Neue Therapie bei Grünem Star: Mini-Implantate verhindern Erblindung

Jedes Jahr erblinden 1000 Deutsche aufgrund eines Glaukoms. Bei dieser chronisch fortschreitenden Augenerkrankung wird der Sehnerv meist durch einen erhöhten Augeninnendruck geschädigt. Der Druck entsteht, weil das Kammerwasser im Auge nicht mehr gut abfließen kann.

„Die meisten Patienten werden mit Tropfen behandelt, die den Augeninnendruck senken“, erklärt Professor Dr. med. Thomas Kohnen, Präsident der DOG und Direktor der Universitätsaugenklinik Frankfurt/Main im Vorfeld der DOG 2017. Helfen die Medikamente nicht, muss operiert werden, um eine Erblindung zu umgehen. Eine neue minimal-invasive Methode mit kleinen Implantaten vereinfacht den Glaukom-Eingriff nun und lässt das Kammerwasser effektiver abfließen.

Diese in der Medizin weltweit kleinsten Implantate werden mithilfe eines Mikroskops durch einen kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt. „Sie haben die Form winziger Röhrchen, nicht viel dicker als ein Haar, durch die das gestaute Kammerwasser aus dem Auge heraus geleitet wird“, erläutert DOG-Experte Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Mainz.

Die Augenchirurgen platzieren die Mini-Stents in die feinen Abflusskanälchen des Kammerwassersystems unter die Lederhaut oder unter die Bindehaut. Der Schnitt durch den Chirurgen ist so minimal, das er nicht genäht werden muss. Die Experten sprechen deshalb auch von „Minimalinvasiver Glaukomchirurgie“, kurz: MIGS.

„Von diesem schonenden Eingriff profitieren insbesondere hochbetagte Patienten und solche, bei denen Augeninnendruck senkende Tropfen nicht oder nur unzureichend wirken, die sie nicht vertragen oder die sie nicht täglich und korrekt anwenden können“, so Pfeiffer. Zudem können die Implantate im Rahmen einer Grauer-Star-Operation eingebracht werden – etwa 80 Prozent aller über 80-Jährigen leiden an einer solchen Linsentrübung, die einen Eingriff erforderlich macht.

„Die minimalinvasiven Glaukomimplantate können die extrem schwerwiegende Erblindung im hohen Alter, die auch heute noch in Deutschland vorkommt, verhindern“, betont Pfeiffer. Zudem entlaste sie Patienten in ihrer Therapie.

In Deutschland finden jährlich rund 60.000 Glaukom-Operationen statt. Anlässlich der DOG 2017 in Berlin weisen die Experten darauf hin, dass in den Industrienationen weiterhin die Dunkelziffer nicht erkannter Glaukomerkrankungen zu hoch ist. Durch Vorsorgeuntersuchungen und damit verbundene Früherkennung könnten viele Erblindungen vermieden werden.

Auf einer Pressekonferenz am 28. September 2017 in Berlin zur DOG 2017 erläutert Professor Norbert Pfeiffer gemeinsam mit anderen Experten aus der Augenheilkunde die Vorteile dieser neuen Therapie.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Terminhinweise:

Vorab-Pressekonferenz im Rahmen der DOG 2017
Termin: Donnerstag, 21. September 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4, Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin

Kongress-Pressekonferenz im Rahmen der DOG 2017
Termin: Donnerstag, 28. September 2017, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Estrel Congress & Messer Center Berlin, Raum Paris, Sonnenallee 225, 12057 Berlin

Thema u.a.
Minimainvasive Glaukomchirurgie: Weltweit kleinste medizinische Implantate verhindern Erblindung
Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer

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