Von der Informationsgesellschaft zur Wissensgesellschaft

Die Europäische Kommission finanziert ein Integriertes Projekt, das darauf ausgerichtet ist, die Art der Speicherung von und des Zugriffs auf Informationen zu revolutionieren. Dies soll zur Schaffung einer Wissensgesellschaft führen, bei der die EU eine führende Rolle spielen wird.

Über die nächsten drei Jahre werden 8,33 Millionen Euro Fördermittel unter dem vorrangigen Themenbereich „Technologien der Informationsgesellschaft“ (IST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) in das SEKT-Projekt (Semantisch gestützte Wissenstechnologien) fließen. Das Projekt vereint 12 öffentliche und private Projektpartner aus Deutschland, Slowenien, Österreich, Spanien, der Schweiz, Bulgarien sowie den Niederlanden und wird von BT Exact in Großbritannien koordiniert.

Nach dem Projektstart von SEKT wurde in einer Reihe von Berichten das Potential dieses Projekts betont, die Leistung von Internetsuchen zu verbessern. Dr. John Davies, Leiter des Bereichs Webforschung der nächsten Generation bei BT Exact, sagte gegenüber CORDIS News jedoch, dass das Projekt noch viel weiter reiche.

„Ziel des Projekts ist teilweise, die Suche nach Informationen im Web oder im Intranet eines Unternehmens zu erleichtern, jedoch auch, den Wissensaustausch zu verbessern. Zudem soll es dazu beitragen, die Lieferung relevanten Wissens an diejenigen, die dieses Wissen benötigen, zu automatisieren“, erklärte Dr. Davies.

Im Wesentlichen liegt der Projektschwerpunkt auf dem Verfahren, mit dem elektronische Informationen beschrieben oder annotiert werden. „Mit dem heutigen Internet gibt man z.B. den Begriff „Tony Blair“ in eine Suchmaschine ein und bekommt eine Million Websites mit Informationen zum britischen Premierminister angezeigt. Dies nützt jedoch wenig, wenn man nach einem Landwirtschaftsexperten mit dem gleichen Namen sucht“, erklärte Dr. Davies.

„Durch den Einsatz semantischer Wissenstechnologien könnte ein Nutzer auswählen, ob er nur Ergebnisse, die landwirtschaftliche Aspekte enthalten, anzeigen lässt oder sogar nur solche Quellen, die tatsächlich von Tony Blair geschrieben wurden“, führte er weiter aus.

Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, deckt das SEKT-Projekt die gesamte Bandbreite der Ansätze ab, von der technologischen Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung spezieller Softwaretools, der Definition und Förderung internationaler Standards und der Durchführung von Fallstudien, um den Teilnehmern praktisches Feedback zu geben.

Ein großer Teil der Grundlagenforschung wird von den Universitäten durchgeführt, die zum SEKT-Konsortium gehören. Ihre Arbeit konzentriert sich auf drei spezifische Bereiche: Ontologie und Metadatenverwaltung (hierüber werden neue Arten des Annotierens von Informationen zur Grundlage für wissensbasierte Suchen), Sprachtechnologie (diese wird zur automatisierten Extraktion relevanter Metadaten in verschiedenen europäischen Sprachen beitragen), und Wissensentdeckung, die hilfreich dabei sein wird, nur die relevantesten Kenntnisse an die Nutzer zu liefern, sowie eine Schlüsselrolle bei der Metadatenextraktion spielt.

In der Zwischenzeit werden die industriellen Partner innerhalb des SEKT-Projekts anhand der Ergebnisse dieser Grundlagenforschung eine Reihe von Softwaretools entwickeln. Diese könnten kontextbezogene Suchmaschinen, Systeme für den Wissensaustausch sowie Tools umfassen, die die halb-automatisierte Metadatenextraktion ermöglichen, welche von wesentlicher Bedeutung für die Integration der großen Menge bereits bestehenden Wissens in das semantische Netz ist. „Wir planen auch Software-Agenten, die für den Nutzer die Arbeit übernehmen, indem sie Suchen durchführen und nur relevante Ergebnisse entsprechend den eigenen spezifischen Kriterien des Nutzers anzeigen“, erklärte Dr. Davies.

Die im Verlauf des Projekts entwickelten Technologien werden in großangelegten Fallstudien in Großbritannien, Deutschland und Spanien getestet. Ziel ist die Analyse, wie gut diese Tools in der Praxis funktionieren. Die gemachten Erfahrungen sollen anschließend wieder in den Entwicklungsprozess einfließen.

Schließlich sei ein Schlüsselelement des SEKT-Projekts die Entwicklung und Förderung internationaler Standards und Sprachen für das semantische Netz, erklärte Dr. Davies. Dadurch werden andere motiviert, weitere Tools zu entwickeln. Außerdem werde sichergestellt, dass solche Tools voll integriert werden und somit zum Aufbau einer globalen Wissensgesellschaft beitragen. Die Definition dieser Standards steht beim ersten European Semantic Web Symposium, das vom 10. bis 12. Mai auf Kreta stattfinden wird, an oberster Stelle der Tagesordnung.

Ein Hinweis darauf, als wie wichtig die EU die Entwicklung des semantischen Netzes erachtet, ist, dass ein Projekt in der Größenordnung von SEKT nur ein Teil einer größeren Gruppe von EU-finanzierten Projekten ist, bekannt als SDK Cluster. „Hierbei handelt es sich um eine beträchtliche europäische Anstrengung, hinter der eine große Summe öffentlicher Gelder sowie die Mitwirkung einiger wichtiger europäischer Akteure auf diesem Gebiet stehen“, erklärte Dr. Davies.

„Wir versuchen, die europäische Industrie für eine Zukunft des Wissensmanagements auszurüsten. Sog. Wissensarbeiter werden produktiver sein, da ihnen die relevanten Informationen aktiv geliefert werden. So können sie mehr Zeit auf ihre eigentliche Aufgabe verwenden und damit einen signifikanten Beitrag zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit leisten“, schloss er ab.

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