Energie aus der Luft atmen
Projektkonsortium aus sechs Ländern entwickelt neuartigen „Air-breathing“-Elektroantrieb für den Einsatz im sehr niedrigen Erdorbit – Gemeinsam mit dem EU-geförderten Projekt GIESEPP MP in Zusammenarbeit mit Switch to Space organisiert das „Horizont 2020“-Projekt AETHER aktuell ein Webinar zu den Perspektiven innovativer elektrischer Antriebssysteme im europäischen Raumfahrtsektor und der Arbeit in internationalen Projekten
Hochfliegende Weltraumpläne und diverse privatwirtschaftlich finanzierte Projekte sind derzeit in aller Munde. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen hier vor allem ambitionierte Vorhaben wie der Ausbau der Satellitenflotte des Netzwerks Starlink durch den Weltraumkonzern SpaceX von Elon Musk oder die privatwirtschaftliche Raumstation „Orbital Reef“ als ISS-Alternative, deren Realisierung unter anderem durch Blue Origin, dem Raumfahrtkonzern von Jeff Bezos, vorangetrieben wird. Sie alle zielen auf Höhen von 500 bis 600 Kilometer im sogenannten Low Earth Orbit (LEO). Nicht weniger relevant und von ebenso hohem wissenschaftlichen und auch wirtschaftlichen Interesse sind jedoch sehr niedrige Höhen im Bereich zwischen 160 und 250 Kilometer (Very Low Earth Orbit – VLEO). Diese stehen im Zentrum des internationalen Horizont 2020-Projekts Air-breathing Electric Thruster – AETHER.
Der begrenzende Faktor für die Dauer von Weltraummissionen hängt häufig mit der Gesamtmasse des an Bord verfügbaren Treibstoffs zusammen. Wenn ein neuer Antrieb in der Lage wäre, die oberen Schichten der Atmosphäre als Treibstoff zu nutzen, würde dies ein breites Spektrum an neuen Szenarien für Planetenmissionen ermöglichen. Sehr niedrige Erdumlaufbahnen zwischen 160 und 250 Kilometer sind für die Erdbeobachtung und für Telekommunikationsanwendungen ohne Zeitverzögerung äußerst interessant, stellen jedoch große Herausforderungen für Raumfahrzeuge dar, da der Luftwiderstand in diesen Höhen so groß ist, dass er ständig durch positiven Schub ausgeglichen werden muss. Dies bedeutet, dass das Raumfahrzeug ständig sein Antriebssystem einschalten muss, was wiederum eine Menge Treibstoff an Bord erfordert. Sobald der Treibstoff aufgebraucht ist, wird die Umlaufbahn binnen weniger Tage verlassen.
AETHER will die Atmosphäre nutzen, indem es die Moleküle auffängt und beschleunigt, um dem Luftwiderstand entgegenzuwirken, so dass eine VLEO-Mission ohne Tank an Bord Monate, wenn nicht Jahre dauern kann. Im Rahmen des EU-finanzierten AETHER-Projekts wird das Design der eingesetzten elektrischen Triebwerke bis zu einem für den Flug repräsentativen Stadium weiterentwickelt, wobei eine ausreichende und zuverlässige Netto-Schubleistung für die angestrebten Zielanwendungen experimentell demonstriert werden kann. Dies wird durch die Optimierung der verschiedenen Komponenten des Triebwerks, die sorgfältige Auswahl von Materialien und geeignete Diagnosewerkzeuge auf der Grundlage von Designüberlegungen auf Systemebene erreicht.
AETHER wird von einem internationalen Projektkonsortium aus sechs Ländern betrieben: Sitael (Italien), von Karman Institute for Fluid Dynamics (Belgien), University of Surrey (Großbritannien), RHP-Technology (Österreich), Dedalos (Griechenland), Astos Solutions (Deutschland) und TransMIT (Deutschland). Bei den sieben Mitgliedern des Konsortiums handelt es sich um eine ausgewogene Mischung von Einrichtungen (eine Forschungseinrichtung, ein Großunternehmen, vier KMU und eine gemeinnützige Organisation), die so konzipiert wurde, dass das für die erfolgreiche Verwirklichung aller Projektziele erforderliche Wissen und Fachwissen maximiert wird. Der TransMIT-Projektbereich für Ionenquellen in der Materialbearbeitung (IQM) unter der Leitung von Dipl.-Ing.Maria Smirnova und Dipl.-Ing. Aloha Mingo widmen sich in dem Teilprojekt insbesondere der Entwicklung und Herstellung der Charge Separation Acceleration Stage für den Demonstrator.
Maßgebliches Ziel von AETHER ist es, die sogenannte Ram-EP-Technologie für eine künftige In-Orbit-Demonstrationsmission vorzubereiten und Europa an die Spitze des noch weitgehend unerschlossenen Bereichs des luftatmenden Elektroantriebs zu bringen. Der erfolgreiche Abschluss des AETHER-Projekts wird das europäische Portfolio an elektrischen Antrieben mit dem weltweit ersten luftatmenden EP-Triebwerk erweitern und potenziell einen Paradigmenwechsel bei VLEO-, LEO- und Planetenmissionen bewirken. Das Anwendungsspektrum reicht dabei von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung über den Telekommunikationsbereich oder Einsätzen für das globale Navigationssatellitensystem (GNSS) bis hin zur allgemeinen Erdbeobachtung wie beispielsweise der vor dem Hintergrund des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinnenden Katastrophenüberwachung und -vorsorge.
Weitere Informationen zum “Horizont 2020”-Projekt AETHER unter: https://aether-h2020.eu/
Zu den Perspektiven innovativer elektrischer Antriebssysteme im europäischen Raumfahrtsektor und der Arbeit sowie branchenbezogenen Karrieremöglichkeiten in internationalen Projekten organisiert das EU-geförderte Projekt GIESEPP MP in Zusammenarbeit mit AETHER und Switch to Space aktuell ein Webinar mit Vertretern der führenden Raumfahrtorganisationen der Welt und Europas. Das Webinar ist kostenfrei und richtet sich insbesondere an Studenten und junge Fachkräfte. Es sind keine Vorkenntnisse oder Erfahrungen auf dem Gebiet der elektrischen Antriebstechnik erforderlich. Das Webinar „Electric Space Propulsion & new career opportunities in the space sector in Europe“ findet am 17. November 2021 von 15 bis 17 Uhr statt.
Mehr Informationen und Registrierung unter: https://gieseppmp.eu/electric-propulsion-new-career-opportunities-in-the-space-s…
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Michael Haberland
Projektmanagement AETHER
TransMIT
Gesellschaft für Technologietransfer mbH
Kerkrader Straße 3
35394 Gießen
Telefon: +49 (641) 94364-50
Telefax: +49 (641) 94364-99
E-Mail: michael.haberland@transmit.de
Internet: https://www.transmit.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik
Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.
Neueste Beiträge
Wegweisend für die Diagnostik
Forschende der Universität Jena entwickeln Biosensor auf Graphen-Basis. Zweidimensionale Materialien wie Graphen sind nicht nur ultradünn, sondern auch äußerst empfindlich. Forschende versuchen deshalb seit Jahren, hochsensible Biosensoren zu entwickeln, die…
Rotorblätter wiederverwenden
h_da-Team als „Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland“ ausgezeichnet. Rotorblätter von Windkraftanlagen wiederverwenden statt zu entsorgen: Das „Creative Lab rethink*rotor“ am Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) zeigt, dass sich hieraus Schallschutzwände…
Weltweit erstes Zentrum für Solarbatterien
Strategische Partnerschaft zur Optoionik von TUM und Max-Planck-Gesellschaft. Energie von Sonnenlicht direkt elektrochemisch speichern Optoionik als Querschnittswissenschaft zwischen Optoelektronik und Festkörperionik Bayern als internationaler als Innovationsführer bei solarer Energiespeicherung Das…