Die Zähne des Neandertalers
Die Menschheitsgeschichte ist kompliziert. Ein Hauptproblem besteht darin, die Menschenspezies differenzieren zu können. Zum Beispiel sind die Unterschiede in der DNA des modernen Menschen („Homo sapiens“) und der des Neandertalers (Homo neandertalensis) zu gering, um darauf schließen zu können, das es sich um verschiedene Spezies handelt. Spezies sind verschieden, wenn sie sich untereinander nicht reproduzieren können. Somit haben Wissenschaftler jahrelang versucht zu zeigen, dass das Wachstum von Neandertalern und Homo sapiens unterschiedlich ist: dies wäre ein indirekter Beweis für die verschiedenen Spezies gewesen.
Vor kurzem konnten CNRS Wissenschaftler des französischen Labors „Dynamik der menschlichen Entwicklung“ endlich beweisen, dass innerhalb des „Homo“ Genus der Neandertaler tatsächlich eine verschiedene Spezies vom modernen Mensch ist. Den Beweis dafür liefert die Zahnentwicklung.
Die Wissenschaftler haben mit Hilfe eines Mikroskops die Mikrostruktur des Zahnschmelzes von Homo sapiens und Homo neandertalensis analysiert: diese Mikrostruktur ist interessant, weil sie Informationen über die Zahnentwicklung und die Wachstumsgeschwindigkeit gibt: der Zahnschmelz verursacht nämlich, wenn er wächst, transversale Rillen, die jeden neunten Tag eine neue sogenannte Rentzius Rille bilden. Die Zahl und Neigung der Rentzius Rillen ermöglicht, die Wachstumsgeschwindigkeit des Zahnschmelzes und seine räumliche Ausdehnung zu determinieren.
Das Ergebnis ist eindeutig: die Neandertaler haben das schnellere Zahnwachstum: beinahe 15% Mal so schnell wie beim Homo sapiens. Es ist auch konsistent mit anderen Kenntnissen, laut deren Neandertaler im Alter von 15 Jahren bereits völlig ausgewachsen sind (für Schimpansen sind es 12 Jahre, für uns 18 Jahre).
Diese Arbeit wurde im renommierten Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
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Fernando Ramirez-Rozzi
Laboratoire Dynamique de l’Evolution Humaine, UPR 2147 du CNRS44
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