Die Entwicklung von Tumorstrukturen

Das Forschungsteam der Pathologie am Uniklinikum Jena, hier Labormitarbeiterin Dagmar Samsel, nutzt einen Multispektral-Fluoreszenz-Scanner, um die Mechanismen der Tumorentstehung in Gewebepräparaten zu untersuchen.
Bild: Michael Szabó/Universitätsklinikum Jena

– vielfarbig, zell- und mikrometergenau.

Die Pathologie am Universitätsklinikum Jena nutzt einen modernen Multispektral-Fluoreszenz-Scanner, um mit Hilfe von Mehrfachfärbungen in Gewebeproben Mechanismen der Tumorentstehung und –therapie zu untersuchen. Das Gerät wurde vom Freistaat Thüringen mit Mitteln aus dem EFRE-Fonds gefördert.

Welche Proteine sind aktiviert, wenn sich eine Hautzelle in eine wandernde Krebszelle umwandelt, über welche Moleküle kommunizieren Tumorzellen mit ihrer unmittelbaren Umgebung, welche Botenstoffe beeinflussen das Immunsystem und wie kann man diese als Marker für die Früherkennung oder für die Verbesserung der Therapie einer Krebserkrankung nutzen?

Die Beantwortung solcher Fragen nehmen Forscher und Forscherinnen am Universitätsklinikum Jena nun auch mit Hilfe eines Multispektral-Fluoreszenz-Scanners in Angriff. Die erstmals in Jena zur Verfügung stehende Multiplex-Immunfluoreszenz-Markierungs- und Bildgebungstechnik ermöglicht die vielfache molekülspezifische Färbung des Gewebes mit Immunfluoreszenzfarbstoffen in einer einzelnen Probe, die ortsgenaue Proteinanalyse im Zell- und Mikrometerbereich und eine KI-basierte Zuordnung zueinander und zu Gewebekompartimenten für quantitative Auswertungen.

„Mit den neuen Möglichkeiten werden wir vor allem unsere tumorbiologische Grundlagenforschung vorantreiben können, aber auch in translationalen Projekten mit klinischem Material wird die Technik zum Einsatz kommen“, betont Prof. Dr. Nikolaus Gaßler (M.A.), Leiter der Sektion Pathologie, die das neue System betreut. Die Geräteanschaffung wurde vom Freistaat Thüringen mit über 300.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert.

Nach einer pandemiebedingten Verzögerung der Inbetriebnahme und der Einarbeitung in die aufwändige Probenpräparation nutzt das Forschungsteam der Pathologie das System in aktuellen Forschungsprojekten. „Unser Interesse gilt den molekularen Mechanismen der Tumorentstehung in Darm und Leber“ so der Biologe apl. Prof. Dr. Alexander Berndt. „Die Multiplex-Bildgebung ermöglicht es uns, für daran beteiligte Entzündungs- und Stoffwechselprozesse örtlich aufgelöste Proteinprofile zu erstellen. Das macht es möglich, typische Muster zu erkennen, wie ein Tumor das umliegende Gewebe infiltriert und wie er mit den Zellen dort kommuniziert.“

Das Forschungsteam arbeitet vor allem mit formalinfixierten und in Paraffin eingebetteten Proben; die Eigenfluoreszenz dieser Hilfsstoffe kann das neue Gerät effektiv herausfiltern. Seine Multiplex-Imaging-Expertise bietet das Team auch anderen Arbeitsgruppen für Kooperationsprojekte an. Gemeinsam mit dem Plazentalabor der Klinik für Geburtsmedizin untersucht es beispielsweise Alterungsprozesse im Plazentagewebe, eine Kooperation mit der Klinik für Urologie zur Untersuchung von Blasentumoren steht in den Startlöchern.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

apl. Prof. Dr. Alexander Berndt
Sektion Pathologie, Institut für Rechtmedizin, Universitätsklinikum Jena
Alexander.Berndt@med.uni-jena.de
Telefon: +49 3641 9- 9397061

http://www.uniklinikum-jena.de

Media Contact

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik

Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…

Datensammler am Meeresgrund

Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…

Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert

Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…