DFG fördert neun neue Forschungsgruppen und eine Klinische Forschungsgruppe

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet neun neue Forschungsgruppen und eine neue Klinische Forschungsgruppe ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats im Rahmen seiner Wintersitzung in Bonn. Die neuen Verbünde erhalten für zunächst drei Jahre insgesamt rund 28 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten der Projekte. Die Förderdauer beträgt grundsätzlich zweimal drei Jahre. Zusätzlich zu den zehn Einrichtungen wurde die Verlängerung von acht Forschungsgruppen und einer Kolleg-Forschungsgruppe für eine zweite Förderperiode beschlossen.

Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Kolleg-Forschungsgruppen wiederum sind speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten, sie können zudem zweimal vier Jahre gefördert werden. Im Ganzen fördert die DFG im Jahr 2018 damit 184 Forschungsgruppen, elf Klinische Forschungsgruppen und 14 Kolleg-Forschungsgruppen.

Die zehn neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)

Ein tieferes Verständnis von Massenverteilung und -transport im System Erde ist wichtig, um zentrale Fragen in den Forschungsbereichen der Hydrologie, Ozeanografie, Glaziologie, Geologie und Klimatologie zu analysieren. Die dafür notwendigen Informationen beziehen Forscherinnen und Forscher aus Satellitendaten, die das Schwerefeld der Erde beschreiben. Die Forschungsgruppe „New Refined Observations of Climate Change from Spaceborne Gravity Missions (NEROGRAV)” will nun neuartige Auswertungsmethoden und Modellierungsansätze entwickeln, mithilfe derer sich die durch Satellitenmissionen gewonnenen Daten noch präziser auswerten lassen. (Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Frank Flechtner, TU Berlin)

Ziel der Forschungsgruppe „Szenarien der Vergangenheit: Ein neuer theoretischer Rahmen für das generative episodische Gedächtnis“ ist es, eine Theorie des episodischen Gedächtnisses zu entwickeln, das auf Szenarien basiert. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass beim Erinnern vergangener Erlebnisse und Ereignisse nicht einfach gespeicherte Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen werden. Unter Verwendung verschiedener Gedächtnisinhalte wird vielmehr ein Szenario der Vergangenheit konstruiert, aus dem die gewünschte Information gewonnen wird. Die Forschungsgruppe untersucht daher die kognitiven und neuronalen Mechanismen hinter den konstruierten Szenarien, die das episodische Gedächtnis ausmachen. (Sprecher: Prof. Dr. Sen Cheng, Universität Bochum)

Im Zentrum der Arbeiten der Klinischen Forschungsgruppe „Phänotypische Therapie- und Immunresistenz in Krebs (PhenoTImE)“ steht das Melanom, eine bösartige Form des Hautkrebses, zusätzlich werden Tumore des Gehirns sowie der Bauchspeicheldrüse erforscht. Die Forschungsgruppe will über die verschiedenen Tumorarten hinweg vereinende Konzepte zur Tumorplastizität und der damit verbundenen Therapieresistenzentwicklung identifizieren und zugrunde liegende Mechanismen aufklären. Langfristig will sie mit der Diagnostik und der Kontrolle der Tumorplastizität einen neuen Ansatz für Tumorbehandlungen schaffen. (Sprecher: Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Universität Duisburg-Essen)

Die Rheumatoide Arthritis ist eine häufige, chronisch-entzündliche Erkrankung der peripheren Gelenke. Der vorrangige Fokus der bisherigen Forschung lag auf den Mechanismen, die der Gelenkentzündung und der damit einhergehenden Zerstörung des gelenknahen Knochens zugrunde liegen. Die Forschungsgruppe „PANDORA – Pathways triggering AutoimmuNity and Defining Onset of early Rheumatoid Arthritis” widmet sich nun der bisher unbeantworteten Frage, welche frühen Faktoren zur Krankheitsausprägung beitragen. Dabei nimmt sie auch exogene Faktoren wie beispielsweise Alkoholkonsum in den Blick. (Sprecher: Prof. Dr. Gerhard Krönke, Universität Erlangen-Nürnberg)

Um die klimatischen Folgen künftiger Vulkanausbrüche besser vorhersagen zu können, braucht es ein differenzierteres Verständnis der Effekte von Vulkaneruptionen auf das Klimasystem der Erde. Dieses will die Forschungsgruppe „Revisiting the Volcanic Impact on Atmosphere and Climate – Preparations for the Next Big Volcanic Eruption” erreichen. Ermöglicht werden die Untersuchungen durch erst seit Kurzem zur Verfügung stehende Methoden der konsistenten Modellierung auf einer großen Bandbreite von Skalen sowie durch die Nutzung verschiedenster neuer Satellitendaten. (Sprecher: Prof. Dr. Christian von Savigny, Universität Greifswald)

Eine in der medizinischen Soziologie und Public Health angesiedelte Forschungsgruppe befasst sich mit dem Thema „Institutionelle Kontexte, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten bei jungen Menschen. Ein Lebensphasenansatz“. Ausgangspunkt ist der statistisch gut dokumentierte Zusammenhang zwischen sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten bei Kindern und Jugendlichen, der ab dem Alter von sechs Jahren kaum noch auflösbar ist. Die Forschungsgruppe analysiert die zugrunde liegenden Mechanismen und will so die Ursachen für diesen Zusammenhang identifizieren. (Sprecher: Prof. Dr. Matthias Richter, Universität Halle-Wittenberg)

Physiker gehen davon aus, dass sich bei der Wechselwirkung von Licht mit dem Quantenvakuum bei höchsten Lichtintensitäten einige fundamentale physikalische Prozesse untersuchen lassen. Dies war jedoch mit der bislang vorhandenen Technologie nicht möglich. Die Forschungsgruppe „Probing the Quantum Vacuum at the High-Intensity Frontier” will stichhaltige theoretische Vorhersagen für diese Quantenvakuumprozesse erarbeiten und sie experimentell mithilfe moderner Hochleistungslaser und neuer Präzisionsmessverfahren erforschen. (Sprecher: Dr. Holger Gies, Universität Jena)

In der Forschungsgruppe „Amorphe molekulare Materialien mit extrem nichtlinearen optischen Eigenschaften“ untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Chemie und der Physik das physikalische Phänomen nichtlinearer optischer Eigenschaften – konkret die Emission von weißem Licht nach Bestrahlung mit einer Laserdiode. Langfristig wollen sie verstehen, welche Bedingungen die Substanzen zur Emission von weißem Licht erfüllen müssen, wie die Emission zustande kommt und wie man diese Eigenschaft noch weiter maßschneidern kann. (Sprecherin: Prof. Dr. Stefanie Dehnen, Universität Marburg)

Bislang wird der Schädigungszustand von Infrastrukturbauten wie Brücken bei Bedarf durch direkte Ultraschallsignale untersucht. Die Forschungsgruppe „Concrete Damage Assessment by Coda Waves (CoDA)” geht einen neuen Weg, indem sie die in den Geowissenschaften entstandene Methode der Codawellen-Analyse anwendet. So will sie eine neuartige Methode zur Bewertung der Sicherheit und Dauerhaftigkeit von Stahlbetonbauwerken entwickeln. (Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Christoph Gehlen, TU München)

Eine aus zahlreichen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Geografie bestehende Forschungsgruppe untersucht „Lokale Selbstregelungen im Kontext schwacher Staatlichkeit in Antike und Moderne“. Der Fokus liegt dabei auf der lokalen Ebene, da diese in der bisherigen Forschung wenig beachtet wurde. Anhand von Fallbeispielen aus dem Mittelmeerraum der Antike und dem globalen Süden der Gegenwart will die Forschungsgruppe eine vergleichende Analyse und typologische Erfassung lokaler Regelungsmuster vornehmen, um allgemein gültige Aussagen jenseits konkreter Zeiträume und Kulturen treffen zu können. (Sprecher: Prof. Dr. Rene Pfeilschifter, Universität Würzburg)

Die neun für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):

FOR „Bestimmung der Neutrino-Massenhierarchie mit dem JUNO-Experiment“ (Sprecher: Prof. Dr. Achim Stahl, RWTH Aachen) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/268668443

FOR „Diskursivierungen von Neuem. Tradition und Novation in Texten und Bildern des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ (Sprecher: Prof. Dr. Bernhard Huss, FU Berlin) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/265293505

FOR „G-Protein-Signalkaskaden: mit neuen molekularen Sonden und Wirkstoffen zu neuen pharmakologischen Konzepten“ (Sprecherin: Prof. Dr. Evi Kostenis, Universität Bonn) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/273251628

FOR „Integrierte Planung im öffentlichen Verkehr“ (Sprecherin: Prof. Dr. Anita Schöbel, Universität Göttingen) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/238487308

FOR „Plasticity versus Stability – Molecular Mechanisms of Synaptic Strength” (Sprecher: Prof. Dr. Matthias Kneussel, Universität Hamburg) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/278170285

Kolleg-FOR „Jewish Scepticism (HCAS-JS)” (Sprecher: Prof. Dr. Giuseppe Veltri, Universität Hamburg) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/267222884

FOR „Kalzium-Homöostase bei Neuroinflammation und -degeneration: Neue Ansatzpunkte für die Therapie der multiplen Sklerose?“ (Sprecherin: Prof. Dr. Ricarda Diem, Universität Heidelberg) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/262890264

FOR „Interaktionen an der Neurovaskulären Schnittstelle“ (Sprecher: Prof. Dr. Ralf H. Adams, Universität Münster) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/269353708

FOR „Crossing the Borders: The Interplay of Language, Cognition, and the Brain in Early Human Development” (Sprecherin: Prof. Dr. Barbara Höhle, Universität Potsdam) http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/258522519

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.

Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:
Ursula Rogmans-Beucher, Gruppe Qualitäts- und Verfahrensmanagement, Tel. +49 228 885-2726, ursula.rogmans-beucher@dfg.de

Zu den Forschungsgruppen der DFG:
www.dfg.de/for
www.dfg.de/kfo
www.dfg.de/kolleg_forschungsgruppen

http://www.dfg.de/for
http://www.dfg.de/kfo
http://www.dfg.de/kolleg_forschungsgruppen

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Magdalena Schaeffer idw - Informationsdienst Wissenschaft

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