Frühwarnung vor Erdbeben von französischem Satellit

Erdbeben schlagen meist unerwartet zu: Trotz jahrzehntelanger Forschung gibt es noch keine Frühwarnung vor Beben, die in manchen Regionen doch auf einen Schlag Tausende töten können. Der französische Satellit «Demeter» könnte über einen bislang wenig untersuchten Weg solche Vorwarnungen künftig erleichtern: Elektromagnetische Turbulenzen in der Ionosphäre über dem Planeten Erde gehören möglicherweise zu den wichtigen Hinweisen auf ein bevorstehendes Beben. Der Ende Juni gestartete «Demeter» beginnt an diesem Mittwoch mit seinen wissenschaftlichen Messungen.

Ein mit 8,3 äußerst starkes Erdbeben in Chile im Mai 1960 hat die Geophysiker auf die Spur der elektromagnetischen Turbulenzen gelenkt, die sechs Tage vorher gemessen worden waren. Auch einige Tage vor einem Erdbeben 1964 in Alaska gab es über dem Gebiet elektromagnetische Turbulenzen in der etwa 60 Kilometer über der Erde beginnenden Ionosphäre.

«Bevor die Erde bebt, hustet schon die Ionosphäre», auf diese Formel bringen die Geophysiker ihre bisherigen Erkenntnisse. Der 17 Millionen Euro teure «Demeter», so benannt nach der griechischen Göttin des Erdsegens, wird dieses Naturphänomen aus einer etwa 700 Kilometer hohen Erdumlaufbahn beobachten und dabei nebenbei auch Karten von der elektromagnetischen «Verschmutzung» der Ionosphäre durch Stromleitungen und Telekomaktivitäten anlegen. Insgesamt 35 Forscherteams aus aller Welt, darunter aus den USA, Japan und Indien, beteiligen sich an dem Projekt. Vor allem müssen sie dabei die «Demeter»-Daten mit den gleichzeitigen Erdbebenmessungen vergleichen.

«Von allen Anzeichen, die es vor einem starken Beben gibt, sind solche beobachteten Veränderungen im Magnetfeld die faszinierendsten, aber auch am meisten umstrittenen», erklärt die Weltraumorganisation der Franzosen (CNES). Laborexperimente haben zwar gezeigt, dass mit den ersten Minirissen in der Erdkruste elektrische Felder entstehen, eingehend studiert wurde dieses Phänomen im Weltraum aber noch nicht. «Wir wissen noch viel zu wenig darüber, was sich abspielt», erläutert der CNES-Geophysiker Michel Parrot. «Es wurden auch Erdbeben beobachtet, ohne dass es die vermuteten „Signale“ im Weltraum gegeben hat.»

Der nur 130 Kilogramm schwere «Demeter» (Detection of Electro-Magnetic Emissions Transmitted from Earthquake Regions) wird in den nächsten zwei Jahren geschätzte 400 Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 5,0 überfliegen. Dann soll weitaus klarer sein, ob die Beobachtungen im Weltraum schlüssig genug sind für ein Erdbeben-Alarmsystem, das vielleicht jährlich Tausenden das Leben retten könnte.

Media Contact

pro-physik.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wirksamkeit von Metformin zur primären Krebsprävention

Eine Studie der Deutschen Krebshilfe bietet Menschen mit Li-Fraumeni-Syndrom neue präventive Strategien: Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen in einer neuen Wirksamkeitsstudie erstmals, ob das krebsfreie Überleben bei LFS-Betroffenen…

Innovative Algorithmen für eine nachhaltige und flexible KI

Die Entwicklung und der Einsatz künstlicher Intelligenz verschlingen jede Menge Ressourcen. Das neue BMBF-geförderte Forschungsprojekt COMFORT will das ändern. Verantwortlich dafür ist der Würzburger Mathematiker Leon Bungert. Keine Frage: Das…

Neue Rezeptur für Gleistragplatten

Mit einem Material aus recycelten Kunststoffen und alten Rotorblättern soll die betonlastige Eisenbahninfrastruktur in Deutschland modernisiert werden. Sie unterhalten sich über Mischungen, Mischungsverhältnisse und Zusatzstoffe und es klingt, als seien…