Die Zukunft der Bildung in Deutschland

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Wenn es um Bildungspolitik geht, kann Deutschland noch einiges verbessern. Dies lässt sich leicht an einem Blick in Nachbarländer im Norden feststellen sowie an vielen anderen Ländern, die in der PISA-Studie deutlich besser abschneiden als Deutschland. Gerade im Zusammenhang mit der Digitalisierung steht neben Wirtschaft und Industrie auch das Bildungssystem vor neuen Herausforderungen, die Anpassungen bedingen.

  • Wie sieht die Zukunft der Bildung in Deutschland potentiell aus?
  • Welche Veränderungen im Schulalltag erwarten uns?
  • Was ist bereits jetzt präsent und wo besteht akuter Verbesserungsbedarf?

Status quo: Das Bildungssystem in Deutschland ist in vielen Bereichen überholt

Manche würden gar sagen, es ist gänzlich falsch ausgerichtet: Dafür spricht ein hohes Maß an Vereinheitlichung und vorgegebenen Lehrplänen ohne viel Spielraum. Dies sorgt letztlich für eine Angleichung aller Schüler an einen gewissen Standard hinsichtlich Denkweise und Lehrinhalt – manche erfüllen den Standard besonders gut, andere nicht so gut, was wiederum in Noten ausgedrückt wird. Der Vorteil dieses Systems ist, dass es, insbesondere mit analogen Mitteln, einfach umsetzbar ist und die Nähe zum Lehrstandard der Schüler gut messbar macht. Ähnliches gilt, wenngleich deutlich differenzierter im eigentlichen Inhalt und mit der grundsätzlichen Freiheit, sich das Studienfach auszusuchen, für höhere Bildungsabschlüsse an Universitäten oder ähnlichen Einrichtungen. Auch hier werden Studierende als Masse behandelt, vereinheitlicht und einem bestimmten Standard angenähert sowie an Hand dieser Annäherung bewertet.

Das deutsche Bildungssystem produziert Arbeitskräfte von gestern

Die Folge dieses Systems zur Bildung des Nachwuchses ist prinzipiell, dass Schüler und Studierende vor allem lernen, ein vorgegebenes Thema möglichst gut zu beherrschen, wobei in dem Thema selbst wieder eine Auswahl an Unternehmen vorgegeben sind. Wer sich darauf trainiert hat, sich Wissen nach Vorgabe schnell anzueignen, wiederzugeben und danach zwangsläufig wieder zu vergessen, wird im deutschen Bildungssystem mit guten bis sehr guten Noten belohnt. Wer nicht sich nicht disziplinieren kann dem Standard zu entsprechen, bekommt hingegen Probleme. Diese zugegebenermaßen sehr vereinfachte Darstellung lässt einige Ausnahmen wie z.B. Verhaltensauffälligkeiten, besondere Schulfächer oder Studiengänge wie Freie Kunst oder auch hochbegabte Schüler und Studierende außer Acht, trifft im Grundsatz aber den Kern: Das deutsche Bildungssystem „produziert“ Arbeitskräfte, die nach Vorgabe arbeiten können, gehorchen, Disziplin zeigen und gut im Team arbeiten können – denn gruppenorientiertes Arbeiten gehört glücklicherweise schon lange zum Standard. Das ist gut für eine Wirtschaft, die nach genau solchen Arbeitskräften sucht. Doch das ist inzwischen nicht mehr in dem Maße der Fall wie noch vor einigen Jahrzehnten.

Neue Inhalte, insbesondere digitale, finden erst langsam in den Schulalltag

Die große Abhängigkeit der Lehrer von den Lehrplänen erlaubt nur geringe Spielräume im fachlichen Inhalt. Tiefgreifende Änderungen, wie z.B. zusätzliche Fächer, sind mit sehr langen Entscheidungsverfahren verbunden. Und die persönliche und vor allem individuelle Entwicklung des einzelnen Schülers bleibt durch den inhaltlich-klassenbezogenen Unterricht im Regelfall ohnehin auf der Strecke. Die Schule hängt quasi im letzten Jahrhundert fest, während Wirtschaft und auch Alltag sich weiterentwickeln. Das Smartphone zum Beispiel, heute fester Bestandteil des Lebens sowohl privat als auch beruflich, ist in den meisten Schulen immer noch verboten. Warum nicht in den Schulalltag mit einbeziehen? Die Recherche damit erlauben? Beibringen, wie man richtig googelt? Ähnliches gilt für Computer:

Computer ja, programmieren nein

So finden sich Computer zwar schon länger in deutschen Schulen, ebenso wie einzelne und unbedeutende Fächer dazu, in welchen dann, wenn überhaupt, z.B. Microsoft Word oder Excel inhaltlich von Relevanz ist. Doch zeigen, wie ein Online-Game eigentlich funktioniert und wie die einzelnen Rechner kommunizieren? Wie ein Computer binär denkt – und wie ein Quanten-Computer das in Zukunft macht? Überhaupt erst echtes Programmieren im Lehrplan? Das ist ein Novum, obwohl man in Wirtschaft und Politik schon lange weiß, wie wichtig IT-Fachkräfte in Zukunft sind und welchen hohen Bedarf man in dieser Hinsicht – immer noch – hat. Inmitten der Digitalisierung fehlt es an Fachkräften: Finanzstarke internationale Unternehmen haben damit weniger Probleme, der Mittelstand und auch der Staat als Arbeitgeber hingegen rennt den letzten Kräften hinterher. Das hat Auswirkungen bis ins Privatleben hinein – während es in Finnland z.B. schon lange üblich ist, für gängige amtliche Tätigkeiten wie das Ummelden oder die Beantragung eines Personalausweises einfach ein Webportal aufzusuchen, muss man hierzulande immer noch vor Ort antreten, oft mit wochenlangen Wartezeiten alleine für die Beantragung eines Reisepasses.

So geht Schule besser: Digital, individuell und anpassungsfähig

Einmal alle organisatorischen und technischen Hürden vorweggenommen, würde das perfekte Schulsystem jedes Kind einzeln entsprechend seiner Talente und Bedürfnisse fördern. Das Kind würde im Laufe der Schullaufbahn erkennen, wie es sich später beruflich entwickeln wollen würde. Es bekäme nach der Schule die Chance dazu und findet im Anschluss daran – vielleicht sogar schon währenddessen – einen passenden Arbeitsplatz oder gründet ein eigenes Unternehmen.

Die Arbeitskraft von Morgen

Gründer mit neuen Ideen, Selbstständige mit viel Eigeninitiative, Kreative, Unternehmer – daran mangelt es in Deutschland und daran wird es in Zukunft, mit fortschreitender Digitalisierung und damit fortschreitender Automatisierung auch von mittleren Berufen, noch mehr mangeln. Der ökonomische Bedarfstrend geht langfristig hin zur Fachkraft mit Soft Skills, zu sozialen Fertigkeiten und persönlich entwickelten Kreativen sowie zu fachlichen Spezialisten.

Wie kann das Bildungssystem darauf ausgerichtet werden

Fakt ist, dass Individualbildung früher im analogen Betrieb unglaublich viel Aufwand verursacht hätte. Jeder Schüler bräuchte praktisch einen eigenen Lehrer, unterschiedliches Schulmaterial und vieles mehr. Heute ist das dank Internetzugang und digital verfügbaren Inhalten von Buch bis Video überhaupt kein Problem mehr und nur noch eine Frage des passenden kooperativen Systems, welches für die Schul- oder universitäre Ausbildung eingesetzt wird. Ein System, in welchem Schüler selbstständig Themen auswählen oder gar vorschlagen können, in dem die Unternehmen maximal frei wählbar sind, in welchem vielleicht sogar Anzahl und Tiefe der Themen gänzlich freistehen. Ein System, in welchem Lehrer den Unterricht nur noch begleiten und prinzipiell eine Rolle im Hintergrund einnehmen, beratend den Schülern zur Seite stehen und zwischen Schule und Eltern vermitteln. Ein zeitlich flexibleres System, welches auch in Krisenzeiten wie einer Pandemie problemlos auf einen reinen Online-Betrieb umgestellt werden kann und welches neben fachlichem Inhalt auch gesellschaftliche Werte vermittelt und die Entwicklung der Persönlichkeit vorantreibt.

Das ideale Produkt eines innovativen Bildungssystems

Das Resultat wären selbstständig und kritisch denkende Schüler und Studierende mit gänzlich unterschiedlichen Ausprägungen, verschiedenen Fertigkeiten und vor allem individuell entwickelten Talenten mit Spaß an ihren Berufen und mit der nötigen Eigeninitiative, eigene Berufungen und Unternehmen zu gründen, wenn es für die eigenen Ideen kein Angebot zur Entwicklung gibt. Dass dafür natürlich noch viel mehr nötig ist als Verbesserungen im deutschen Bildungssystem steht außer Frage. Es wäre jedoch ein wichtiger Baustein.

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