgenauen“ Spenderorganen an. Die zu transplantierende Teilleber darf für die Spenderseite nicht zu groß und für die Empfängerseite nicht zu klein sein, um sowohl beim Spender als auch beim Empfänger eine ausreichende Menge funktionsfähigen Gewebes zu gewährleisten. Das Ziel der Bemühungen leuchtet unmittelbar ein: Je weniger zusätzliche Risiken einem Spender zugemutet werden müssen, umso eher haben die Ärzte bei ihrem Werben für die Lebendspende Erfolg. Ethischen Bedenken bei der Lebendspende ist vorgebeugt, da Spender aus dem Familienkreis stammen, also Eltern, Kinder, Geschwister oder Ehepartner. Über die Auswahl wacht eine spezielle Ethik-Kommission.
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