RWI erhöht Konjunkturprognose für 2017 leicht auf 1,3 Prozent
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erhöht seine Konjunkturprognose für das Jahr 2017 leicht von 1,2 auf 1,3 Prozent Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für das Jahr 2018 geht das RWI von einem BIP-Wachstum von 1,8 Prozent aus, nachdem es im Dezember noch 1,6 Prozent erwartet hatte.
Dass die Rate in diesem Jahr deutlich unter der von 1,9 Prozent im vergangenen liegt, ist überwiegend auf die geringere Zahl von Arbeitstagen zurückzuführen, aber auch die Binnennachfrage verliert etwas an Schwung. „Die Realeinkommen der privaten Haushalte werden wegen der höheren Inflation wohl nicht mehr so stark steigen und damit auch der private Konsum nicht“, sagt RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn.
Auf dem Arbeitsmarkt sind für den Zeitraum bis 2018 gegenläufige Entwicklungen bei Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit zu erwarten: Der Beschäftigungsaufbau wird sich voraussichtlich fortsetzen, der Abbau der Arbeitslosigkeit kommt aber kaum noch voran.
Ursache ist, dass dem Arbeitsmarkt vermehrt anerkannte Asylsuchende mit zunächst ungünstigen Beschäftigungschancen zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosenquote wird daher zwar in diesem Jahr voraussichtlich von 6,1 auf 5,8 Prozent zurückgehen, im kommenden Jahr aber auf diesem Niveau bleiben.
Inflation steigt weiter, Haushaltsplus geht zurück
Die Teuerung hat gegen Ende des vergangenen Jahres deutlich zugenommen. Dies vor allem, weil die Energiepreise deutlich gestiegen sind. „Im Prognosezeitraum dürfte der Einfluss der Energiepreise auf die Inflationsrate zwar auslaufen, die steigende Auslastung der Kapazitäten den binnenwirtschaftliche Preisauftrieb aber steigen lassen“, so Döhrn. Für dieses Jahr erwartet das RWI daher eine Inflationsrate von 1,9 Prozent, für nächstes Jahr 1,7 Prozent.
Für den Staatshaushalt zeichnen sich für dieses und das nächste Jahr erneut Überschüsse ab. Dies auch, weil die von der Inlandsnachfrage getragene Konjunktur für hohe Steuereinnahmen sorgt. Da die Finanzpolitik leicht expansiv ausgerichtet ist, dürfte der staatliche Finanzierungssaldo aber von derzeit rund 24 Milliarden Euro auf 17 Milliarden Euro in diesem und 16 Milliarden Euro im nächsten Jahr zurückgehen.
Die Risiken für die deutsche Konjunktur haben zugenommen. Der in vielen Ländern wachsende Protektionismus stellt das deutsche Geschäftsmodell einer exportstarken Wirtschaft mit einem immer noch vergleichsweise bedeutsamen Industriesektor in Frage. Würde die Handelsintegration zurückgedreht, hätte dies erhebliche Folgen für Wachstum und Wohlstand in Deutschland.
Weltwirtschaft stabil, aber US-Wirtschaftspolitik ist Risikofaktor
Die weltwirtschaftlichen Perspektiven haben sich seit Anfang des Jahres weiter aufgehellt. Die Belebung des Welthandels hat sich in den vergangenen Monaten gefestigt: Sowohl in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften als auch in den Schwellenländern verzeichnete der Außenhandel Zuwächse. Zudem profitierten die Länder, die Rohstoffe exportieren, von steigenden Exporterlösen. Stimmungsindikatoren weisen darauf hin, dass die weltwirtschaftliche Belebung vorerst anhält. Allerdings sind in einigen großen Volkswirtschaften die Kapazitäten schon stark ausgelastet und die Wachstumsmöglichkeiten entsprechend beschränkt.
Das größte Risiko für die internationale Konjunktur geht derzeit vom zukünftigen Kurs der Wirtschaftspolitik der USA aus. Werden Vorschläge umgesetzt, die auf eine deutliche Einschränkung der amerikanischen Importe hinauslaufen, würde sich dies in erheblichem Maße negativ auf die Weltwirtschaft auswirken. Unsicherheit bringen auch die Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union und die weiter ungelöste Schuldenkrise im Euro-Raum.
Ihre Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Roland Döhrn Tel. (0201) 81 49-262
Jörg Schäfer (Pressestelle) Tel. (0201) 81 49-244
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-konjunkturberichte… (RWI-Konjunkturbericht 1/2017)
http://www.rwi-essen.de/forschung-und-beratung/wachstum-konjunktur-oeffentliche-… (Weitere Informationen zur Konjunkturberichterstattung des RWI)
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