Herz, Auge, Haut: Innovative Medizintechnologien für Volkskrankheiten
Medien-Seminar von Aktion Meditech in Hamburg
„Was Patienten heute wissen müssen“ – unter diesem Motto führte Aktion Meditech kürzlich in Hamburg ein Medien-Seminar zu Innovationen der Medizintechnologie durch. Ärzte verschiedener Fachrichtungen stellten den Journalisten neue Verfahren und aktuelle Studienergebnisse zur Behandlung von Herz-, Augen- und Hautkrankheiten vor. Zugleich wiesen die Ärzte daraufhin, dass diese Verfahren aus Budgetgründen längst nicht allen Patienten zur Verfügung stehen. „Patienten müssen aggressiver werden, ihre Rechte einfordern und den Ärzten zeigen, dass sie informiert sind“, so der eindringliche Appell von Prof. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Med. Klinik II (Kardiologie) am Marienhospital der Uniklinik Bochum. Was es heißt, nach einem oft langen Leidensweg die richtige Behandlung und damit mehr Lebensqualität zu erhalten, berichteten drei Patienten aus eigener Erfahrung. Problematisch: Neue, wirkungsvolle Therapien werden vielen Kranken aus Kostengründen vorenthalten, obwohl Innovationen oft nur auf den ersten Blick teurer sind, langfristig aber sogar Kosten sparen können. Ein Beitrag aus dem Publikum brachte es auf den Punkt: „Geiz ist geil – diese Tendenz hat im Gesundheitssystem fatale Folgen!“
Hightech für kranke Herzen
Neueste Entwicklungen in der Kardiologie stellte Prof. Hans-Joachim Trappe vor. Als Revolution gelten die medikament-freisetzenden Stents zur Behandlung von koronarer Herzkrankheit. Stents stützen die Wände von verengten Herzkranzgefäßen, nachdem diese geweitet wurden. Während bei herkömmlichen Stents die Gefahr der Wiederverengung relativ groß ist (ca. 25 Prozent der Fälle!), halten die neuen Stents durch Abgabe bestimmter Wirkstoffe die Gefäße dauerhaft offen (in ca. 90 Prozent der Fälle). So werden Herzinfarkte und Bypass-Operationen verhindert und Folgebehandlungen reduziert. Hochaktuell ist auch die Entwicklung der Telekardiologie: Sie ermöglicht die kontinuierliche Fernüberwachung von Trägern von Herzschrittmachern und Defibrillatoren und schafft so mehr Therapie-Sicherheit für Arzt und Patient.
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist die oft unterschätzte Herzinsuffizienz, bei der das Herz nicht mehr genug Kraft hat, den ganzen Organismus mit Blut zu versorgen. Allein in Deutschland leiden 1,3 Mio. Menschen an Herzmuskelschwäche. Die Hälfte der schwer betroffenen Patienten versterben innerhalb von zwölf Monaten, wenn sie nicht richtig behandelt werden. Prof. Trappe dazu: „Die Antwort auf die schwere Herzinsuffizienz ist die kardiale Resynchronisations-Therapie, kurz CRT. Wir können den plötzlichen Herztod sicher verhindern und die Lebensqualität vieler Patienten deutlich erhöhen, wenn wir das Pumpversagen angehen und die Herzschwäche behandeln.“ Die CRT ist ein implantiertes Schrittmachersystem, das den gestörten Rhythmus der Herzkammern wieder herstellt und, wenn es mit einem Defibrillator kombiniert ist, auch den plötzlichen Herztod verhindert. Die Ergebnisse der aktuellen COMPANION-Studie (*) belegen die hervorragende Wirksamkeit der CRT. Herzpatient Karl Heinz J. bestätigte dies in Hamburg auf eindrucksvolle Weise – dank CRT wurde die Pumpfähigkeit seines Herzens von 15 % auf heute 53 % gesteigert: „Heute kann ich wieder Treppen steigen und lange Spaziergänge machen. Früher musste ich mehrmals im Jahr für einige Wochen in die Klinik – seit der Operation im Jahr 2000 habe ich kein Krankenhaus mehr von innen gesehen!“
Multifokallinsen für optimales Sehvermögen
Dr. med. Kaweh Schayan-Araghi, Augenchirurg der ARTEMIS-Klinik (Dillenburg / Frankfurt), referierte über Operationen zur Beseitigung des Grauen Stars und zu den guten Resultaten, die mit dem Einsatz von Multifokallinsen erzielt werden. Der Graue Star kann ausschließlich durch Operation erfolgreich behandelt werden. Dieser Eingriff ist die häufigste am menschlichen Körper vorgenommene Operation und für die Patienten nahezu belastungsfrei. Dabei wird die eingetrübte Augenlinse per Ultraschall zerkleinert und durch eine künstliche Linse ersetzt. Standardmäßig werden faltbare Intraokularlinsen eingesetzt. Multifokallinsen (Mehrstärkenlinsen) sind diesen Standardlinsen jedoch deutlich überlegen, weil sie nicht nur die natürliche Linse ersetzen, sondern zugleich Fehl- und Alterssichtigkeit korrigieren. 80 Prozent der Patienten benötigen nach der Implantation nicht einmal mehr eine Lesebrille!
Die mit 34 Jahren ungewöhnlich junge Star-Patientin Anne G. erzählte: „Innerhalb kurzer Zeit sah ich alles nur noch Grau in Grau. Seit der Operation sehe ich viel klarer und intensiver, es ist wie ein neues Leben! Früher musste ich immer die Kontaktlinsen einsetzen und herausnehmen, das entfällt bei den implantierten Multifokallinsen – sehr angenehm!“ Private Kassen übernehmen die Kosten für Multifokallinsen, und in manchen Bundesländern (**) gibt es für gesetzlich Versicherte die Möglichkeit der Zuzahlung (300–500 € pro Auge bzw. Linse). Auch in anderen Bundesländern laufen Verhandlungen mit den Krankenkassen, um die Zuzahlung für bessere Linsen zu ermöglichen. Dr. Schayan dazu: „Was beim Zahnarzt schon lange selbstverständlich ist, sollte auch in der Augenheilkunde möglich sein!“
Tropisches Klima hilft Wunden heilen
Chronische Wunden sind ein großes und leider verdrängtes Problem des Gesundheitswesens. Ca. 4 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter diabetischem Fuß, offenen Beinen oder Druckgeschwüren. Eine Wunde, die innerhalb von acht Wochen nicht abheilt, gilt als chronisch. Die Behandlung solcher Wunden ist wirtschaftlich unattraktiv und wird daher oft vernachlässigt. Lösungswege aus dieser Situation zeigte Priv.-Doz. Dr. med. Eike Sebastian Debus, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie am AK Harburg, auf: „Zwei Faktoren sind ausschlaggebend, damit sich hier etwas ändert: Die Bildung von spezialisierten Wundzentren und der fachgerechte Einsatz feuchter Wundversorgung.“ Im Gegensatz zum klassischen Trockenverband begünstigen hydroaktive, also feuchte Auflagen und Verbände die körpereigenen Heilungsmechanismen. Feuchtigkeit schützt die Wunde vor Austrocknung und Auskühlung, sichert den Gasaustausch und ist undurchlässig für schädliche Bakterien. Feuchte Wundverbände beschleunigen die Heilung und müssen zudem viel seltener gewechselt werden als herkömmliche. Der Leidensweg zahlloser Patienten würde verkürzt, wenn sie die richtige Behandlung erhielten!
Aus eigener Erfahrung sprach der 59-jähriger Diabetiker Jürgen G.: Ein kleiner Riss am Fuß entwickelte sich zu einer extrem schmerzhaften, offenen Wunde. Nach jahrelanger erfolgloser Behandlung durch den Hausarzt fuhr er in das 40 km entfernte Wundzentrum im Krankenhaus Aurich. Hier wurde die Wunde fachgerecht versorgt und konnte so innerhalb weniger Monate vollständig abheilen. Der Rat des Patienten: „So früh wie möglich zum Spezialisten gehen!“
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