Naturschutz im Schneckentempo
WWF-Zwischenbilanz: Deutschland tut zu wenig für die Rettung bedrohter Lebensräume
Frankfurt (ots) – Europa bleibt im Naturschutz weit hinter den selbst gesteckten Ansprüchen zurück. Zu diesem Ergebnis kommt der WWF in einer jetzt vorgelegten Zwischenbilanz zur Umsetzung der so genannten Flora & Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie. Bei dem internationalen Vergleich schnitt auch die Bundesrepublik, die sich sonst gern als „ÖkoPrimus“ feiern lasse, schlecht ab und landete gemeinsam mit Spanien und Portugal auf dem drittletzten Platz.
Die EU-Staaten hatten sich mit der FFH Richtlinie 1992 das Ziel gesteckt, durch die Ausweisung von Schutzgebieten bedrohte Arten und Lebensräume besser zu schützen. Doch mit der Umsetzung des wichtigsten europäischen Naturschutzgesetzes hapere es nach Einschätzung des WWF in allen EU-Ländern. Gesetzte Fristen wurden nicht eingehalten. Die bei der Europäischen Kommission eingereichten Listen mit schützenswerten Gebieten seien unvollständig und Kürzungen aus wirtschaftlichen Gründen seien eingeflosssen. „Das verstößt gegen EU Recht. Wirtschaftliche Abwägungen dürfen erst nach Einrichtung der FFH Gebiete erfolgen. Dafür wurde Deutschland inzwischen eine Vertragsstrafe angedroht.“, betont Alfred Schumm vom WWF.
In seiner Bilanz untersucht der WWF wie weit die einzelnen Mitgliedsstaaten mit ihren Bemühungen inzwischen gekommen sind. Bewertet wurden die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht und ihre wirkungsvolle Anwendung zum Schutz bedrohter Arten. Die Ergebnisse flossen in ein imaginäres „30-Kilometer-Rennen zur Rettung der Natur“ ein. Darin wird deutlich, dass die EU Staaten noch längst nicht auf der Zielgeraden sind. Selbst die Spitzenreiter Dänemark und Holland seien laut WWF „Einäugige unter Blinden“ und haben erst etwa zwei Drittel der Strecke bewältigt (21 bzw. 20 km).“Die EU Länder betreiben Naturschutz im Schneckentempo“, bemängelt Alfred Schumm vom WWF. Deutschland, Spanien, Portugal (je 13 km) und Griechenland (12 km) gehören bereits zu den Nachzüglern. Das Schlusslicht bildet Irland (8 Km).
Die Mängelliste des WWF ist lang: Alle Fristen zur Umsetzung der EU-Richtlinie wurden bislang überschritten: 1992 war die Richtlinie erlassen worden, bis 1994 sollte sie im nationalen Recht verankert sein. Die Mitgliedsstaaten hatten sich verpflichtet, eine Liste aller schützenswerten Gebiete bis 1995 einzureichen, 1998 sollte sie EU-weit vollendet sein. Kaum ein Land hat die Richtlinie bisher national umgesetzt. Nur wenige haben die Gebietsauswahl abgeschlossen und ihre Liste bei der Europäischen Kommission eingereicht.
Der WWF fordert vom belgischen Vorsitz der EU Kommission großen Einsatz, damit zumindest die per FFH-Richtlinie geschützten Gebiete komplett werden. Nach der Richtlinie gelten insgesamt 700 bedrohte Tier- und Pflanzenarten sowie 168 Lebensräume Europas als besonders schützenswert.
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