Neuer Wirkstoff kann das Überleben mit Magenkrebs verlängern

Prof. Dr. Florian Lordick
Foto: Stefan Straube / UKL

In Deutschland erkranken etwa 17.000 Personen pro Jahr an Magenkrebs. Die Erkrankung gehört zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Schuld daran ist die späte Diagnose und rasche Ausbreitung von Tumorzellen im Körper. In zwei internationalen klinischen Studien haben Wissenschaftler:innen mit Beteiligung der Universitätsmedizin Leipzig einen Wirkstoff untersucht, der das Überleben von Betroffenen verlängern kann. Mit den aktuell publizierten Daten wurde Zolbetuximab nun in Europa als Medikament zugelassen. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

„Die Ergebnisse dieser Studien sind sehr wichtig für die Krebsforschung. Sie zeigen, dass mit Zolbetuximab behandelte Patientinnen und Patienten mit Magenkarzinom länger leben. Das Voranschreiten der Tumorerkrankung wird verzögert. Das ist ein wichtiger Fortschritt für Betroffene dieser schweren und oft tödlich verlaufenden Krebserkrankung“, sagt Prof. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrums Leipzig. Der erfahrene Onkologe gestaltete die kürzlich publizierten Studien auf internationaler Ebene mit und sorgte dafür, dass deutsche Patient:innen daran teilnehmen konnten.

„Wir haben den Wirkstoff Zolbetuximab bereits früh in klinischen Studien an der Universitätsmedizin Leipzig anbieten können, viele Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs behandelt und gute Erfahrungen gemacht. Nun freuen wir uns, dass nach den großen Phase-III-Studien mit Zolbetuximab eine zielgerichtete Therapie von der europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen wurde“, erklärt Prof. Lordick.

In den zwei Studien wurden weltweit insgesamt 1.072 Patient:innen mit Zolbetuximab oder einem Placebo behandelt. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit fortgeschrittenem Magenkrebs, die Zolbetuximab plus Chemotherapie erhielten, länger überlebten als Patient:innen, die nur eine Chemotherapie bekamen. Die Behandlung mit Zolbetuximab und Chemotherapie führte in den aktuellen Studien zu einer signifikanten Verringerung des Risikos eines Fortschreitens der Erkrankung und des Todes um 29 Prozent.

Alle Teilnehmenden der Studien waren an einem Magenkarzinom erkrankt, das eine vermehrte Bildung des Proteins Claudin 18.2 zeigte. Zolbetuximab ist ein spezieller Antikörper, der sich gegen das Protein Claudin 18.2 richtet. Bei etwa jedem dritten Patienten kann Claudin 18.2 in hoher Menge im Magenkarzinom nachgewiesen werden, es kommt aber kaum in gesundem Gewebe außerhalb des Magens vor.

Die Substanz wurde in Deutschland vor mehr als zehn Jahren entwickelt und seither über alle Studienphasen, bis hin zur klinischen Anwendungsreife bei Patient:innen, gründlich erforscht. Es wird Menschen mit fortgeschrittenem Magenkarzinom in Kombination mit einer Chemotherapie als intravenöse Infusion gegeben. Dann gelangt es über die Blutbahn zu den Tumorzellen, die Claudin18.2 tragen, dockt an diese an, und löst dort eine Immunreaktion aus, die zum Absterben der Tumorzellen beiträgt.

Weitere Informationen: Die Krebsforschung ist ein Schwerpunkt der Universitätsmedizin Leipzig. 2022 erhielten Leipzig und Jena von der Deutschen Krebshilfe den Zuschlag für das Mitteldeutsche Krebszentrum (Cancer Center Central Germany – CCCG), ein Zusammenschluss der beiden onkologischen Zentren der Region. Das Ziel: Die bestmögliche Krebsversorgung für die Betroffenen in der jeweiligen Region zu gewährleisten, auch indem aktuelle, innovative Erkenntnisse aus der Forschung zügig in die klinische Praxis überführt werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Florian Lordick
Direktor Universitäres Krebszentrum Leipzig und
Sprecher des Vorstands des Mitteldeutschen Krebszentrums (CCCG)
E-Mail: direktion.uccl@medizin.uni-leipzig.de
Tel: +49 341 97-12200
Web: http://www.krebszentrum-leipzig.de, https://www.mitteldeutsches-krebszentrum.de/

Originalpublikation:

Originalpublikation in The New England Journal of Medicine: Zolbetuximab in Gastric or Gastroesophageal Junction Adenocarcinoma. DOI: 10.1056/NEJMc2409512
https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMc2409512

http://www.uni-leipzig.de

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