Ohne Gefäße ist alles nichts: Die Angiologie
Womit sich eine Kardiologin oder ein Radiologe beschäftigen, ist bekannt. In vielen Fällen wissen wir, welcher Facharzt bei diesen oder jenen Beschwerden der richtige Ansprechpartner ist. Aber was macht eigentlich ein Angiologe? Diese Fachrichtung der Inneren Medizin ist in der Bevölkerung weitestgehend unbekannt. Und das, obwohl sich Angiologen mit 100.000 Kilometern unseres Körpers beschäftigen.
Der Begriff Angiologie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Lehre von den Gefäßen. Die Blutgefäße eines einzigen Menschen, zu denen die Arterien, Venen und Kapillaren zählen, sind zusammen etwa 100.000 Kilometer lang. So ein komplexes System bietet auch viel Angriffsfläche für Erkrankungen.
Zu den Blutgefäßen kommen als weiteres Spezialgebiet der Angiologie die Lymphgefäße hinzu. Außerdem schließt sie die Lehre von der Blutgerinnung, den entzündlichen Gefäßerkrankungen und der Wundmedizin ein.
Mit welchen Krankheiten beschäftigt sich die Angiologie?
Angiologinnen und Angiologen sind Ärzte der Inneren Medizin, die sich durch eine Weiterbildung auf die Behandlung von Gefäßerkrankungen spezialisiert haben. Typische Krankheitsbilder des Angiologen sind die arterielle Verschlusskrankheit der Beine, die auch PAVK oder Schaufensterkrankheit genannt wird, die Erkrankung der Halsschlagadern, der Bauchschlagader sowie die Erkrankung von Venen, z.B. eine Thrombose oder Krampfadern. Hierzu gehören auch Schwangerschaftskomplikationen, da schwangere Frauen zu einer Veränderung der Blutgerinnung neigen.
Die Diagnostik von Gefäßkrankheiten ist schonend für die Patienten, sie besteht aus dem ärztlichen Gespräch und der körperlichen Untersuchung sowie eventuell nötiger technischer Untersuchungsmethoden, wie z. B. Ultraschall der Blutgefäße, verschiedene Belastungsuntersuchungen oder die Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel.
Die Therapie der Erkrankungen kann einerseits konservativ, d.h. ohne Operation, erfolgen. Hierzu zählen zum Beispiel Medikamente, Gefäßsport, Rehabilitation oder auch Hilfsmittel wie Verbände oder Kompressionsstrümpfe. Angiologinnen und Angiologen nehmen aber auch minimal-invasive Gefäßeingriffe vor, z.B. das Einsetzen von Gefäßstützen, sogenannten Stents oder die Entfernung von Blutgerinnseln über eine Punktion in der Leiste. Diese Behandlungen sind für die oft älteren Patientinnen und Patienten besser verträglich als offene Operationen, da keine Vollnarkose benötigt wird oder große Wunden entstehen.
Warum braucht es die Angiologie zukünftig so dringend?
Da unsere Gesellschaft immer älter wird und Gefäßerkrankungen mit dem Lebensalter zunehmen, wird angiologische Expertise zukünftig noch wichtiger sein. Durch das meist hohe Alter der Gefäßpatienten leiden diese häufig an mehreren chronischen Krankheiten. Angiologen sind daher darauf spezialisiert, alle Erkrankungen der Patienten und ihr Umfeld einzubeziehen. Dies sichert eine individuelle Therapie und das Behandlungsziel wird auf Augenhöhe mit den Patientinnen und Patienten abgestimmt. Die langfristige Betreuung der Gefäßkranken von der Prävention, Diagnostik und Therapie bis zur Rehabilitation und Nachsorge liegt der Angiologie am Herzen. Kein Organ kommt ohne Gefäße aus und die Medizin nicht ohne Angiologie.
Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. hat kürzlich ein Leitbild (www.dga-gefaessmedizin.de/leitbild) veröffentlicht, das einen ausführlichen Überblick über das Fach und das Selbstverständnis seiner Ärzteschaft gibt.
Pressekontakt:
Katarina Pyschik, Nina Langbehn, Sebastian Rauch
Deutsche Gesellschaft für Angiologie
Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin
Tel. 030/20 88 88 31
E-Mail: info@dga-gefaessmedizin.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Stefan Betge, Helios Kinikum Salzgitter
PD Dr. Nasser Malyar, Universitätsklinikum Münster
Dr. Gesine Dörr, Alexianer St. Josefs-Krankenhaus, Potsdam
Dr. med. Bernd Krabbe, UKM Marienhospital Steinfurt
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