Technik für Sehbeeinträchtigte
Projekt VISITKO kurzzeitig verlängert.
Die Universität Koblenz arbeitet im Rahmen des Projekts VISITKO an bestmöglichen Studienbedingungen für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Das interdisziplinäre Projekt, das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert wird, ist nun verlängert worden.
Das Projekt VISITKO startete im Herbst 2022 mit dem Ziel, Studierenden mit Sehbeeinträchtigung den Zugang zum Studium an der Universität Koblenz zu erleichtern. Realisiert werden soll dies mit einem technischen Hilfsmittel, das betroffene Personen mit Hilfe akustischer Informationen im Studienalltag unterstützen und navigiert. Im Projekt werden vorhandene Geräte für diesen Zweck weiterentwickelt und die Rahmenbedingungen auf dem Campus und in der Lehre auf Barrierefreiheit hin untersucht. Die Förderdauer wurde nun bis Ende Februar 2024 verlängert.
„In Gesprächen zu Beginn des Projekts wurde uns von Menschen mit Sehbehinderung immer wieder mitgeteilt, dass das Interesse am Studium bei vielen Betroffenen groß ist. Im Studium bestehen allerdings noch größere Herausforderungen, die viele Menschen daran hindern, den Schritt an die Universität zu gehen“, erklärt Prof. Dr. Dietrich Paulus, Projektleiter von VISITKO.
Umgesetzt wird das Projekt von der Arbeitsgruppe Aktives Sehen (AGAS) des Fachbereichs Informatik und dem Interdisziplinären Karriere- und Studienzentrum der Universität Koblenz (IKaruS). In der Arbeitsgruppe wurde unter anderem ein Gerät weiterentwickelt, das in Mexiko bei einem Kooperationspartner gefertigt wird. Es besteht aus einer Stirnkamera und einem portablen Rechner, der mit Hilfe Künstlicher Intelligenz visuelle Informationen in Sprache oder akustische Signale übersetzt. Damit ist es möglich, Texte zu lesen, Objekte zu erkennen und vor Hindernissen gewarnt zu werden. Die Einsatzmöglichkeiten des Geräts werden in der Informatik getestet, während IKaruS für die Vernetzung mit Institutionen und Betroffenenverbänden zuständig ist. Die Erkenntnisse aus den Interviews mit betroffenen Menschen sind in die technische Entwicklung sowie die Arbeit an Handreichungen für die Lehre eingeflossen.
Universitätsintern stößt das Projekt ebenfalls auf Interesse und die Bereitschaft zur Mitarbeit. Als erste Veranstaltung, die für Betroffene zugänglich gemacht wurde, diente „Pädagogik mit Ausrichtung Migration/Heterogenität“ unter der Leitung von Prof. Dr. Wiebke Waburg. Hierfür wurden Layout und Farbdesign bestehender Materialien der Vorlesung so angepasst, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigung diese besser lesen können. Auch die eingesetzten technischen Hilfsmittel der Sehbeeinträchtigten konnten die angepassten Folien besser verarbeiten. Zu den einzelnen Veranstaltungen, die im Juni und Juli stattfanden, wurden Personen mit Sehbeeinträchtigung eingeladen. Unter den Besucher*innen waren auch Linda Kaiser und Rüdiger Merz von der EUTB Westerwald (Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung), die den anwesenden Studierenden mit Hilfe von Simulationsbrillen verschiedene Sehbeeinträchtigungen erklärten.
Das Projektteam von VISITKO bedankt sich für die gelungene Kooperation mit allen Beteiligten und will die bis hierhin gewonnenen Erkenntnisse bei den weiteren Schritten mit einbeziehen. In den kommenden Monaten stehen die Weiterentwicklung der Technik und das Bemühen um neue Möglichkeiten der Förderung im Fokus.
„Die Arbeit am Gerät wird noch Zeit in Anspruch nehmen. Gleichzeitig möchten wir im Austausch mit den Menschen für bestmögliche Studienbedingungen an der Uni Koblenz sorgen“, erklärt Paulus. Mit der verbleibenden Projektlaufzeit kann dieses Ziel nicht abschließend erreicht werden. Daher bemüht sich das Projektteam aktuell um weitere Fördermöglichkeiten.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dietrich Paulus
Universität Koblenz
Universitätsstraße 1
56070 Koblenz
paulus@uni-koblenz.de
Tel.: 0261 287-2788
Weitere Informationen:
https://www.uni-koblenz.de/de/informatik/icv/paulus/forschung/projects/visitko
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