Umweltfreundliche Erdwärmenutzung aus dem Naturschutzgebiet

Vorbereitungen an der Bohr- stelle bei Groß - Schönebeck 01.12.2000


Erdwärmenutzung im Naturschutzgebiet
Pilotprojekt zur Stromerzeugung aus Geothermie

Am 4. Dezember beginnt das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) ein Projekt zur umweltfreundlichen Energienutzung durch Erdwärme in einem 4,2 Kilometer tiefen Bohrloch bei Groß- Schönebeck, nordöstlich von Berlin. Durch die Förderung heißen Wassers aus der bereits 1990 niedergebrachten Bohrung soll nicht nur Erdwärme gewonnen werden. Bei der erwarteten Grundwas- sertemperatur von 140 °C ist das Ziel herauszufinden, ob und wie viel elektrische Energie aus der Erdwärme produziert werden kann. 

Bei geothermalen Anlagen fördert man heißes Wasser aus tiefen Grundwasserleitern und gewinnt somit Wärme. Das GFZ- Projekt kann bei erfolgreichem Verlauf und entsprechender Beteiligung der Industrie die erste deutsche Anlage zur Stromerzeugung aus Erdwärme werden.

 „Wenn man als Verdampfungsmedium in der Turbine nicht Wasser, sondern eine andere Flüssigkeit mit niedrigerem Siedepunkt einsetzt, ist die Stromerzeugung durch das Betreiben einer Dampfturbine mit Geothermie prinzipiell machbar,“ erklärt Dr. Ernst Huenges vom GFZ Potsdam. „Wir wollen dafür Pentan benutzen, einen umweltneutralen Stoff, der als Ersatzmaterial für das Umweltgift FCKW dient.“

 Die Umweltfreundlichkeit ist eines der schlagenden Argumente für die Nutzung der Geothermie. In Groß Schönebeck war die ökologische Verträglichkeit sogar der Grund dafür, mitten im Biosphärenreservat erneut die Erlaubnis zur Nutzung des Bohrloches zu erteilen. Der Bohrturm wird wieder verschwinden, übrig bleibt ein kleines Gebäude, das den Bohrlochkopf beherbergt, über den das Heißwasser geliefert wird. 

Das Forschungsprojekt trägt den Namen „In situ – Geothermielabor – GFZ- Forschungsboh- rung im Verflechtungsgürtel Brandenburg-Berlin“. „Die Erdwärme des tieferen Untergrundes bietet sich als umweltschonende und nachhaltige Option der Energieversorgung der Zukunft an,“ erläutert 

Prof. Rolf Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GFZ Potsdam. „Anders als Sonne und Wind ist Erdwärme jederzeit verfügbar und kann daher auch zur Grundlastversorgung eingesetzt werden. Das GeoForschungsZentrum Potsdam untersucht daher das wirtschaft- liche Potenzial der Geothermie bereits seit über fünf Jahren. Projektpartner in Groß Schönebeck sind die Geothermie Neubrandenburg GmbH, die MeSy GmbH Bochum, die Technische Universität Berlin, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover und andere Partner. Das Landesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg unterstützt das Vorhaben.“

Offizieller Projektstart ist am 4.12.00, 14.00 Uhr am Bohrplatz in Groß Schönebeck. Die Begrüßung und Einführung erfolgt durch den Vorstandsvorsitzenden des GeoForschungsZentrums, Prof. Dr. Rolf Emmermann. Als weiterer Redner sind u.a. der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Prof. Dr. Christoph Helm, und der forschungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, MdB Hans-Josef Fell vorgesehen.

Anschließend findet ein Pressegespräch statt, an der teilnehmen:
Prof. Dr. Rolf Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GFZ Potsdam
Prof. Dr. Christoph Helm, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
Hans-Josef Fell, MdB, Forschungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis90/ Die Grünen
Sven Cremer, Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg
Rüdiger Michels, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Dr. Ernst Huenges, Leiter des Projektbereichs „Gesteinsphysik und Geothermie“ des GFZ Potsdam
Kai-Alexander Moslé, Bürgermeister der Gemeinde Groß Schönebeck

Franz Ossing
GFZ GeoForschungsZentrum Potsdam
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