"Stille Revolution" im Bauwesen – europaweite Neuorientierung
Auch im Bauwesen wird nun der Europäische Binnenmarkt Realität. Wichtige Grundlage, um die bislang weitgehend unterschiedlichen nationalen Baunormen europaweit zu vereinheitlichen, sind die so genannten EUROCODES. Dahinter verbirgt sich eine Serie von 58 Europäischen Normen (ENs), die neue Bemessungsregeln für die unterschiedlichsten Arten von Bauwerken definieren. Die ersten EUROCODES wurden 2003 als ÖNORMEN EN veröffentlicht. Bis 2006 sollen alle Teile vorliegen. Alle Informationen dazu finden sich seit 1. September 2004 im Internet.
Die vier wesentlichen Ziele der EUROCODES sind:
– europaweit einheitliche Entwurfskriterien,
– die Harmonisierung national unterschiedlicher Regelungen,
– eine einheitliche Basis für Forschung und Entwicklung sowie
– vereinfachter Austausch von Dienstleistungen und Produkten im Bausektor.
Um die Umstellung auf das neue System der EUROCODES zu erleichtern, gibt es seit 1. September 2004 eine eigene Internetsite mit umfassenden Informationen. Unter www.eurocode.at findet sich alles Wissenswerte zum aktuellen Stand der Einführung dieser neuen Bemessungsgrundlagen im Bauwesen.
So erfährt man dort mehr über das neue, so genannte „semi-probabilistische Sicherheitskonzept“ und den Unterschied zum bisherigen „globalen Sicherheitsbeiwert“, den jeweils aktuellen Umsetzungsplan der einzelnen Dokumente, über Übergangsfristen oder ergänzende nationale ÖNORMEN.
Unterstützt wird die neue EUROCODE-Homepage vom Österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und dem Österreichischen Normungsinstitut ON .
Erstmals öffentlich vorgestellt wird das neue Informationsmedium für Bauwirtschaft und Bautechnik bei einer Veranstaltung am 29. November 2004 im ON.
Die Erstellung der EUROCODES wurde bereits Mitte der 1970er Jahre von der Kommission der Europäischen Gemeinschaft in Angriff genommen, 1990 dann dem Europäischen Komitee für Normung CEN übertragen. Zuständiges Gremium ist das Technische Komitee CEN/TC 250 „Structural Eurocodes“, dessen Sekretariat das Britische Normungsinstitut BSI leitet. Für jeden der zehn Teilbereiche wurde ein eigenes Subkomitee eingerichtet (zB CEN/TC 250/SC 2 „Betonbau“).
Die erste Generation der EUROCODES wurde ab Mitte der 1990er-Jahre in 62 Teilen als Europäische Vornorm (ENV), in Österreich als ÖNORM ENV, veröffentlicht, um so Erfahrungen mit den zum Teil grundlegend neuen Inhalten zu sammeln. Derzeit werden diese Europäischen Vornormen überarbeitet und in („echte“) Europäische Normen umgewandelt. 2003 wurden die ersten Dokumente als ÖNORMEN EN veröffentlicht. Bis 2006 soll das komplette Eurocode-Normenwerk – EN 1990 bis EN 1999 – vorliegen.
Nach Veröffentlichung aller Eurocodes beginnt eine mehrjährige Übergangsfrist. In diesem Zeitraum können nationale (auch widersprechende) Normen weiter bestehen. Spätestens zum Ende der Übergangsfrist müssen diese nationalen Normen angepasst bzw. neue und, wo notwendig, ergänzende Normen fertig gestellt sein.
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