StrokeCap – Die mobile Schlaganfalldiagnostik der Zukunft

Demonstrator der StrokeCap und Ansteuerelektronik
© StrokeCap-Team

Die StrokeCap, ein von der Julius-Maximilians-Universität und dem Uniklinikum Würzburg gemeinsam entwickeltes innovatives, tragbares Gerät, das die mobile Schlaganfalldiagnostik revolutionieren und so Leben retten kann, gewinnt einen von fünf Medical Valley Awards vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Die Gewinner-Teams erhalten eine finanzielle Unterstützung von 500.000 Euro sowie individuelle Betreuung und Expertise aus dem Medical Valley-Netzwerk.

Je früher und spezifischer ein Schlaganfall diagnostiziert und therapiert wird, desto seltener leiden Patientinnen und Patienten an schweren Folgeschäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen. Der Weg zu spezialisierten Schlaganfallzentren mit entsprechender Ausrüstung ist allerdings oft weit. Hier setzt die StrokeCap an: ein tragbares, strahlungsfreies Gerät, das mithilfe injizierbarer magnetischer Nanopartikel die Durchblutung des Gehirns in Echtzeit visualisiert. Dadurch können bereits im Rettungswagen kritische Entscheidungen zur Auswahl des richtigen Krankenhauses getroffen werden.

Die Idee zur StrokeCap

Das Konzept zur StrokeCap wurde von PD Dr. med. Stefan Herz und Dr. Patrick Vogel entwickelt. Während ihrer Arbeit an auf Magnetic Particle Imaging (MPI) basierenden Tomographen für die interventionelle Bildgebung am Menschen erkannten sie das Potenzial dieser Technologie für die Schlaganfalldiagnostik. Anders als herkömmliche Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) ist die StrokeCap klein, leicht und mobil und kann direkt vor Ort vom Rettungsdienst eingesetzt werden, um eine schnelle Einschätzung des Zustandes des Patienten zu erlangen. „Was das EKG für den Herzinfarkt ist, kann die StrokeCap für den Schlaganfall sein“, sagt Stefan Herz. Patrick Vogel ergänzt: „Besonders in ländlichen Regionen mit langen Anfahrtszeiten kann sie helfen, das richtige Krankenhaus sofort anzusteuern.“

Nanopartikel machen Schlaganfälle sichtbar

Das zugrundeliegende Verfahren basiert auf der schnellen Lokalisierung eines in den Menschen eingebrachten Eisentracers mit Hilfe von zeitlich veränderlichen Magnetfeldern. „Die Besonderheit von MPI gegenüber MRT oder CT ist die hintergrundfreie Bildgebung des Tracers ohne ionisierende Strahlung, was die Anwendung sehr sicher macht“, erklärt Prof. Dr. Volker Behr. MPI-Scanner werden bereits erfolgreich für die präklinische Forschung eingesetzt, eine Skalierung auf Menschengröße ist in Vorbereitung.

v.l.n.r.: Das StrokeCap-Team bestehend aus Patrick Vogel, Johanna Günther, Martin Rückert, Teresa Reichl, Volker Behr, Stefan Herz sowie Staatsministeriums Dr. Thomas Krammer vom Staatsministerium und Marina Moskvina, Marco Wendel, Jörg Stein
v.l.n.r.: Das StrokeCap-Team bestehend aus Patrick Vogel, Johanna Günther, Martin Rückert, Teresa Reichl, Volker Behr, Stefan Herz sowie Staatsministeriums Dr. Thomas Krammer vom Staatsministerium und Marina Moskvina, Marco Wendel, Jörg Stein. Foto: Medical Valley EMN e.V.

Das Alleinstellungsmerkmal der StrokeCap ist der sehr frühe Ansatz für die Patientenversorgung. Das hierfür entwickelte innovative Design der StrokeCap soll eine frühzeitige Diagnostik am Patienten schon wenige Sekunden nach Gabe eines für den Einsatz am Menschen bereits zugelassenen Tracers ins Gefäßsystem ermöglichen. Dieser kann dann eindeutig im Körper lokalisiert werden. Über den zeitlichen Verlauf des Signals lassen sich direkte Rückschlüsse auf die Durchblutung einzelner Regionen ziehen. Kombiniert mit einem robusten Aufbau und einem intuitiven Benutzerinterface, soll die StrokeCap leicht in etablierte Workflows, z.B. in einem Rettungswagen integriert werden können.

Durch diese neuartige Technik kann wertvolle Zeit eingespart werden, bis die gezielte Behandlung in einem spezialisierten Krankenhaus eingeleitet werden kann. Dadurch kann die Prognose der Patientinnen und Patienten deutlich verbessert werden.

Weiterentwicklung des Demonstrators zum einsatzfähigen Prototypen

Mit dem Preisgeld soll der vorhandene erste Demonstrator der StrokeCap zu einem einsatzfähigen Prototyp weiterentwickelt werden, der dann in der Folge in klinischen Studien getestet werden kann. Hierzu werden reale Schlaganfalldiagnostiken, die mittels CT oder MRT gewonnen wurden, als Referenzen genutzt, um das System für den Einsatz am Menschen zu optimieren.

Team
Dr. Patrick Vogel, PD Dr. med. Stefan Herz, PD Dr. med. Moriz Herzberg, Teresa Reichl, Johanna Günther, Dr. Martin Rückert, Dr. Thomas Kampf, Andreas Wörle, Prof. Dr. Volker Behr

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Volker Behr, Experimentelle Physik 5, Universität Würzburg, T + 49 931 31-85766, volker.behr@uni-wuerzburg.de
info@strokecap.com

Weitere Informationen:

https://www.ukw.de/aktuelle-meldungen/detail/news/medical-valley-award-2-x-eine-… PM zum Medical Valley Award und Link zum weiteren Gewinner-Projekt aus Würzburg: ENDOLEASE-Systeme – Die Zukunft der gezielten Pharmakotherapie

https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/ein-schnel… PM Magnetic Particle Imaging für den schnellen Blick ins Menscheninnere

Media Contact

Kirstin Linkamp Stabsstelle Kommunikation
Universitätsklinikum Würzburg

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Keine signifikanten PFAS-Emissionen durch Abfallverbrennung

Versuche am KIT zeigen, dass sich Fluorpolymere in der Hausmüllverbrennung nach europäischen Standards nahezu rückstandsfrei abbauen. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, finden sich in unzähligen Produkten und damit auch…

Wie wirkt sich die Munitionsbergung auf die Meeresumwelt aus?

Meereswissenschaftliche Untersuchungen in der Lübecker Bucht. Gestern startete das Forschungsschiff ALKOR zu einer Expedition in die Lübecker Bucht: Untersucht werden soll vor Ort, wie sich die Munitionsbergung auf die Meeresumwelt…

Mit Chatbot-basierter Prozessmodellierung zur beschleunigten Digitalisierung von KMUs

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Tätigkeiten mit digitalen Technologien zielgenau zu unterstützen. Geschäftsprozessmodelle spielen hierbei – insbesondere bei der Einführung entsprechender Informationssysteme – eine große Rolle. Gerade kleinere…

Partner & Förderer