Höhenweltrekordversuch

Ein erster Test der Montage der Raketenkomponenten.
(c) HyEnD / Universität Stuttgart

Studierende der Universität Stuttgart starten selbstkonstruierte Rakete Richtung All.

Rund drei Jahre lang hat das studentische Team Hybrid Engine Development (HyEnD) der Universität Stuttgart seine Hybridrakete entwickelt, gefertigt und getestet. Mitte April startet die Rakete nun vom schwedischen Raketenstartplatz Esrange nahe Kiruna in Richtung Weltall. Wenn alles gut geht, stellen die Studierenden dabei einen neuen Höhenweltrekord für studentische Raketen auf.

7,80 Meter lang und rund 70 Kilogramm schwer ist die Hybridrakete. Gefertigt haben sie rund 60 Studierende der Hochschulgruppe HyEnD der Universität Stuttgart. „Es ist eine der leistungsstärksten und fortschrittlichsten gebauten studentischen Hybridraketen der Welt“, sagt Student Max Öchsle, Projektleiter von HyEnD. Damit haben die Studierenden Großes vor: Sie wollen ihren eigenen Höhenrekord von 32 Kilometern für studentische Hybridraketen, den sie 2016 aufgestellt haben, überbieten.

Und die Studierenden sind hoffnungsvoll, auch die Grenze zum Weltall in 100 Kilometern Höhe zu überschreiten. Neben dem Weltrekord für Hybridraketen ist damit auch der Weltrekord für studentische Raketen im Allgemeinen möglich. Der bisherige Rekord beträgt 103,6 Kilometer und wurde vom Team der University of Southern California (USCRPL) im Jahr 2019 aufgestellt. „Der Weltrekord liegt für uns in Reichweite, wir könnten es schaffen“, sagt Öchsle. Gleichzeitig weist der Luft- und Raumfahrtstudent darauf hin, dass der Rekord von weiteren Faktoren wie zum Beispiel dem Wetter abhängig ist.

Noch unklar ist derzeit, wann genau der Rekordversuch stattfinden soll. Das Zeitfenster ist zwischen dem 14. und 25. April vorgesehen. Da der Zeitplan kurzfristig geändert werden könnte, informiert HyEnD auf ihrer Webseite regelmäßig über den aktuellen Stand: https://hyend.de/index.php/category/n2orth-launch-campaign/ Geplant ist zudem ein Livestream des Starts auf dem Youtube-Kanal der schwedischen Raumfahrtbehörde SSC: https://www.youtube.com/@SwedishSpace In Schweden vor Ort sind 16 Mitglieder der studentischen Gruppe, darunter auch der 25-jährige Projektleiter Öchsle: „Der Start der Rakete wird für mich ein ganz besonderer Moment. In den letzten drei Jahren ist viel Herzblut von jeder und jedem von uns in dieses Projekt geflossen. Vor dem Start wird es sicherlich während des Countdowns nochmal spannend, wir sind aber zuversichtlich, dass alles nach Plan ablaufen wird. Am meisten freue ich mich natürlich auf den Moment, wenn die Rakete abhebt.“

Um sicherzugehen, haben die Studierenden vor Ort zwei baugleiche Raketen dabei. Zum einen als Back-up, falls etwas bei den Startvorbereitungen kaputtgeht. Zum anderen, weil die Rakete für ein Projekt von Studierenden sehr ambitioniert ist. Für den Erstflug einer ungetesteten Rakete gelten Beschränkungen hinsichtlich des Startwinkels und dadurch auch der Flughöhe. Sofern der erste Flug gut läuft, hoffen die Studierenden beim zweiten Start höher fliegen zu können.

Hybridtriebwerk liefert 1,5 Tonnen Schub

Die Rakete N2ORTH hat ein Hybridtriebwerk, das festen Brennstoff und flüssiges Lachgas verwendet. Der Name N2ORTH spielt auf das Lachgas als Oxidator an, dessen chemische Formel N2O ist, und den Startplatz im Norden. Sie wurde nahezu vollständig aus Verbundwerkstoffen gebaut, um so leicht wie möglich zu sein.

„Besonders stolz sind wir auf das selbst entwickelte Triebwerk, welches mit seinem Schub von bis zu 1,5 Tonnen zu den stärksten und effizientesten studentischen Triebwerken der Welt gehört. Eine weitere Besonderheit ist der Fallschirm, denn der muss überschalltauglich sein. Da keine kommerziellen Fallschirme für diese Anforderungen verfügbar sind, haben wir ihn selber hergestellt“, sagt Öchsle. Aufgrund der hohen Fluggeschwindigkeiten ist die Raketenhülle enormen Temperaturen ausgesetzt. Daher wurden die Strukturteile mit einem selbst entwickelten Hochtemperatur-Epoxidsystem laminiert. Zudem verfügt die Rakete über eine Wärmeschutzschicht aus Kork. Die meisten der Komponenten haben die Studierenden selbstständig in den Werkstätten der Universität Stuttgart gefertigt.

Ermöglicht hat die Entwicklung der Rakete das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geförderte Studentische- Experimentalraketen-Programm STERN. Das Projekt begann im Herbst 2019, der Start in Schweden bildet nun den Abschluss. Angesiedelt ist das Projekt am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart. Die Materialprüfungsanstalt stellt Werkstätten und Räume zur Verfügung. Zudem unterstützen zahlreiche weitere Institute die Studierenden bei ihrem Vorhaben.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Julian Dobusch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit HyEnD, Universität Stuttgart, E-Mail: info@hyend.de

Weitere Informationen:

Englischsprachige Webseite von HyEnD mit aktuellem Start-Zeitplan und regelmäßig neuen Blogartikeln: https://hyend.de/index.php/category/n2orth-launch-campaign/

Auf ihrem Instagram-Account @hyend_uni-stuttgart informieren die Studierenden während Ihres Aufenthalts in Schweden täglich.

http://www.uni-stuttgart.de/

Media Contact

Andrea Mayer-Grenu Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

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