Neues Institut der Universität Mannheim erforscht ökonomische Konsequenzen der Alterung
Das neugegründete Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA) erforscht die Folgen des demographischen Wandels für Arbeits-, Waren- und Kapitalmärkte und wird für Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit beratend tätig sein.
Unsere Gesellschaft wird immer älter. Die tiefgreifenden Konsequenzen dieser Entwicklung untersucht künftig das neugegründete Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA). MEA nimmt am 2. Juli mit rund zwanzig Beschäftigten seine Arbeit auf. Das Institut – gegründet und geleitet von Prof. Axel Börsch-Supan – ist bundesweit einmalig in dreierlei Hinsicht: thematisch, organisatorisch und finanziell. Wichtige Aufgabe von MEA ist, aufbauend auf der wissenschaftlichen Analyse, die Beratungstätigkeit für Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Die Einrichtung ist Bestandteil der Fakultät für Volkswirtschaftslehre der Universität Mannheim. Die Hochschule zählt im Bereich der Wirtschaftswissenschaften zu den führenden Universitäten in Europa.
MEA wird die mikro- und makroökonomischen Aspekte des demographischen Wandels antizipieren und analysieren. Es untersucht beispielsweise, welche Auswirkungen die Änderung der Altersstruktur auf die Kapitalrenditeentwicklung in Deutschland hat.
Das Institut wird aus diesen Analysen empirisch fundierte Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik ableiten. Die Arbeit des Instituts wendet sich daher in seiner Beratungstätigkeit an Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft und dient der Information der interessierten Öffentlichkeit.
MEA ist ein Joint Venture des Landes Baden-Württemberg und der Industrie. Zudem hat es ein erhebliches Drittmittelaufkommen seitens nationaler und internationaler Stiftungen. Alle Arbeiten von MEA verbinden wissenschaftliche Forschung und wissenschaftliche Beratung.
Nähere Informationen zu MEA sind in deutscher und englischer Sprache auf den MEA-Internetseiten verfügbar ( http://mea.uni-mannheim.de ).
Warum müssen wir die ökonomischen Auswirkungen des demographischen Wandels besser verstehen?
Der sich allmählich beschleunigende demographische Wandel gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen der nächsten Dekaden. Dies ist keineswegs eine neue Einsicht. Dennoch beschränkt sich die öffentliche Debatte ebenso wie die wissenschaftliche Forschung in Europa noch weitgehend auf die sozialpolitischen Konsequenzen, besonders auf das Finanzierungsproblem der staatlichen Rentenversicherungen. Der demographische Wandel wird jedoch auch einen tief liegenden makroökonomischen Strukturwandel hervorrufen, der alle zentralen Märkte – Arbeitsmarkt, Märkte für Waren und Dienstleistungen, sowie die Kapitalmärkte – beeinflussen wird.
Der Gründer und Förderer von MEA haben die Bedeutung dieses Themas und seine Dringlichkeit erkannt. Dieses neue Forschungszentrum in Deutschland wurde daher eingerichtet, um sozusagen im Tandem sowohl die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Systeme der sozialen Sicherung als auch seine makroökonomischen Wirkungen zu analysieren.
Aufbau und Arbeit des Instituts
MEA ist nicht nur in Bezug auf seine Forschungsausrichtung das erste Institut seiner Art in Deutschland, sondern auch ein Novum im Hinblick auf seine Finanierung. Das Finanzierungsmodell sieht eine Kofinanzierung zu jeweils einem Drittel seitens des Landes Baden-Württemberg, des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft und nationaler und internationaler Stiftungen, so z.B. der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der VW-Stiftung, des US-amerikanischen National Institute on Aging und des 5. Rahmenprogramms der Europäischen Union vor.
Das Institut zählt in etwa 20 Mitarbeiter, die in vier Fachbereichen tätig sind: Eine Forschungsabteilung befasst sich mit den sozialpolitischen Implikationen der Alterung, also Auswirkungen auf die Finanzierbarkeit und Ausgestaltung der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungssysteme.
Ein zweiter Schwerpunkt der Arbeit von MEA liegt auf dem Sparverhalten der Haushalte. Zu wissen, wie und warum Haushalte sparen, ist unverzichtbar, um zu verstehen, wieweit die bestehenden sozialen Sicherungssysteme auf Eigenvorsorge umgestellt werden können. Unterstützend wirkt hier der Aufbau einer longitudinalen Datenbank, die Sparentscheidungen im Kontext des Lebensumfeldes erfasst.
Der dritte Forschungsbereich befasst sich mit den makroökonomischen Implikationen einer alternden Gesellschaft. Es werden in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Brookings Institution makroökonomische Modelle aufgebaut, um diese Auswirkungen zu simulieren und abzuschätzen. Angesichts des Globalisierungsprozesses wird der internationalen Verflechtung, z.B. den Kapitalströmen zwischen alternden und jungen Ländern, besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Im Rahmen des 5. EU-Rahmenprogramms wird in der vierten Forschungsabteilung das SHARE-Projekt, eine europaweite Umfrage zu Gesundheit und Lebensumständen im Alter entwickelt und durchgeführt. Das Pilotprojekt SHARE soll die Datengrundlage für eine verbesserte Forschung und Wirtschaftspolitik im Bereich der sozialen Sicherung und Altersvorsorge in der europäischen Union bilden. MEA leitet für diesen Zweck ein Konsortium von Forschern aus 12 verschiedenen EU-Nationen.
Internationale Kontakte und Kooperationen
Das Mannheim Research Institute for the Economics of Aging profitiert in seiner Arbeit von vielfältigen internationalen Kontakten und Kooperationen. MEA ist Mitglied in einem europaweiten interdisziplinären Forschungsnetzwerk zum Sparverhalten von Haushalten und arbeitet im Bereich des dritten Forschungsbereichs eng mit der US-amerikanischen Brookings Institution und dem National Bureau of Economic Research zusammen. Aufgrund dieses intensiven Wissenstransfers wird MEA in der Lage sein, auch international vergleichende Länderstudien durchzuführen, die wertvolle Ergebnisse für die Politikberatung liefern können.
Weitere Informationen:
Mannheim Institute for the Economics of Aging
Melanie Lührmann
Tel. + 49-621-181-18 62/18 64
melanie@econ.uni-mannheim.de
http://mea.uni-mannheim.de
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