Einwohner einer norwegischen Insel erproben autarke Energieversorgung
Ein Teil der 230 Einwohner der südwestnorwegischen Insel Utsira wird in einigen Monaten ganz unabhängig vom Stromnetz leben: Zwei Windkraftanlagen und eine 60-Kilowatt-Brennstoffzelle decken dann für zehn Haushalte den gesamten Bedarf an elektrischer Energie. Die Brennstoffzelle bezieht ihren Wasserstoff von einer Elektrolyseanlage, die von den Windrädern mit elektrischem Strom versorgt wird. So gehen auf Utsira die Lichter auch dann nicht aus, wenn der Wind einmal nicht oder aber so stark weht, dass die Windkraftanlagen abgeschaltet werden müssen.
Eine solche kleine Gemeinde autark mit Energie zu versorgen sei „eine Vision, die wir schon lange verfolgen“, erklärt Vera Ingunn Moe, Managerin für erneuerbare Energien und Wasserstoff beim norwegischen Energiekonzern Norsk Hydro in Oslo. Utsira ist dafür schon seit einigen Jahren im Visier des Unternehmens, das nicht nur Energie verkauft, sondern auch zu den führenden Herstellern von Elektrolyseanlagen gehört.
Nach langen Verhandlungen und Genehmigungsverfahren stehen seit September 2003 auf einem Hügel im Nordosten der Insel zwei Windkraftanlagen des Auricher Herstellers Enercon. Sie haben eine maximale Leistung von je 600 Kilowatt. Windmessungen der vergangenen Jahre weisen die Insel als besonders günstigen Standort für solche Anlagen aus. Der Wind weht mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Metern pro Sekunde in 46 Metern Höhe stark und stetig. Windstille Tage sind selten. Dafür veranlassen im Winterhalbjahr hin und wieder kräftige Stürme die Steuerelektronik des Windrads zum Abschalten. Bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 32 Metern in der Sekunde droht der Anlage Schaden, so dass die Rotoren aus dem Wind gedreht werden müssen.
Damit den Teilnehmern des Projekts an solchen Tagen dennoch elektrische Energie zur Verfügung steht, wird die Windenergie in Form von Wasserstoff gespeichert: Der erzeugte Strom betreibt einen Elektrolyseur von Norsk Hydro, der so gewonnene Wasserstoff wird in einen Drucktank gepumpt. Die Windmessungen hätten gezeigt, dass der Wasserstoffvorrat nur für maximal drei Tage ausreichen muss, da Tage ganz ohne Energieertrag selten sind auf Utsira, erklärt Vera Ingunn Moe.
Die Akzeptanz des Projekts unter den Einwohnern der Insel sei sehr groß, berichtet Moe. Zwei bis drei Jahre sollen die Anlagen und deren Zusammenspiel nun getestet werden. Langfristig sei auch denkbar, den erzeugten Wasserstoff zusätzlich in anderen Systemen zu nutzen, beispielsweise in brennstoffzellengetriebenen Booten.
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