Sonne ersetzt schwindenden Schutzschild des Erdmagnetfelds
Hollywood hat ein Katastrophenszenario weniger: Der so genannte Sonnenwind soll die Erde vor dem tödlichen kosmischen Teilchenbeschuss retten, wenn der Schutz des schwindenden Erdmagnetfeldes zusammenbricht. Das zumindest meinen Münchner Forscher auf Grundlage von Modellrechnungen. Der Sonnenwind ist ein konstanter Strom elektrisch geladener Atomkerne von der Sonne. Er werde die Erde einhüllen und dabei ein Ersatzmagnetfeld erzeugen, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin «New Scientist» (Nr. 2447, S. 14). Die Feldstärke des Erdmagnetfeldes sinkt derzeit um fünf Prozent pro Jahrhundert.
«Das ist die schnellste Verringerung seit der letzten Polumkehr vor 730 000 Jahren», sagte der Münchner Forscher Harald Lesch dem «New Scientist». Das Erdmagnetfeld hat sich im Laufe der Erdgeschichte vielfach umgepolt, wie aus Sedimenten abzulesen ist. Während dabei der magnetische Nord- und Südpol die Plätze tauschen, kann die Feldstärke und damit der lebenswichtige Schutzschild drastisch schwinden. Zurzeit zeigt das Erdmagnetfeld mögliche Anzeichen einer nahenden Polumkehr, wie das Magazin schreibt: Es sinkt nicht nur die Feldstärke, der magnetische Nordpol ist in den vergangenen 200 Jahren auch um rund 1100 Kilometer gewandert.
In den Simulationen des Münchner Teams erzeugt der Sonnenwind beim Kippen des Erdmagnetfelds ein Ersatzfeld in der Ionosphäre, das sogar ebenso stark ist wie das Original. «Wir waren recht überrascht über diese Effektivität», kommentierte Lesch. Der Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität-München und seine Kollegen Guido Birk und Christian Konz haben ihre Modellrechnungen zur Veröffentlichung im Fachblatt «Astronomy & Astrophysics» eingereicht.
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