Geographen erstellten virtuelles Oberflächenrelief für Jena


 Ein dreidimensionales, digitales Geländemodell des Saaletales von Zwätzen bis Lobeda haben Geographen der Friedrich-Schiller-Universität gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Stock & Partner entwickelt. Diese ungewöhnliche Ansicht auf Jena und seine romantische Tallage dient aber nicht ästhetischen Zwecken, sondern steht im Zusammenhang mit dem Naturschutzgroßprojekt „Orchideenregion Jena“. Das Team um Prof. Dr. Roland Mäusbacher und Dr. Martin Gude erstellte das Modell für eine Studie im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Geologie.

Dazu unternahmen die Wissenschaftler umfangreiche Geländeuntersuchungen und generierten die Grunddaten ihres Relief-Modells per EDV aus den Höhenlinien topographischer Karten. „Wir haben dabei mit einem Zehn-Meter-Raster gearbeitet“, erläutert Dr. Martin Gude, „und das Ergebnis ist die genaueste Darstellung des Oberflächenreliefs von Jena, die es im Augenblick gibt.“ Das Modell dient der Planungsgemeinschaft des Naturschutzgroßprojekts, um möglichst behutsam in die Natur- und Landschaftsgestaltung einzugreifen, damit die wertvollen Orchideen-Reservate erhalten bleiben.

Die Muschelkalkformation des Saaletals mit ihrer typischen Trockenrasenvegetation bietet den seltenen Orchideen eine ideale Lebensgrundlage. Allerdings ist die Vegetation einem beständigen Wandel unterworfen. Schon im frühen Mittelalter wurden die ehemals bewaldeten Hänge abgeholzt und zum Beispiel als Weidegrund für Ziegen und Schafe, die Südhänge auch für den Weinbau genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben aber viele Bauern auf und ließen große Areale brachliegen. “

Allmählich setzt nun wieder eine Verbuschung und Verwaldung ein, die den Trockenrasen überwuchern und so viele Orchideenarten über kurz oder lang verdrängen“, berichtet Gude. Deshalb wird im Rahmen des Naturschutzprojekts behutsam und gezielt mit der Axt angesetzt werden müssen. Allerdings sollen diese Maßnahmen sehr dezidiert geplant und vorbereitet werden, um keinen Schaden anzurichten. Denn dort, wo Wald und Buschwerk nötig sind, um Steinschläge und Hangrutsche zu verhindern, haben Holzfäller nichts zu suchen.

In dem Computermodell nun können die Wissenschaftler die Neigungswinkel und Gefälle exakt studieren, „so dass eventuelle Hanginstabilitäten vorauszusehen sind“, erklärt Gude. In einem nächsten Schritt will das Team im Institut für Geographie sogar eine Satellitenkarte über das Relief legen und eine Computer-Animation erstellen. Gude: „Dann können wir uns sogar auf einen virtuellen Spaziergang durchs Saaletal begeben und jeden Winkel aus allen erdenklichen Perspektiven studieren.“

Ansprechpartner:
Dr. Martin Gude
Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/948809; Fax: 03641/948 812
E-Mail: martin.gude@geogr.uni-jena.de

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