AMBOS unterstützt im Kampf gegen Drohnen

Im Rahmen des Projekts AMBOS wurde eine multimodale Lösung zur Detektion und Abwehr anfliegender Drohnen entwickelt, die auf vier unterschiedlichen Sensoriken und drei Effektoren basiert. Fraunhofer FKIE

Insgesamt zwölf Partner aus Industrie, Forschung und Lehre waren an dem mit 2,9 Millionen Euro geförderten und im Februar 2017 gestarteten Forschungsvorhaben »Abwehr von unbemannten Flugobjekten für BOS (AMBOS)« beteiligt.

Auftrag des bi-nationalen Projekts war die Entwicklung je eines Demonstrators in Deutschland und Österreich zur Abwehr von Drohnen in definierten Sicherheitsbereichen. Die Koordination lag beim Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE in Wachtberg.

Im deutschen Konsortium waren weiterhin sechs zivile Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) als assoziierte Partner eng in die Entwicklung und Bewertung des Systems eingebunden: das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, die Länderpolizeien NRW und Baden-Württemberg, das Bayerische Landeskriminalamt und die Deutsche Hochschule der Polizei.

»AMBOS basiert im Wesentlichen auf Szenarien, in denen terroristische Kräfte Drohnen gezielt gegen Personen, Repräsentanten und Einrichtungen des Staates oder kritische Infrastrukturen einsetzen«, erläutert Verbundkoordinator und FKIE-Projektleiter Hans Peter Stuch.

»Mit steigender Drohnenanzahl am Himmel entstehen zudem immer häufiger Situationen, in denen Drohnen durch Unachtsamkeit, technischem Unverständnis oder sonstigen rechtswidrigen, aber nicht terroristisch motivierten Gründen in Flugverbotszonen einfliegen.«

Systemarchitektur und Projektergebnisse

Als einzig erfolgversprechend identifizierter Lösungsweg für ein zuverlässiges Detektions- und Abwehrsystem wurde im Projekt ein multimodaler Ansatz verfolgt. So detektiert der AMBOS-Demonstrator Bedrohungen aus dem Luftraum mittels vier unterschiedlicher Sensormodalitäten: Funk, Akustik, Elektrooptik/Infrarot und Radar.

Ziel der im Rahmen des Projekts vom Fraunhofer FKIE entwickelten Sensordatenfusion war es, die Vorteile der einzelnen Sensoriken durch intelligente algorithmische Kombination zu verstärken und die Nachteile zu eliminieren. Dies gelang: Die Detektionsrate erhöhte sich bei deutlich verminderter Falschalarmrate.

Gemäß Systemarchitektur werden die fusionierten Sensordaten anschließend zu einem ergonomisch gestalteten Lagebild zusammengesetzt. Das Bild unterstützt die Anwender bei der Entscheidung über die je nach Situation und Grad der Bedrohung auszuwählende aktive, verhältnismäßige Maßnahme der Intervention. Die Optionen reichen hier vom Stören der Funkfernsteuerung, Satellitennavigation oder Bordelektronik bis hin zum Abfangen der Drohne mittels eines Fangnetzes.

Damit die Anwender diese Entscheidungen künftig auf einer rechtssicheren Grundlage fällen können, wurden im Rahmen projektbegleitender Forschung auch rechtliche und ethische Aspekte zur Drohnenabwehr untersucht. Zahlreiche »weiße Flecken« wurden hierbei aufgedeckt, für die das bestehende Regelwerk noch keinen verbindlichen Rahmen vorgibt. Der Gesetzgeber ist aufgefordert, entsprechend nachzuregulieren.

Erfolgreiche Abschlussdemonstration

Mit intensiver Evaluierung und anschließender Demonstration vor zahlreichen Besuchern aus dem Kreis der deutschen Sicherheitsbehörden in Mosbach im Mai 2019 wurden die Möglichkeiten und Grenzen von AMBOS im Experiment untersucht. Die Vielfältigkeit der Sensorik als unverzichtbare Eigenschaft eines zuverlässigen Drohnenabwehrsystems zeigte sich dabei sehr deutlich.

Die einzelnen Sensortypen stellten ihre Stärken unter Beweis, offenbarten jedoch auch weniger optimale Einsatzmöglichkeiten. Insgesamt wiesen jedoch fast alle der im Rahmen von AMBOS entwickelten oder weiterentwickelten Komponenten im Zusammenspiel mit dem Kernsystem aus Datenfusion, Lagedarstellung und Entscheidungsunterstützung gute Performanz auf.

»Im Rahmen von AMBOS konnte ein produktnaher Demonstrator realisiert werden, dessen offene Schnittstellen den Anschluss grundsätzlich aller Arten von Sensoren und Effektoren erlauben«, bewertet Verbundkoordinator Stuch das Projektergebnis.

»Für die Vermarktung bedürfen alle Komponenten überwiegend noch einer spezifischen Steigerung der Produktreife. Hierzu sind jetzt die Industriepartner aufgerufen. Gemeinsame wie individuelle Vermarktungsmöglichkeiten stehen dabei offen.«

Hans Peter Stuch
Verbundkoordinator AMBOS
Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE
Abteilung Kommunikationssysteme
Telefon: +49 228 9435-850
E-Mail: hans-peter.stuch@fkie.fraunhofer.de

https://www.fkie.fraunhofer.de/de/Pressemeldungen/ambos-abschluss.html
https://www.fkie.fraunhofer.de/de/forschungsabteilungen/kom/ambos.html
https://www.sifo.de/files/Projektumriss_AMBOS.pdf

Media Contact

Christina Haberland Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Genetische Analyse zeigt neue Risikofaktoren für Depression in verschiedenen Bevölkerungsgruppen

Globale Studie identifiziert Gene für Depressionen in verschiedenen Ethnien

Neue genetische Risikofaktoren für Depression wurden erstmals in allen großen Weltbevölkerungen identifiziert und ermöglichen es Wissenschaftler*innen, das Risiko für Depression unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit vorherzusagen. Die bislang größte und…

Teilnehmer des Gesundes Lebensstilprogramms zur Bewältigung chronischer Kreuzschmerzen

Zurück zu den Grundlagen: Gesunder Lebensstil reduziert chronische Rückenschmerzen

Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich sind weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen, wobei viele Behandlungen wie Medikamente oft keine dauerhafte Linderung bieten. Forscher des Centre for Rural Health der Universität Sydney…

3D-Tumormodell für Retinoblastomforschung mit Fokus auf Tumor-Umgebungs-Interaktionen.

Retinoblastom: Aufschlussreiche Untersuchung von Tumorzellen der Netzhaut

Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen hat ein neues Zellkulturmodell entwickelt, mit dem die Wechselwirkungen zwischen Tumorzellen und ihrer Umgebung beim Retinoblastom besser untersucht…