Nahrungs-DNA wirkt auf das Immunsystem
Gentech-Experte warnt vor möglichen Risiken
Forscher des Shaare Zedek Medical Center in Jerusalem haben bei probiotischen Bakterien bewiesen, dass die Nahrungs-DNA auf das Immunsystem wirkt. Diese Erkenntnis hat für Gentech-Kritiker eine wesentliche Bedeutung, denn bisher wurden mögliche Auswirkungen von fremder DNA auf den Organismus für die Risikobewertung bei der Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen nicht berücksichtigt.
Die israelischen Wissenschaftler haben bei Mäusen, die an einer entzündlichen Colitis litten, nachgewiesen, dass die schützenden Wirkungen der Probiotika durch ihre eigene DNA vermittelt werden und nicht durch ihre Stoffwechselprodukte oder ihre Fähigkeit, den Dickdarm zu besiedeln. Das bedeutet, dass die Abschwächung der Darmentzündung auf die immunostimulatorisch wirkende DNA zurückzuführen ist. Für den Gentechnikexperten Werner Müller von Global 2000 bedeutet dies, dass die Forscher nachgewiesen haben, dass es einen Übergang von DNA aus der Nahrung auf den Organismus gibt. Hiermit erhärtet sich der Verdacht, dass es zwischen dem Immunsystem und der DNA aus der Nahrung einen bisher unbekannten Zusammenhang gibt. Für Müller bedeutet dies, dass ohne weitere Kenntnis dieses Zusammenhangs eine Risikoabschätzung nicht gemacht werden könne.
Das sei im Wesentlichen die „verfehlte und völlig unzureichende Form der derzeitig üblichen Risikoabschätzung von gentechnisch veränderte Organismen“, kritisiert die Umweltorganisation. Solche möglichen Wirkungen sind bisher nicht untersucht worden. Die Risikoabschätzung für Gentech-Pflanzen ist bisher davon ausgegangen, dass Nahrungs-DNA vollständig im Magen- und Darmtrakt abgebaut werden. Wissenschaftlich scheint dies nun widerlegt.
Müller, der als Gentechnik-Experte zahlreiche Untersuchungen für Institute durchführte, hatte schon länger den Verdacht, dass Nahrungs-DNA in das Lymphsystem und die Blutbahn aufgenommen wird. Dabei war Müller nicht der einzige Forscher, der zu diesem Ergebnis tendierte. Auch der deutsche Ernährungswissenschaftler Tim Reuter ist zum Ergebnis gekommen, dass „die Aufnahme von fremder DNA aus der aufgenommenen Nahrung in den Organismus von Schweinen möglich“ sei. Damit geben sich die Kritiker aber nicht zufrieden. Die israelische Studie ist für Müller ein Mosaikstein für den Beleg bisher unentdeckter Risiken bei Gentech-Pflanzen. Diese Zusammenhänge sollten jedoch vor einer Zulassung ausreichend geklärt werden.
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