Computerchips künftig aus organischem Material?
Das Forscherteam von Prof. Dr. Bertram Batlogg (ETH Zürich), mit Dr. Christian Kloc und Dr. Jan Hendrik Schön (beide: Bell Labs, Lucent Technologies, New Jersey/USA) erhält den mit 100.000 D-Mark dotierten Braunschweig Preis. Das Team wird für die Entwicklung von hochinnovativen elektronischen und opto-elektronischen Bauelementen aus organischen Materialien ausgezeichnet.
Oberbürgermeister Werner Steffens gab die Entscheidung des Rates der Stadt am Mittwoch, 20. Juni, bekannt.
Die Entwicklungsergebnisse der Gruppe seien von grundlegender Bedeutung für Forschung und Wirtschaft. „Sie werden von Gutachtern als faszinierend und geradezu bahnbrechend beschrieben“, fasste Braunschweigs Erster Stadtrat Dr. Udo Kuhlmann die Begründung zusammen. Prof. Batlogg und seine Partner haben durch die Entwicklung einer Reihe neuartiger elektronischer Bauelemente den Weg für die Ergänzung der gängigen Silizium-Halbleitertechnologie freigemacht. Wirtschaft und Forschung stehen damit völlig neue technische und wirtschaftliche Anwendungsmöglichkeiten offen. Das Spektrum reicht von Gebrauchsgegenständen des Alltags, z. B. „intelligenten Etiketten“, bis hin zu den höchsten Ebenen der Physik, wie z. B. der Herstellung neuartiger „Supraleiter“, die als Grundelemente für den „Quantencomputer“ benötigt werden oder dünne Folien, die zusammengerollt und als Bildschirme an die Wand geheftet werden können. Im Vergleich zur Herstellung von Silizium werde bei den neuen Produkten wesentlich weniger Energie benötigt. Ein nachhaltiger Nutzen sei nicht nur unter ökonomischen, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten gegeben.
Die Entscheidung für die von Prof. Batlogg geleitete Gruppe traf der Rat der Stadt Braunschweig gestern abend. Der offizielle Festakt erfolgt während des zweiten Kongresses „Lebenswelten für Morgen“ am 8. und 9. Oktober 2001. Die Technische Universität und die Stadt Braunschweig richten zur Preisverleihung einen zweitägigen Kongress aus, in diesem Jahr über „Life Cycle Engineering and Industrial Ecology“. Der Kongress wird von der Braunschweig-Stiftung, der Deutschen Städte-Medien GmbH und der Stiftung NORD/LB-Öffentliche unterstützt.
Der Braunschweiger Forschungsbeirat hatte unter 120 Bewerbungen aus dem In- und Ausland vier Kandidaten ausgewählt, die ihr Projekt der Jury vorstellten. Die u. a. mit Prof. Hans-Jürgen Warnecke (Fraunhofer-Gesellschaft), Prof. Karl Joachim Ebeling (Infineon AG), Ferdinand Piëch (Volkswagen AG), Thomas Oppermann (Nieders. Wissenschaftsminister) und Fritz Brickwedde (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) besetzte Jury hat sich einhellig dafür ausgesprochen, der Batlogg-Gruppe den Preis zu verleihen.
Der Rat der Stadt hatte Ende 1997 beschlossen, den Braunschweig Preis in zweijährigem Turnus international auszuloben. „Die Stadt Braunschweig will mit diesem Preis innovative anwendungsnahe Forschungsprojekte unterstützen“, so Oberbürgermeister Werner Steffens, „die wirtschaftlichen Nutzen bringen und zu einem effizienten Einsatz natürlicher Ressourcen beitragen“. Es ist der höchstdotierte Forschungspreis einer deutschen Stadt.
Weitere Informationen: Tel.: +49(0)531.470-4100
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