Neuer Ansatz für die Alternsforschung
Erkenntnisse des Forschungsteams um Dr. Holger Bierhoff zu molekularem Mechanismus, der bei der Entstehung von Brustkrebs eine wichtige Rolle spielt, dienen auch der Alternsforschung am FLI.
Jena. Mit einer wichtigen Entdeckung ging die Friedrich-Schiller-Universität Jena Mitte Januar 2024 an die Öffentlichkeit: Ein Team von Forschenden der Universitäten Jena und Shenzhen (China) sowie des Uniklinikums Jena hatten einen molekularen Mechanismus entschlüsselt, der bei der Entstehung von Brustkrebs eine wichtige Rolle spielt. Interessanterweise wird dieser Mechanismus durch die so genannte lange, nicht-codierende RNA PAPAS vermittelt. Möglicherweise lassen sich auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse neue Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden von Brustkrebs und eventuell auch anderer Krebsarten entwickeln.
Geleitet wurde das Projekt von Dr. Holger Bierhoff, dessen Forschungsgruppe „Epigenetik des Alterns“ auch mit dem Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) assoziiert ist. Sein Team nutzte RNA-Sequenzierung mit Unterstützung des FLI, um systematisch die Genexpression von Brustkrebszellen in Bezug auf die PAPAS-RNA zu untersuchen. Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass PAPAS sowohl das Wachstum als auch die Metastasierung von Brustkrebszellen unterdrücken kann.
Und die Daten brachten noch eine weitere Erkenntnis, die nicht nur für das Uni-Projekt, sondern auch für die Alternsforschung am FLI Relevanz haben kann: „Wir wissen jetzt, dass PAPAS das Zellwachstum kontrolliert, aber auch für die korrekte Differenzierung von Zellen notwendig ist. Dadurch ergibt sich die spannende Frage, ob PAPAS nicht nur bei der Krebsentstehung, sondern auch bei der Alterung eine Rolle spielt.“ Eine gestörte Funktion der nicht-codierenden RNA mit zunehmendem Alter könnte dazu führen, dass Zellen ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen und vermehrt zu Entartung neigen. Diesen Zusammenhang gilt es nun weiter zu untersuchen. Sind PAPAS oder der nachgeschaltete molekulare Mechanismus im Alter dereguliert? Ein vielversprechender Ansatz wäre die Untersuchung von PAPAS in Modellorganismen der Alternsforschung, wie z.B. dem Fadenwurm oder dem kurzlebigen Killifisch, die bereits am FLI etabliert sind.
Hintergrundinformation
Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena widmet sich seit 2004 der biomedizinischen Alternsforschung. Rund 350 Mitarbeiter aus ca. 40 Nationen forschen zu molekularen Mechanismen von Alternsprozessen und alternsbedingten Krankheiten. Näheres unter www.leibniz-fli.de.
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 97 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Die Leibniz-Institute unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Finanzvolumen liegt bei 2 Milliarden Euro. (www.leibniz-gemeinschaft.de).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Holger Bierhoff
Group Leader
Junior Research Group „Epigenetics of Aging“
Institute of Biochemistry and Biophysics Center for Molecular Biomedicine (CMB), Friedrich Schiller University Jena
Phone: +49 3641-9-49357
E-mail: holger.bierhoff@uni-jena.de
Originalpublikation:
„PAPAS promotes differentiation of mammary epithelial cells and suppresses breast carcinogenesis“
Authors: Sijia Ren, Feng Bai, Viviane Schnell, Clara Stanko, Muriel Ritsch, Tino Schenk, Emanuel Barth, Manja Marz, Bin Wang, Xin-Hai Pei, Holger Bierhoff
Source: Cell Reports (online), January 4, 2024
DOI: https://doi.org/10.1016/j.celrep.2023.113644
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