Führende Röntgen- und Nanoforscher treffen sich in Hamburg

Die Anwendertreffen sind gefragte Foren zum Austausch und zur Diskussion über die Erforschung des Nanokosmos. Bild: European XFEL, Axel Heimken

Von Mittwoch an treffen sich rund 1100 führende Röntgen- und Nanoforscherinnen und -forscher aus 30 Nationen in Hamburg. Die Teilnehmer gehören zum großen Kreis der Nutzer der DESY-Röntgenlichtquellen PETRA III und FLASH sowie des 2017 eröffneten europäischen Röntgenlasers European XFEL und werden neue Ergebnisse, Untersuchungsmöglichkeiten und die Weiterentwicklung der Forschungslichtquellen diskutieren.

Die Metropolregion Hamburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einem weltweit einzigartigen Zentrum für die Erforschung des Nanokosmos entwickelt:

Mit der einmaligen Kombination von Großforschungsanlagen lassen sich neue Materialien auf atomarer Ebene erkunden, Struktur und Dynamik medizinisch relevanter Biomoleküle verstehen, chemische Reaktionen filmen und das Innere von Sternen und Planeten im Labor simulieren.

„Es handelt sich um die weltweit größte Zusammenkunft ihrer Art. Die hohe und immer noch steigende Teilnehmerzahl aus Deutschland und dem internationalen Umfeld zeigt die außergewöhnliche Bedeutung der Photonenquellen in Hamburg für eine breite interdisziplinäre Nutzung. Ich freue mich besonders, dass viele Hightech-Firmen an diesen Treffen teilnehmen“, sagt der Vorsitzende des DESY-Direktoriums Prof. Helmut Dosch.

„Die Nutzertreffen sind eine einzigartige Gelegenheit, die Erfolge, Herausforderungen und Höhepunkte des Forschungsbetriebs am European XFEL zu diskutieren sowie neue Kooperationen mit unseren Nutzern und Industriepartnern aus der Taufe zu heben“, ergänzt European-XFEL-Geschäftsführer Prof. Robert Feidenhans'l.

Die Röntgenlichtquellen bei DESY und European XFEL werden jedes Jahr von mehr als 2500 Gastforscherinnen und -forschern aus aller Welt genutzt, einmal im Jahr treffen sich die Nutzerinnen und Nutzer in Hamburg. Diese Nutzertreffen verzeichnen seit Jahren immer neue Teilnehmerrekorde.

„Der Nanokosmos birgt die Schlüssel zur Lösung zahlreicher aktueller Herausforderungen wie etwa einer klimaschonenden Energieversorgung, maßgeschneiderter Medikamente oder neuartiger Datenspeicher“, unterstreicht der DESY-Forschungsdirektor für die Forschung mit Photonen, Prof. Edgar Weckert. „Unsere Nutzergemeinde wird kontinuierlich größer und vielfältiger, und wir freuen uns, dass so viele kommen, um mit uns die Spitzenforschung zu diskutieren, die hier gemacht wird”, sagt der Wissenschaftliche Direktor des European XFEL, Prof. Serguei Molodtsov.

Im Fokus stehen in diesem Jahr unter anderem das erste Betriebsjahr des European XFEL und die Pläne zum Ausbau von DESYs Röntgenring PETRA III zum ultimativen 3D-Röntgenmikroskop PETRA IV.

Seit dem Betriebsbeginn im September 2017 haben bereits mehr als 500 Nutzerinnen und Nutzer den European XFEL genutzt, um an den ersten beiden Experimentierstationen zu forschen. Zwei weitere Experimentierstationen stehen seit Ende 2018 für die Forschung zur Verfügung, und die letzten beiden der für die Startphase vorgesehenen sechs Messstationen sollen in der ersten Jahreshälfte 2019 den Betrieb aufnehmen.

Damit hat sich die Kapazität für Experimente an der neuen Anlage dann in knapp zwei Jahren verdreifacht, wobei auch die Bandbreite der möglichen Experimente gewachsen ist. Die ersten veröffentlichten Ergebnisse zeigen das Potenzial der einzigartig schnellen Pulsrate des European XFEL für die Erforschung der atomaren Struktur und Dynamik von Biomolekülen.

DESYs nächstes großes Projekt PETRA IV „Next Generation“ wird ein höchstauflösendes Röntgenmikroskop, mit dem sich die innere Struktur von Proben in ihrer natürlichen Umgebung auf allen Größenskalen beobachten lassen wird, von Millimetern bis zu zehntel Nanometern. Es wird hundertmal detailreichere Bilder von Abläufen im Nanokosmos liefern, als es heute möglich ist, und damit an die Grenze des physikalisch Machbaren stoßen.

„Die Instrumente bei European XFEL und DESY ergänzen sich optimal, so dass wir unseren Nutzern bereits eine enorme Bandbreite an Untersuchungsmöglichkeiten für die atomare Struktur und Dynamik verschiedener Materialien auf unterschiedlichen Zeitskalen anbieten können. PETRA IV wird dieses Portfolio komplettieren. Insgesamt wird die Forschung an unseren Anlagen den Blick auf unsere Welt verändern!“, sagt Feidenhans'l.

In mehr als 30 Plenarvorträgen und 18 Satelliten-Workshops sowie auf über 350 wissenschaftlichen Postern tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Treffen drei Tage lang von Mittwoch bis Freitag über neue Entwicklungen aus. Begleitend zeigen rund 80 Firmen ihre hochspezialisierten Produkte für die Spitzenforschung auf einer Industriemesse.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen und Interviews zu führen. Einen Überblick über das Programm finden Sie hier: https://indico.desy.de/indico/event/21832/

European XFEL ist eine internationale Forschungsanlage der Superlative in der Metropolregion Hamburg, die völlig neue Einblicke in den Nanokosmos ermöglicht. Die gemeinnützige Organisation arbeitet eng mit dem Hauptgesellschafter DESY und weiteren internationalen Institutionen zusammen. Mit Kosten von 1,25 Milliarden Euro (Preisniveau 2005) für Bau und Inbetriebnahme und einer Länge von 3,4 Kilometern ist European XFEL eine der größten und ambitioniertesten europäischen neuen Forschungseinrichtungen.

Derzeit beteiligen sich zwölf Länder: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Schweden, die Schweiz, die Slowakei, Spanien, Ungarn und das Vereinigte Königreich. Deutschland (Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein) trägt 58 Prozent der Kosten für die Einrichtung, Russland 27 Prozent. Die anderen Partnerländer sind mit ein bis drei Prozent beteiligt.

DESY zählt zu den weltweit führenden Beschleunigerzentren und erforscht die Struktur und Funktion von Materie – vom Wechselspiel kleinster Elementarteilchen, dem Verhalten neuartiger Nanowerkstoffe und lebenswichtiger Biomoleküle bis hin zu den großen Rätseln des Universums.

Die Teilchenbeschleuniger und die Nachweisinstrumente, die DESY an seinen Standorten in Hamburg und Zeuthen entwickelt und baut, sind einzigartige Werkzeuge für die Forschung. DESY ist ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent von den Ländern Hamburg und Brandenburg finanziert.

https://www.desy.de/aktuelles/news_suche/index_ger.html?openDirectAnchor=1537&am… – Pressemitteilung im Web
https://indico.desy.de/indico/event/21832/ – Programm Nutzertreffen

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Dr. Thomas Zoufal idw - Informationsdienst Wissenschaft

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