Raketentreibstoff und Trinkwasser auf dem Mond herstellen

In der “Vaporization Chamber” finden die Umwandlungsprozesse statt.
(c) Marco Tulio Bermúdez Schettino

Rover LUIEE soll Eis auf dem Erdtrabanten abbauen und in Energie umwandeln.

Das Modell des geplanten Rovers mit aufmontierter Linse.
© Marco Tulio Bermúdez Schettino

Immer tiefer dringt der Mensch in den Weltraum vor, und immer schwieriger wird dabei der Zugang zu lebenserhaltenden Ressourcen, die auf der Erde leicht verfügbar wären. Künftige Bewohner*innen von Kolonien auf anderen Planeten werden dadurch zunehmend abhängiger von verfügbaren Ressourcen vor Ort. Nun wurde kürzlich auf dem Mond Wasser nachgewiesen, gefangen in Eisschichten tiefer Krater, wohin die Sonne niemals scheint sowie in winzigen Kügelchen auf der Mondoberfläche – beides für die Gewinnung unzugänglich. Ein Team von sechs Masterstudierenden der TU Berlin hat nun einen Mondrover mit einem integrierten System entwickelt, das dieses Eis finden, abbauen, elektrolytisch zu Wasser- und Sauerstoff umwandeln kann und als Energierohstoff zugänglich machen soll.

Mit ihrem Projekt LUIEE (LUnar Ice Extraction & Electrolysis) ist das Team ausgewählt worden, an der dritten IGLUNA-Feldkampagne teilzunehmen, nachdem ihr Projekt von Experten der ESA und anderen großen Weltraum-Unternehmen bewertet wurde. Ab Mitte Juli 2021 werden sie es in der Schweiz präsentieren. Die Präsentationen sind einem breiten Publikum auf Youtube zugänglich.

Projekt-Demonstrationen und Auftritte der ESA-Astronauten Thomas Reiter und Claude Nicollier live auf Youtube

Ziel der von Space Innovation koordinierten Kampagne „IGLUNA ESA_Lab@CH“ ist es, die Entwicklung innovativer Technologien für die Zukunft der Weltraumforschung sowie zur Verbesserung des Lebens auf der Erde zu fördern und junge vielversprechende Ingenieur*innen in Kontakt mit großen Space-Unternehmen zu bringen. Mehr als 250 Studierende von neun Universitäten haben mit 12 studentischen Teams an der diesjährigen Kampagne teilgenommen. Sie begannen bereits 2020, ihre Weltraumtechnologien rund um das Thema „Ein Weltraumhabitat mit Fernsteuerung“ zu entwickeln. Im Juni 2021 bestanden die Teams die letzte Prüfung, das Readiness Review. Nun gilt es, die Technologie vom 16. bis 25. Juli 2021 zu testen, zu demonstrieren und die vorliegenden Resultate vorzutragen. Die Teams stellen ihre Apparate auf dem Gipfel und auf der Mittelstation des mehr als 2000 Meter hohen Mount Pilatus nahe Luzern auf und müssen es dann von einem Kontrollraum im „Verkehrshaus“ aus der Ferne steuern. Jedes Team hat eine Stunde Zeit, um sein Projekt während der „Project Shows“ vorzustellen. Zusätzliche Höhepunkte sind die Auftritte von bekannten Persönlichkeiten aus der Raumfahrt wie der ESA-Astronauten Thomas Reiter und Claude Nicollier. Die verschiedenen Programmpunkte werden live auf Youtube zu sehen sein:

Programm der Kampagne vom 16. bis 25. Juli 2021

IGLUNA Auftaktveranstaltung:
16. Juli 2021 16:00 MESZ
Link: https://youtu.be/SN_9F72uzq0

ESA-Generaldirektor Josef Aschbachers Event:
19. Juli 2021, 11:00 Uhr MESZ
Link: https://youtu.be/w46_TUsvVps

LUIEEs Live Event:
22. Juli um 14:00 Uhr MESZ
Link: https://youtu.be/0EpDXt_jhPg

ESA-Astronaut Thomas Reiters Event:
24. Juli 2021, 18:15 Uhr MESZ
Link: https://youtu.be/GiMvo8egK7U

Abschlussveranstaltung:
25. Juli 2021, 15:00 Uhr MESZ
Link: https://youtu.be/LiubNipItIU

Raketentreibstoff und Trinkwasser für das „Moon Village“

„Die Entdeckung von Wasser auf dem Mond in jüngster Zeit hat die Möglichkeit eines zukünftigen bewohnbaren Standortes auf dem Mond eröffnet, und IGLUNA ist eine perfekte Startrampe, um unser Projekt auf den Weg zu entsprechenden Weltraummissionen zu katapultieren“, ist das Team überzeugt und hat diese Überzeugung deshalb auch als Motto seiner Projektbeschreibung vorangestellt. „Unsere Methode des ‚Thermal Mining‘ und das damit verbundene Zurverfügungstellen von Energie vor Ort könnte die Kosten und den Zeitaufwand für das Betanken von Raketen von der Erde aus erheblich reduzieren und damit den großen Treibstoffbedarf von Raumfahrzeugen decken“, erklärt Marco Bermúdez, Sprecher des Teams. „Außerdem kann das gewonnen Wasser als Trinkwasser für zukünftige Bewohner*innen eines möglichen ‚Moon Village‘ auf dem Mond, genutzt werden, so dass sie von Lieferungen von der Erde unabhängig sind.“ Zu dem internationalen studentischen LUIEE-Team gehören Milind Jani, der als Projektmanager sowie als Elektronik- und Software-Entwickler fungiert, Sneha Benjamin, Systemingenieurin und Elektronikdesignerin, Adrián Ricardez (Softwareentwicklung), Marco Bermúdez (Testbettentwicklung und PR) sowie Matvei Andreev und Prachit Kamble, die als Systemingenieure für die Entwicklung und Prüfung von Tragfähigkeit sowie Nutzlasten zuständig sind. Die Feldkampagne IGLUNA 2021 sei eine perfekte Testumgebung, um die Funktionen des Rovers zu demonstrieren, denn die extreme Umwelt des Mount Pilatus biete ausreichende Möglichkeiten, LUIEE’s Betrieb und Einsatzmöglichkeiten im All zu testen.

Der Master of Space Engineering (MSE) an der TU Berlin

Das Projekt LUIEE ist angesiedelt am Institut für Luft- und Raumfahrt im Masterstudiengang Space Engineering (MSE) der TU Berlin und wird unterstützt unter anderen von den Prof. Dr.-Ing. Enrico Stoll, Fachgebiet Raumfahrttechnik. Akademische betreut wird das Projekt von Manuel Ortega M. Eng., Education Manager des internationalen Studiengangs, zusammen mit Dipl.-Ing. Cem Avsar: „Wir motivieren und unterstützen unsere Studierenden regelmäßig, an der IGLUNA-Kampagne teilzunehmen“, erklären sie. „Dieses Mentorenprogramm verfolgt nicht nur das Ziel, künftige Ingenieur*innen in Europa weiterzubilden sondern auch die ESA-Vision zu forcieren, eine permanente Mondbasis zu bauen und die dafür benötigten Technologien zu entwickeln – Roboter, Maschinen oder Infrastrukturen.“ Bereits in der Kampagne 2020 gehörte ein Team der TU Berlin zu den drei Teams, deren Projekt für eine zukünftig geplante ESA-Weltraummission ausgewählt wurden.
https://www.tu.berlin/ueber-die-tu-berlin/profil/pressemitteilungen-nachrichten/…

Die IGLUNA-Feldkampagne 2021, das LUIEE-Team sowie das vollständige Programm der Kampagne unter:
https://space-innovation.ch/igluna/
https://space-innovation.ch/igluna/projectteams/p03-luiee/

Das internationale Master-Programm „Master of Space Engineering“ der TU Berlin: www.mse.tu-berlin.de

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Manuel Ortega, M. Eng.
TU-Masterstudiengang „Master of Space Engineering“ (Education Manager)
E-Mail: manuel.ortega@mse.tu-berlin.de
Tel.: +49 176 32960246

Marco Tulio Bermúdez Schettino
Sprecher des Teams LUIEE
marco.mtbs@gmail.com

https://www.tu.berlin/ueber-die-tu-berlin/profil/pressemitteilungen-nachrichten/2021/juli/projekt-luiee-lunar-ice-extraction-electrolysis/

Media Contact

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik

Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…

Datensammler am Meeresgrund

Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…

Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert

Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…