Inseln als Schlüssel zum Schutz der Pflanzenvielfalt

Blick von der Kanareninsel Teneriffa, die durch einen hohen Anteil an endemischen Arten gekennzeichnet ist, auf die vorgelagerten Roques de Anaga
(c) Holger Kreft

Ein internationales Forschungsteam hat herausgefunden, dass mehr als ein Drittel aller weltweiten Pflanzenarten auf Inseln vorkommt. Und das, obwohl Inseln nur etwas mehr als fünf Prozent der Landfläche der Erde ausmachen. Die Studie unter Leitung der australischen Macquarie University und der Universität Göttingen zeigt auch, dass von allen weltweit als bedroht eingestuften Pflanzenarten mehr als die Hälfte ausschließlich auf Inseln vorkommt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Das Team analysierte Daten von mehr als 300.000 Arten an Gefäßpflanzen, also Pflanzen, die im Gegensatz zu Moosen ein Gefäßsystem für den Wasser- und Nährstofftransport haben. Diese Gruppe macht den größten Teil der Pflanzenarten auf der Erde aus. Die Forschenden fanden heraus, dass mehr als ein Drittel der Arten auf Inseln heimisch ist, also auf einer oder mehreren Inseln natürlich vorkommt. Außerdem sind 21 Prozent der weltweiten Pflanzenarten auf Inseln endemisch, was bedeutet, dass sie nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Das Team hat eine Liste aller Gefäßpflanzen erstellt, die auf Inseln vorkommen, und ihre Verbreitung sowie Gefährdung dokumentiert. Bedrohungen sind zum Beispiel schwindende Lebensräume, der Klimawandel oder vom Menschen eingebrachte (also invasive) Arten.

„Das ist das erste Mal, dass wir ein so umfassendes Verständnis davon haben, welche Arten wo auf der Welt vorkommen“, so Dr. Julian Schrader von der Macquarie University. „Wir können nun die Gefährdung einiger der seltensten Pflanzenarten untersuchen und Strategien zu ihrer Erhaltung entwickeln.“ Prof. Dr. Holger Kreft, Leiter der Abteilung Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie der Universität Göttingen und Letztautor der Studie, fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die herausragende Bedeutung von Inseln für den Erhalt der globalen Artenvielfalt. Leider stellen wir fest, dass Inselarten in alarmierendem Tempo aussterben.“

Die Forschenden verglichen die Ergebnisse mit dem Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 30 Prozent der Land- und Meeresgebiete zu schützen. Sie fanden heraus, dass 94 Prozent der endemischen Pflanzenarten auf Inseln vorkommen, die zu weniger als 30 Prozent geschützt sind. Kreft betont: „Um Ökosysteme auf Inseln besser zu schützen, brauchen wir eine Ausweitung von Nationalparks, aber auch die Bekämpfung von invasiven Arten und Wiederherstellung einheimischer Lebensräume.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Holger Kreft
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Abteilung Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie
Büsgenweg 1, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39-28757
E-Mail: hkreft@uni-goettingen.de
Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/128741.html

Originalpublikation:

Julian Schrader et al. Islands are key to protect the world’s plant endemism. Nature 2024. Doi: https://doi.org/10.1038/s41586-024-08036-1

Weitere Informationen:

https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7589 Link zur Pressemitteilung mit Bildmaterial zum Download

Media Contact

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Parkinson-Medikament verändert durch Eisenmangel das Darmmikrobiom zum Schlechteren

Störung der mikrobiellen Gemeinschaft begünstigt Krankheitserreger im Darm. In einer bahnbrechenden neuen Studie, durchgeführt im Rahmen des FWF-geförderten Exzellenzclusters „Mikrobiomes drive Planetary Health“, haben Wissenschafter*innen der Universität Wien in Zusammenarbeit…

Neues Verfahren zur Rückgewinnung wertvoller Elemente aus Holzasche

Team der Hochschule Rottenburg und der Universität Tübingen erarbeitet Grundlagen zur Aufbereitung des bisherigen Verbrennungsabfalls als Sekundärrohstoff. Die Aschen, die bei der Holzverbrennung in Heiz- und Kraftwerken entstehen, enthalten wertvolle…

Auf der Spur des „Schlüsselproteins“

Neues Forschungsprojekt zur Ursache von Lungenhochdruck bei Herzinsuffizienz. Pulmonale Hypertonie (PH) ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei der der Druck in den Blutgefäßen zwischen Herz und Lunge dauerhaft erhöht ist. Besonders…