Solarstrombranche erhöht Jahresprognose und schafft Arbeitsplätze
Enorme Nachfragesteigerung führt zu vorübergehenden Lieferengpässen
Nach Angaben der Solarindustrie werden in diesem Jahr in Deutschland deutlich mehr Solarstromanlagen errichtet als bisher erwartet. Pünktlich zum Inkrafttreten des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) korrigiert die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS) ihre Prognose für 2004 deutlich nach oben. Die Branche rechnet nunmehr mit einem Marktwachstum auf rund 300 Megawatt, was in etwa einer Verdoppelung des Vorjahresvolumens entspricht. Der Verband führt die erfreuliche Nachfragesteigerung auf eine verbesserte Gesetzeslage und vereinfachte Finanzierungskonditionen zurück.
Die Umsatzerwartung der Branche für das laufende Jahr liegt erstmals weit über einer Milliarde Euro, wovon hauptsächlich das deutsche Handwerk und rund 50 zumeist mittelständische deutsche Photovoltaikhersteller profitieren. Um der deutlich höheren Nachfrage gerecht zu werden, investiert die Industrie allein in diesem Jahr über 200 Mio. Euro in die Modernisierung und den Ausbau von Solarfabriken am Standort Deutschland. Gekoppelt mit verstärkten Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung führt dies 2004 zu rund 5.000 neuen Arbeitsplätzen.
Trotz massiver Kapazitätsausweitungen sind vorübergehende Lieferengpässe dabei unvermeidlich. Dies betreffe insbesondere Komponenten wie Silizium, Solarglas oder Tedlarfolien. Aufgrund des starken Wachstums der ebenfalls auf Silizium basierten Halbleiterindustrie sowie einer steil anziehenden Nachfrage nach Rohstoffen in Asien werde eine genaue Kapazitätsplanung erschwert, so die UVS. „Wir unternehmen große Anstrengungen, um allen Kundenanfragen möglichst zeitnah gerecht zu werden. Dafür haben wir im ersten Halbjahr 2004 bereits mehr als 60 neue Mitarbeiter eingestellt und massiv in Logistikkapazitäten investiert. Allerdings führen Produktionsengpässe auf Vorlieferantenseite in diesem Sommer zu Lieferverzögerungen“, berichtet Hans-Martin Rüter, Vorstandsvorsitzender der europaweit tätigen Conergy AG. Unternehmen wie Conergy arbeiten gemeinsam mit den Vorproduzenten an einer Lösung dieser vorübergehenden Engpässe. So investiert beispielsweise der in Thalheim bei Bitterfeld ansässige deutsche Solarzellenfabrikant Q-Cells AG allein in diesem und nächstem Jahr rund 70 Mio. Euro in den Ausbau hochmoderner Produktionsanlagen. Bis Ende 2005 werden bei Q-Cells über 240 neue Arbeitsplätze entstehen. Das ist eine Verdopplung der Belegschaft und ein erfreulicher Zugewinn für diese strukturschwache Region.
Der Ausbau der Solarfabriken ist aber mit einigen Monaten Vorlaufzeit verbunden. Dies führe mitunter zu längeren Wartezeiten beim Kunden, die Installateure, Händler oder Hersteller nicht beeinflussen können. „Wir arbeiten derzeit fieberhaft am Ausbau der Solarfabriken. Trotz einer Verdoppelung der Kapazitäten sind zahlreiche Hersteller bereits bis über den Jahreswechsel hinaus ausverkauft“, so UVS-Geschäftsführer Carsten Körnig. Die EEG-Novelle garantiere jetzt aber endlich die nötige Planungssicherheit für langfristige Investitionen zum Ausbau heimischer Produktionskapazitäten. Körnig ist sich sicher, dass aus dem derzeitigen Boom ein nachhaltiges Wachstum hervorgehen wird.
Einige Solarkunden müssen sich deshalb also nur vorerst ein wenig in Geduld üben. Kleiner Trost dabei: Die zunehmende Massenfertigung wird mittelfristig zu stetig fallenden Preisen für Solarstromtechnik führen. Verbraucher, die erst in den nächsten Jahren eine Solaranlage erwerben, können dann nach Einschätzung der UVS trotz der leicht abgesenkten gesetzlichen Einspeisevergütungen vergleichbare Renditen wie heutige Bauherren erzielen.
„Wer aber schon heute auf Sonnenenergie setzen möchte, der sollte sich zunächst ein Solaranlage zur Trinkwassererwärmung zulegen“, empfiehlt Körnig. „Bereits über 600.000 deutsche Eigenheimbesitzer haben erkannt, dass die Nutzung von Solarthermie die Abhängigkeit vom steigenden Ölpreis verringert und Lieferengpässe gibt es hier keine.“ Bei fachgerechter Installation können so 60 Prozent des Warmwasserbedarfs zum Duschen, Baden und Waschen solar gedeckt werden und der spätere zusätzliche Einbau einer Solarstromanlage ist in der Regel auch kein Problem.“
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