Erster Quantencomputer Hessens startet an der Goethe-Universität

Das Herz des Quantencomputers Baby Diamond besteht aus einem Diamanten im inneren des schwarzen Gehäuses. Das rötlich-silberne Gehäuse beherbergt den Laser.
Fotos: Uwe Dettmar für Goethe-Universität

Die Quantenzukunft Hessens begrüßten heute Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus an der Goethe-Universität Frankfurt, wo der erste Quantencomputer in Hessen seine Arbeit offiziell aufnahm. Der Quantencomputer trägt den Namen „Baby Diamond“, verfügt über fünf Quantenbits und läuft bei Raumtemperatur. An ihm werden Forschende und Studierende der Goethe-Universität unter anderem untersuchen, wie er Spezialaufgaben in großen Superrechnern übernehmen kann.

Bei der Inbetriebnahme des Baby Diamond: Präsident Enrico Schleiff, Quantencomputer-Experte Thomas Lippert, Digitalministerin Kristina Sinemus, Wissenschaftsminister Timon Gremmels (v.l.)
Bei der Inbetriebnahme des Baby Diamond: Präsident Enrico Schleiff, Quantencomputer-Experte Thomas Lippert, Digitalministerin Kristina Sinemus, Wissenschaftsminister Timon Gremmels (v.l.) Bild: Uwe Dettmar / Goethe-Universität Frankfurt

Das Herzstück des „Baby Diamond“ ist kaum größer als ein normaler Stand-PC, und doch ist er Vertreter einer völlig neuen Computergeneration: Hessens erster Quantencomputer wurde heute an der Goethe-Universität offiziell in Betrieb genommen. Der vom Unternehmen XeedQ GmbH entwickelte „Baby Diamond“ kann bei 20 Grad Celsius betrieben werden und eignet sich daher sehr gut für die Forschung – im Gegensatz zu anderen Quantencomputern, die mit flüssigem Helium auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt gekühlt werden müssen.

Auf den Optimierungsspezialisten „Baby Diamond“ warten an der Goethe-Universität erste Anwendungen, in denen es um Anlageportfolios im Finanzbereich, Zeitpläne von Krankenpflegekräften oder Probleme aus der Quantenchemie geht. In erster Linie dient er jedoch der Forschung selber: Forschende und Studierende werden nicht nur Algorithmen für den Quantencomputer entwickeln, sondern können auch die Erzeugung der Quantenbits verändern. Es ist vorgesehen, auch Nutzern des Nationalen Hochleistungsrechnens Zugang zu gewähren.

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, hebt hervor: „Der Baby Diamond, den wir heute quasi aus der Taufe heben, befindet sich ganz in der Nähe jenes Orts, wo vor 100 Jahren Otto Stern und Walther Gerlach an der Goethe-Universität mit ihrem berühmten Experiment die Grundlage für den Bau dieses Quantencomputers gelegt haben. Heute stehen wir – wieder an der Goethe-Universität – am Beginn des Wegs in Frankfurts Quantenzukunft. Die Goethe-Universität finanziert damit einen Schritt in eine neue Dekade und nimmt eine zukunftsweisende Pionierrolle unter den deutschen Universitäten ein.“

Das Herz des Quantencomputers Baby Diamond besteht aus einem Diamanten im inneren des schwarzen Gehäuses. Das rötlich-silberne Gehäuse beherbergt den Laser.
(c) Uwe Dettmar / Goethe-Universität Frankfurt

Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, sagt: „Der erste funktionierende Quantencomputer an einer hessischen Hochschule ist wahrhaftig ein Anlass zum Feiern. Die Kompetenz und Expertise der Goethe-Universität im klassischen Hochleistungsrechnen zeigt sich bereits durch beeindrucke Erfolge und gute Platzierungen bei den leistungsstärksten und energieeffizientesten Hochleistungsrechnern weltweit. Nun wird diese durch die neue Technologie des Quantencomputing ergänzt und bereichert. Auch zukünftig wird sicherlich das Zusammenspiel zwischen klassischen Hochleistungsrechnern und Quantencomputern eine entscheidende Rolle spielen.

Wir brauchen den Mut, Neues auszuprobieren, neue Technologien in der Praxis zu testen und dabei bewährte Methoden zu integrieren. All dies wird hier vor Ort geleistet. Das zeigt, dass das Land Hessen an der Spitze der Entwicklung steht.

Prof. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation, ist überzeugt: „Quantencomputing ist eine Schlüsseltechnologie der Zukunft, die enormes Potenzial für Wertschöpfung und Innovation bietet. In Hessen haben wir in den letzten Jahren eine starke Grundlage geschaffen, um diese Entwicklung aktiv zu gestalten – mit einem exzellenten Ökosystem aus Spitzenforschung, Künstlicher Intelligenz und angewandtem Quantencomputing. Daher haben wir diese Technologie auch bereits in unserer Digitalstrategie verankert. Der Start von ‘Baby Diamond’ an der Goethe-Universität zeigt eindrucksvoll, wie Hessen die Digitalisierung Europas mitgestaltet.“

Ulrich Schielein, Vizepräsident und Chief Information Officer der Goethe-Universität, fügt hinzu: „Das Spannende am Baby Diamond ist, dass unsere Forschenden und die Studierenden sogar kleine Details der Mikrowellen-Pulsformen kontrollieren können, die die Quantenbits und ihre Wechselwirkungen manipulieren. So können wir mit dem Baby Diamond den Studierenden der Goethe-Universität eine bislang in Deutschland einzigartige Chance des direkten Kontakts mit einem realen Quantencomputer geben.“ In wenigen Jahren, so Vizepräsident Schielein, könne neben der theoretischen Kompetenz auch die umfangreiche praktische Erfahrung die Goethe-Universität für die Bewerbung eines Quantencomputers der 100-Qubit-Klasse qualifizieren, die die Goethe-Universität auf die akademische Pole-Position bringen würde.

Prof. Thomas Lippert, Professor für Modulares Supercomputing und Quantencomputing an der Goethe-Universität und Leiter des Zentrums für Supercomputing am Forschungszentrum Jülich, meint: „Über Frankfurt und Hessen hinaus ist der Baby Diamond ein Anker für Kooperationen mit wichtigen Partnern: Gerade erst ist die Goethe-Universität dem John von Neumann-Institut am Forschungszentrum Jülich beigetreten und wird mit Baby Diamond zum Partner der Jülicher Nutzer-Infrastruktur für Quantencomputing. Im Gegenzug erhalten die Anwender*innen von Baby Diamond Zugang zu weiteren Quantencomputersystemen.“

Bilder zum Download:
https://uni-frankfurt.de/163889974

Bildtexte:
1 Bei der Inbetriebnahme des Baby Diamond: Präsident Enrico Schleiff, Quantencomputer-Experte Thomas Lippert, Digitalministerin Kristina Sinemus, Wissenschaftsminister Timon Gremmels (v.l.). Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität

2 und 3: Das Herz des Quantencomputers Baby Diamond besteht aus einem Diamanten im inneren des schwarzen Gehäuses. Das rötlich-silberne Gehäuse beherbergt den Laser. Fotos: Uwe Dettmar für Goethe-Universität.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Dr. Thomas Lippert
Leiter der Forschungsgruppe Modulares Supercomputing und Quantencomputing,
Goethe-Universität
Leiter des Zentrums für Supercomputing, Forschungszentrum Jülich
Tel. +49 (0)2461 61-6402
th.lippert@fz-juelich.de
https://msqc.cgi-host6.rz.uni-frankfurt.de

Erster Quantencomputer Hessens startet an der Goethe-Universität

Media Contact

Dr. Markus Bernards Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-gestützte Entdeckung effizienter Perowskit-Solarzellenmaterialien.

KI für bessere und schnellere Photovoltaikmaterialien

Die Suche nach nachhaltigen Energielösungen ist seit Jahrzehnten ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Forschung. Solarenergie, eine saubere und erneuerbare Energiequelle, hat sich als vielversprechende Alternative zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen erwiesen. Besonders…

Schizophrenie: NMI beobachtet Prozesse in Nervenzellen

Reicht es, die Symptome zu behandeln, oder wollen wir nicht viel lieber an die Ursachen der Krankheit? Bisher wird Schizophrenie vor allem symptomatisch behandelt, da wenig über die genauen zugrunde…

Erbgut als Schlüssel zur personalisierten Medizin

Tübinger Institut ist Teil des EU-weit größten Projekts zum Aufbau einer europäischen Genomdatenbank. Als einziges deutsches Sequenzierzentrum ist das Tübinger Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik am Projekt „Genome…