Neue Antigene für Typ-1-Diabetes bestätigt

Grafische Darstellung einer Betazelle im Pankreas mit Autoantigenen, die bei Diabetes vorkommen können Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) am Helmholtz Zentrum München / Tanja Telieps

In Kooperation mit der Technischen Universität Dresden (CRTD und PLID) und des Instituts für Diabetes und Adipositas am Helmholtz Zentrum München (IDO) haben Forscher des Instituts für Diabetesforschung (IDF) als Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) neue Antigene auf ihre Verbindung zu Typ-1-Diabetes getestet.

Die Wissenschaftler untersuchten Patienten mit Typ-1-Diabetes kurz nach Krankheitsausbruch auf Antikörper gegen drei Proteine, die in Reparatur- oder Transportprozesse im Zellkern einbezogen sind– nämlich MLH1, NUP50 und PPIL2 – sowie auf Antikörper gegen den Translationsinitiationsfaktor MTIF3, der an der Herstellung von Proteinen der Mitochondrien (d. h. der „Zellkraftwerke“) beteiligt ist.

Die Wissenschaftler wollten einen näheren Einblick darüber gewinnen, wie eine Immunität oder – im Gegensatz dazu – eine erhöhte Empfänglichkeit für Autoimmunerkrankungen entsteht.

Die Blutanalyse erbrachte folgende Ergebnisse: Bei Patienten traten Autoantikörper gegen die vier neuen Antigene signifikant häufiger auf als bei den gesunden Kontrollpersonen. Hatten die Patienten einen HLA DR3-Genotyp, wiesen sie häufiger Antikörper gegen NUP50 auf. Hatten sie einen HLA DR4-Genotyp, fanden sich häufiger Antikörper gegen MLH1.

Neue Impulse für die Früherkennung von Typ-1-Diabetes?

Bislang liefert die Messung von Autoantikörpern gegen vier andere Antigene recht verlässliche Hinweise für die Früherkennung von Typ-1-Diabetes: Es handelt sich um Antikörper gegen das körpereigene Hormon Insulin, die Glutamat-Decarboxylase 65 (GAD65), die Tyrosin-Phosphatase (IA-2) und den Zink-Transporter 8 (ZnT8).

Da diese Antigene oftmals einen Autoimmunprozess in Gang setzen, der später in einen Typ-1-Diabetes münden kann, dienen sie bei Früherkennungsuntersuchungen wie zum Beispiel bei der Fr1da-Studie oder der NHS TrialNet Studie des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München als Immunmarker. Ihr Nachweis kennzeichnet ein asymptomatisches Frühstadium des Typ-1-Diabetes.

Autoantikörper gegen die neu entdeckten Antigene werden dagegen wohl vorläufig keine Anwendung bei Früherkennungsuntersuchungen für Typ-1-Diabetes finden, obwohl sie erwiesenermaßen mit ihm in Zusammenhang stehen. „Bei den neu entdeckten Antigenen handelt es sich um weniger bedeutsame Angriffsziele von diabetesspezifischen Autoantikörpern, da sie nur bei Subgruppen von Patienten auftreten“, so eine der Erstautorinnen, Tanja Telieps vom IDO.

Nichtsdestotrotz könnte das Auftreten der Antigene von Bedeutung für betroffene Patienten sein, wie Studienleiter Professor Ezio Bonifacio vom CRTD anmerkt: „Die bei einer Subgruppe von Patienten nachgewiesene Autoimmunität gegen einzelne Proteine, die in Verbindung zum Zellkern beziehungsweise den Mitochondrien stehen, könnte ein Hinweis auf eine systemische Autoimmunität sein. Damit wäre erstmals gezeigt, dass einige Patienten mit Typ-1-Diabetes zusätzlich Zeichen einer systemischen Autoimmunität aufweisen. Diese neue Erkenntnis könnte für die Aufklärung der Pathogenese des Typ-1-Diabetes von Bedeutung sein.“

Weitere Informationen:

Informationen zur Typ-1-Diabetes-Früherkennung:

Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München
Stichwort: Fr1da- und NHS-Studie
Tel.: 0800 8 28 48 68 (kostenfrei)
Mail: aziegler.idf@helmholtz-muenchen.de

Founded in 2006, the DFG Research Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD), Cluster of Excellence at the TU Dresden has passed the second phase of the Excellence Initiative which aims to promote top-level research and improve the quality of German universities and research institutions. The goal of the CRTD is to explore the human body's regenerative potential and to develop completely new, regenerative therapies for hitherto incurable diseases. The key areas of research include haematology and immunology, diabetes, neurodegenerative diseases, and bone regeneration. At present, eight professors and twelve group leaders are working at the CRTD – integrated into an interdisciplinary network of 87 members at seven different institutions within Dresden. In addition, 21 partners from industry are supporting the network. The synergies in the network allow for a fast translation of results from basic research to clinical applications. The CRTD is part of the Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB). www.crt-dresden.de / www.tu-dresden.de/cmcb

The Paul Langerhans Institute Dresden of the Helmholtz Center Munich at the University Clinic Carl Gustav Carus and Medical Faculty of TU Dresden (PLID) was founded in 2009 in the course of the establishment of the German Center for Diabetes Research e.V.. In January 2015, the PLID also became a satellite institute of the German Research Center for Environmental Health in Munich.
Since its establishment in 2009, nine professors and four independent group leaders could be recruited to join the PLID. This was possible due to intense collaborations between the PLID, the Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD), the Faculty of Medicine and the University Clinic Carl Gustav Carus and is also justified by the outstanding reputation of the Dresden Diabetes Research. The scientific focus of the PLID is on the molecular cell biology, the development, regeneration and protection of the beta cells of the islets of Langerhans in the pancreas for the therapy and the prevention of Type-1 and Type-2-Diabetes.

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Tanja Telieps, tanja.telieps@helmholtz-muenchen.de
Ezio Bonifacio, ezio.bonifacio@tu-dresden.de

Müller D, Telieps T, Eugster A, Weinzierl C, Jolink M, Ziegler A-G, Bonifacio E: Novel minor HLA DR associated antigens in type 1 diabetes. Clinical Immunology. doi.org/10.1016/j.clim.2018.07.001

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