Energiepflanzen effektiver nutzen
Verbraucherministerium fördert Projekt der Uni Kassel
„Energiepflanzen haben das Zeug zu einem echten Standbein für die Landwirtschaft“, zeigte sich Staatssekretär Berninger bei der Übergabe des Zu-wendungsbescheids in Frankenhausen überzeugt, „das Verfahren von Prof. Scheffer bietet dafür besondere Möglichkeiten“.
Wer feste und flüssige Anteile von Energiepflanzensilage trennt, kann sie effektiver energetisch nutzen. Diese Theorie will Prof. Dr. Konrad Scheffer von der Uni Kassel mit Unterstützung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) unter Beweis stellen. Während der Presssaft in einer Biogasanlage verstromt wird, soll der Presskuchen pelletiert und zu Heizzwecken genutzt werden. Parlamentarischer Staatssekretär Matthias Berninger vom Bundesverbraucherschutzministerium übergab am 4. Juli den Zuwendungsbescheid für das Projekt.
Mit Getreide, Raps oder Mais kultiviert Scheffer zwar ganz herkömmliche Anbaufrüchte. Mit einem speziellen Anbausystem sorgt er jedoch für besonders hohe Erträge. Beim Zweikulturnutzungssystem wachsen auf einem Acker nicht nur mehrere Anbaufrüchte in Mischung, nach der ersten frühen Ernte wird im gleichen Jahr auch noch für eine zweite Ernte ausgesät. Da immer die ganze Pflanze geerntet wird, ist der Reifezeitpunkt nebensächlich, allein auf die Biomasseerträge kommt es an. Positiver Nebeneffekt des Systems: Da die Fläche ganzjährig bestanden ist, kommt es kaum zu Erosion und Nährstoffaustrag und auch Pflanzenschutzmittel sind nicht nötig.
Das Nutzungskonzept soll sich für den Landwirt aber in erster Linie ökonomisch lohnen. „Nur wenn wir feste und flüssige Phase trennen, können wir die in der Silage gebundene Energie optimal nutzen“ ist Scheffer überzeugt. Über eine Schneckenpresse will er daher nährstoffreichen Presssaft für die Biogasanlage und mineralstoffarmen Presskuchen für die anschließende Pelletierung und Verbrennung gewinnen. Da es ihm darum geht, möglichst große Anteile der in der Landwirtschaft vorhandenen Biomassen zu nutzen, soll der Silage auch gehäckseltes Stroh beigemischt werden.
Der Trick dabei sind die Synergien, die sich aus dem Verfahren ableiten lassen. Für die Biogasanlage sind die in der Silage enthaltenen Rohfasern und Lignine nämlich störend. Wird nur der nährstoffreiche Presssaft genutzt, kann die Biogasanlage erheblich effektiver und schneller arbeiten. Die Verbrennung von Biomasse wiederum läuft effektiver, wenn die natürlich enthaltenen Mineralstoffe vorher herausgelöst werden. Auch das sollen Silierung und Pressung bewirken. Ziel des Vorhabens ist es außerdem auszuloten, wie das zur Pressung bestimmte Substrat so vorbereitet werden kann, dass die Rezepturen für Saft und Kuchen im jeweiligen Verfahren optimale Erträge bringen. Nicht nur mit dem Erntezeitpunkt will Scheffer dazu experimentieren, auch das Zumischen von Presssaft aus vorherigen Pressvorgängen oder von Enzymen zur Silage könnte Erfolge bringen.
Da der Presskuchen mit einer Restfeuchte von 40 bis 60 Prozent für die Pelletierung nicht nutzbar ist, wird er mit die Abwärme der Biogasanlage erst getrocknet. Danach sollen die Feststoffe zu Pellets gepresst und in Pelletheizungen zum Einsatz kommen.
Staatssekretär Berninger zeigte sich begeistert von der Verzahnung ökologischer und ökonomischer Aspekte. „Mit dem vorgeschlagenen Aufbereitungsverfahren gelingt es, den größten Teil der Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu behalten,“ sagte er. „Und genau das ist unser Ziel bei der Förderung der Bioenergie“. In welcher Form die im Rahmen des Vorhabens gewonnenen Erkenntnisse zur Umsetzung kommen, wird sich im Juni 2006 zum Abschluss des Projekts zeigen. Sicher ist schon heute, dass Energiepflanzen in der Lage sind, ihren guten Teil zur Energieversorgung in Deutschland beizutragen.
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