Neue Werte des Frühwarninstruments – IMK-Konjunkturindikator: Rezessionswahrscheinlichkeit spürbar rückläufig

Zwar ist die statistische Streuung im Indikator – sie spiegelt die Verunsicherung vieler Wirtschaftsakteure wider – mit 18 Prozent weiterhin relativ hoch. Der starke Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit sorgt aber dafür, dass das nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Frühwarnsystem von „rot“, was in den vergangenen Monaten eine akute Rezessionsgefahr anzeigte, auf „gelb-rot“ (erhöhte konjunkturelle Unsicherheit) zurückschaltet.

In den vergangenen Monaten konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Deutschland eine (technische) Rezession durchläuft. Nun steigt laut IMK die Chance, dass die deutsche Wirtschaft die aktuelle Flaute ohne eine tatsächliche Rezession übersteht.

Der Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit basiert nach Analyse des IMK in erster Linie auf der Belebung bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland. Auch das Exportwachstum fiel zuletzt kräftiger aus als erwartet, und die Aktienkurse waren nach Entspannungssignalen im Handelskonflikt der USA mit China aufwärtsgerichtet. Die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen wirkten ebenfalls positiv auf den Indikator.

Die Forscher warnen davor, die Aufhellung schon als Trendwende zum Besseren zu interpretieren. Die weltwirtschaftliche Lage bleibe trotz einiger positiver Signale aus der US-Regierung fragil. Sollten die aktuell vorherrschenden positiveren Erwartungen enttäuscht werden, etwa durch eine Zuspitzung im Handelskonflikt der USA mit der EU, „droht ein „konjunktureller Rückprall“, sagt IMK-Experte Dr. Thomas Theobald.

Vielmehr stünden die neuen Ergebnisse im Einklang mit der aktuellen Konjunkturprognose des IMK, nach der das durchschnittliche Wachstum der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr nur knapp oberhalb der Stagnationsschwelle liegen dürfte, wenn man um die höhere Zahl der Arbeitstage bereinigt.

Gleichwohl sei der aktuelle Trend positiv, betont Prof. Dr. Sebastian Dullien, der Wissenschaftliche Direktor des IMK: „Die aktuellen Daten zeigen die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft dank der kräftigen Inlandsnachfrage“, so Dullien. „Ohne den kräftigen Konsum, den boomenden Wohnungsbau und die steigenden Staatsausgaben wäre Deutschland angesichts der Industrieschwäche längst in einer tiefen Rezession mit spürbaren Jobverlusten.“

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt.

Dr. Thomas Theobald
IMK, Experte für Finanzmärkte und Konjunktur
Tel.: 0211-7778-215
E-Mail: Thomas-Theobald@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: presse@boeckler.de

Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.boeckler.de/imk_38710.htm

Zur aktuellen IMK-Konjunkturprognose: https://www.boeckler.de/117819_121955.htm

Media Contact

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Torffreie Blumenerde soll Moore schützen

Herkömmliche Blumenerden und andere Gartensubstrate enthalten meist Torf, der aus Mooren gewonnen wird. Der Torfabbau setzt jedoch große Mengen CO2 frei. Um Moore, die darin vorhandene Artenvielfalt und das Klima…

Erwärmung verschärft Sauerstoffmangel in der westlichen Ostsee

Steigende Wassertemperaturen zehren Erfolge bei der Nährstoffverringerung auf. Überdüngung und steigende Wassertemperaturen setzen der Ostsee immer mehr zu: Sie führen zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel in den tieferen Wasserschichten, was viele…

Die Nachtschwärmer ins Licht holen

Interdisziplinäre Forschungsgruppe unter Leitung der Friedrich-Schiller-Universität Jena beginnt bundesweites Projekt zum Nachtfalter-Monitoring mit KI-Auswertung. Sie tragen so exotische Namen wie Gammaeule, Weinschwärmer, Schönbär oder Frostspanner und sie leben weitestgehend im…