Fahrradwirtschaft im Aufwind
– und auf dem Weg in eine resiliente Zukunft – Forschungsbericht aus dem IAT.
Das Fahrrad war in den vergangenen Jahren in Deutschland ein beliebtes Fortbewegungsmittel. Damit hat auch seine Bedeutung als Wirtschaftsfaktor kontinuierlich zugenommen. Mit dem „Wirtschaftsgut Fahrrad“ befasst sich ein aktueller Forschungsbericht aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule Gelsenkirchen). Die Forschenden diskutieren in einer Bestandsaufnahme zunächst den Wirtschaftsfaktor Fahrrad allgemein und fokussieren daraufhin die Fahrradproduktion in Deutschland. Daraus schließen sie auf Forschungsfragen für die Zukunft.
In ihrer Bestandsaufnahme haben Anna Butzin und Marius Angstmann vom IAT sowie Frederic Rudolph vom T3 Transportation Think Tank, Berlin, die wirtschaftliche Seite des nachhaltigen Verkehrsmittels aufgearbeitet: Das Wachstum der Fahrradwirtschaft begann in den 2010er Jahren und ist auf eine Kombination aus innovativen Produkten (insbesondere dem E-Bike), verbessertem Image (modern, gesund, sportlich) und staatlicher Förderung (Dienstradleasing) zurückzuführen. Es erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt im Corona-Jahr 2020, als sich im ersten Lockdown viele Menschen neue Fahrräder kauften. Allerdings zeigte das Jahr 2021, dass unterbrochene Wertschöpfungsketten das Wachstum hemmen können. Damit stellt sich die Frage, in welchem Umfang Produktion und Montage zunehmend nach Europa und Deutschland verlagert werden sollten.
Das Forschungsteam attestiert der Branche gute Chancen, zu einer zukunftsfähigen und resilienten Wirtschaftsstruktur beitragen zu können: (1) Fahrradherstellung und -handel haben sich während der Covid19-Pandemie als krisenfest erwiesen, (2) einige metallverarbeitende Betriebe, die für die Automobilindustrie produzieren, erweitern angesichts des nahenden Verbrenner-Aus ihre Geschäftsfelder in Richtung Fahrradindustrie und (3) leistet Fahrradfahren und somit auch die Fahrradwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende.
Die Unternehmenslandschaft der Fahrradproduktion in Deutschland ist klein- und mittelständisch geprägt. Sie umfasst weite Bereiche der Wertschöpfungskette und reicht von Tüftlern bis zu hochwertigen Massenherstellern. Größere Hersteller sind häufig Bestandteil von international agierenden Konzernen. Außerdem gibt es viele metallverarbeitende Betriebe, die Komponenten wie Vorbauten, Felgen, Bremsscheiben und Lager herstellen, sowie spezialisierte Produzenten von Zubehör, etwa von Schlössern. Zudem gibt es elf deutsche Hersteller von Elektromotoren für E-Bikes, die einerseits von der hohen Inlandsnachfrage profitieren, andererseits sehr exportorientiert sind.
Das Autorenteam hat die in Deutschland ansässigen Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten in einer Landkarte verortet. Es wird deutlich, dass insbesondere zwei Typen eine zentrale Rolle spielen: Zum einen die Hersteller des hochwertigen Massenmarkts sowie die Hersteller von spezialisierten und klassischen Komponenten. Sie stellen zusammen 91 und somit zwei Drittel der in der Untersuchung erfassten Unternehmen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Anna Butzin, Tel. 0209-1707-241, butzin@iat.eu; Marius Angstmann, Tel. 0209-1707-168, angstmann@iat.eu
Originalpublikation:
Butzin, A., Rudolph, F. & Angstmann, M. (2023): Wirtschaftsgut Fahrrad: Wertschöpfungsbereiche, Beschäftigung & Produktionslandschaft. Forschung Aktuell, 2023 (10). Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. https://doi.org/10.53190/fa/202310
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