Prostata-Krebsfrüherkennung optimieren

Deutsche Krebshilfe finanziert Konsensus-Konferenz

Am Montag, dem 18. Juni 2001, trafen sich internationale Experten in Frankfurt zur Konsensus-Konferenz „Früherkennung des Prostata-Karzinoms“. Das Thema ist von großer Bedeutung: Früh erkannte Krebserkrankungen der Prostata sind heilbar, während ein im Spätstadium erkannter Tumor weniger gute Überlebenschancen bietet. Die Experten einigten sich auf Eckdaten zur Früherkennung, die in den nächsten Monaten in eine Leitlinie umgesetzt werden sollen. Dazu gehören die Empfehlung, generell bei Männern zwischen 50 und 75 Jahren eine Bestimmung des PSA-Wertes durchzuführen sowie die Forderung, die Öffentlichkeit besser über die Früherkennung des Prostatakrebses aufzuklären. Die Deutsche Krebshilfe stellte 50.000 Mark für die Durchführung der Konsensus-Konferenz bereit.

„Nach wie vor nehmen die meisten Männer ihren Körper nicht ernst genug“, konstatierte der Leiter der Konsensus-Konferenz in Frankfurt, Professor Dr. Herbert Rübben, Direktor der Urologischen Klinik der Uniklinik Essen. Nur etwa jeder sechste Mann geht regelmäßig zur Krebs-Früherkennungsuntersuchung, und anders als beispielsweise in den USA kennt kaum jemand „seinen“ PSA-Wert. PSA (Prostata-spezifisches Antigen) ist ein Eiweiß, das bei Erkrankungen der Prostata vermehrt im Blut nachweisbar ist. Ein Wert, der über 4 ng/ml liegt, muss weiter abgeklärt werden. Darauf einigten sich die Fachleute aus der Urologie, Chirurgie, Pathologie, Klinischen Chemie und Epidemiologie, die einen Tag lang in Frankfurt über das Thema Prostata-Krebsfrüherkennung diskutierten. In anderen Ländern gilt schon ein Wert von 3 ng/ml als verdächtig, doch hierfür sind die wissenschaftlichen Daten nicht überzeugend genug, so die Experten. Bislang wird in Deutschland im Rahmen des Krebs-Früherkennungsprogramms der gesetzlichen Krankenkassen nur die Tastuntersuchung der Prostata (digital-rektale Untersuchung) angeboten. Diese Untersuchung allein bietet nach Ansicht der Fachleute jedoch keine ausreichende diagnostische Sicherheit.

Zur Diagnosestellung muss eine Gewebe-Entnahme (Biopsie) durchgeführt werden. Das Gewebe sollte aus mindestens sechs verschiedenen Regionen der Vorsteherdrüse entnommen und gründlich vom Pathologen untersucht werden. „Eine Biopsie ist zwar nicht ungefährlich und sollte möglichst unter Antibiotika-Schutz durchgeführt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Doch ohne Biopsie bekommen wir keine Klarheit“, so Professor Rübben. Werden bei der Gewebe-Untersuchung Krebszellen gefunden, so müssen Arzt und Patient gemeinsam entscheiden, welche Behandlungsform im individuellen Fall die richtige ist. Karzinome, die auf die Drüse begrenzt sind, sollten operiert oder bestrahlt werden. Hat die Krebserkrankung sich schon in die Nachbarorgane ausgebreitet oder im Körper Tochtergeschwülste abgesiedelt, so hilft meist nur eine Hormon-Behandlung oder Chemotherapie.

„Schon bei der Früherkennungsuntersuchung sollten die Männer über alle Konsequenzen aufgeklärt werden“, forderte Christian Ligensa, stellvertretender Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Prostatakrebs-Selbsthilfe, bei der Konsensus-Konferenz. „Wenn man uns Männern die Angst nimmt, in dem die Ärzte uns klar und verständlich darüber informieren, was auf uns zukommen könnte und welche Alternativen wir haben, dann werden in Zukunft sicherlich viel mehr Männer die Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen“, vermutet Ligensa. Daher wurde die Forderung in den Konsensus-Katalog aufgenommen, die Öffentlichkeit umfassend über Prostatakrebs zu informieren und das Problem offensiv anzugehen.

„Wir sind davon überzeugt, dass die Konsensus-Konferenz die Grundlage für eine zügige Leitlinien-Entwicklung gelegt hat“, führte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, aus. Leitlinien dienen dazu, den Ärzten eine wissenschaftlich abgesicherte Richtschnur für ihr Handeln zu geben. Ein Arzt, der bei der Diagnostik und Therapie anders vorgeht als in einer Leitlinie vorgeschlagen, muss im Zweifelsfall seine Gründe für das Abweichen darlegen. Außerdem erleichtern Leitlinien es den Ärzten und Krankenkassen zu entscheiden, welche Untersuchungen von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden sollten. „Die Leitlinie soll bis Ende des Jahres fertig gestellt und im Internet sowie in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht werden“, sagte Professor Rübben in Frankfurt. Jeder interessierte Mann kann sich dann noch umfassender über Prostata-Krebs und die Früherkennung informieren und selbst entscheiden, wann und von wem er sich untersuchen lassen möchte.

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Dr. med. Eva M. Kalbheim-Gapp idw

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