"Mühle" im Sauriermagen half, Nahrung zu zerkleinern
Als Fossil des Monats November stellt das Goldfuß-Museum der Universität Bonn einen kleinen versteinerten Schwimmsaurier aus der Permzeit (250 Millionen Jahre alt) aus, zwischen dessen Rippen so genannte Magensteine gefunden wurden – das sind Kiesel, kleine Steine oder Gerölle, die sich im Magen von Tieren finden. Der Barasaurus – so der lateinische Name – wurde in Madagaskar ausgegraben. In Bonn ist er sozusagen auf Besuch, da er zusammen mit anderen ähnlichen Fossilien vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart für wissenschaftliche Untersuchungen ausgeliehen wurde.
Magensteine sind ganz besondere Fossilien: Obwohl sie eigentlich nicht biologischen Ursprungs sind, geben sie dennoch Hinweise auf die Lebensweise der Saurier. Heute findet man Magensteine regelmäßig nur bei drei Tiergruppen: bestimmten Robben, den Krokodilen und sehr vielen Vögeln. Nur bei diesen ist auch die Funktion der Steine im Magen unstrittig: Sie dienen in Ermangelung von Zähnen zur Zerkleinerung der Nahrung in der so genannten Magenmühle, die durch starke Muskeln in der Magenwand bewegt wird (nur aufgrund dieser Muskelmasse stehen Hühnermägen überhaupt auf dem Speisezettel!). Vor allem für Pflanzen fressende Vögel sind Magensteine unbedingt notwendig. Doch auch bestimmte Raubdinosaurier, von denen die Vögel abstammen, und die so genannten Psittacosaurier hatten Magenmühlen. Die riesigen sauropoden Dinosaurier dagegen, die täglich ungeheure Mengen Pflanzen zu sich genommen haben müssen, kamen offenbar ohne Magensteine aus, wie aktuelle Untersuchungen des Bonner Paläontologen Oliver Wings zeigen.
Was aber war die Funktion der Magensteine bei Barasaurus? Auffälligerweise treten Magensteine außer bei Vögeln vor allem bei wasserlebenden Tieren auf, die landlebende Vorfahren haben. Neben den Robben und Krokodilen trifft dies auch für einige nur fossil überlieferte Gruppen wie die bekannten Paddelsaurier der Jura- und Kreidezeit oder eben den kleinen Barasaurus zu. Zur Erklärung des Phänomens hilft ein Blick auf die heutigen Krokodile weiter: Bei denen nimmt die Magenstein-Menge mit der Körpermasse zu. Das legt die Erklärung nahe, dass die Steine zur Verringerung des Auftriebes dienen, ähnlich dem Bleigürtel eines Tauchers. Diese Hypothese muss aber noch durch weitere Untersuchungen an heutigen Krokodilen und an fossilen Schwimmsauriern abgesichert werden.
Ansprechpartner:
Dr. Martin Sander
Goldfuß-Museum im Institut für Paläontologie
Telefon: 0228/73-3105
E-Mail: martin.sander@uni-bonn.de
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Weitere Informationen:
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