El Nino lässt Andengletscher schmelzen
Die meisten Gletscher in den tropischen Anden drohen bei einer unverminderten Zunahme des Klimaphänomens El Nino in 10 bis 15 Jahren völlig wegzuschmelzen. Das hat eine Studie des französischen Instituts für Entwicklungsforschung (IRD) zusammen mit Fachleuten in Bolivien und Ecuador ergeben. Das heute häufigere und stärkere Auftreten von El Nino könne natürliche Ursachen haben, sagte Institutssprecherin Marie Guillaume am Freitag der dpa in Paris. Doch sei sicher, dass die Menschen diese Entwicklung beschleunigten.
Die Forscher haben in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Gletscher in Lateinamerika beobachtet, darunter vor allem den Antizana (5760 bis 4800 Meter) in Ecuador und den Chacaltaya (5375 bis 5125 Meter) im Norden Boliviens.
In der El-Nino-Phase sinken die Niederschläge um 10 bis 30 Prozent, und die Luft erwärmt sich um ein bis drei Grad Celsius. Dafür bringt die kühlere La-Nina-Zeit eine kalte Atmosphäre und starken Niederschlag, so dass auf den Gletschern eine schützende Schneeschicht entsteht. Durch die seit 1976 häufigere und stärkere El-Nino-Phase ist diese natürliche Balance nicht mehr gewährleistet.
So schmolz der Chacaltaya zwischen 1963 und 1983 im Schnitt um 0,6 Meter jährlich, in der Zeit bis 2003 dann bereits um 1,2 Meter pro Jahr. Die Forscher fürchten, dass der Gletscher 2015 verschwunden sein könnte.
«Es ist schwierig, etwas zu unternehmen, weil es die regionalen Grenzen sprengt», sagte Guillaume. «So kann man kann den Talbewohnern nicht verbieten, das Wasser zu trinken, das sie seit Jahrhunderten von den Gletschern gewinnen.» Es gehe um ein globales Phänomen, bei dem Industrie, Abgase und Landwirtschaft wichtige Rollen spielten. Die Forscher arbeiten nun an Lösungsmodellen.
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