Chemo-Informatiker erforscht Wirkmechanismus zur Alzheimer-Therapie
FIZ CHEMIE Berlin-Dissertationspreis 2004 für hervorragende Arbeit zum Fachgebiet Chemie-Information-Computer geht an den Lippstädter Dr. Edgar Luttmann, Doktorand an der Universität Paderborn
Der Chemo-Informatiker Dr. Edgar Luttmann (31) erhält für seine mit Auszeichnung benotete Dissertation „Molecular-Modelling Untersuchungen auf dem Weg zum Verständnis der Alzheimerschen Krankheit“ den FIZ CHEMIE Berlin-Dissertationspreis. Die Fachgruppe Chemie – Information – Computer (CIC) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) prämiert mit diesem Preis herausragende Dissertationen, die zukunftsweisend für die weitere Entwicklung der Chemoinformatik sind. Stifter des Preises ist das Fachinformationszentrum (FIZ) Chemie Berlin, ein führender Anbieter von wissenschaftlichen Datenbanken, die zum Alltag aller forschenden Chemiker weltweit gehören.
„Mit seiner Arbeit hat Dr. Edgar Luttmann wegweisende Erkenntnisse zum Verständnis der Alzheimerschen Demenz erbracht und so weitere Möglichkeiten der Therapie aufgezeigt“, unterstreicht der Geschäftsführer des FIZ CHEMIE Berlin, Professor Dr. René Deplanque die Entscheidung der Jury. „Der interdisziplinäre Ansatz seiner Arbeit belegt eindrucksvoll, dass die Chemoinformatik bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe heute nicht mehr wegzudenken ist.“
Luttmanns Doktorvater, Professor Dr. Gregor Fels von der Arbeitsgruppe Organische Chemie der naturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Paderborn erklärt: „Die Arbeit ist ein schönes Beispiel dafür, wie im Zusammenspiel von Chemie und Informatik synergistisch Lösungen für komplexe Fragestellungen gefunden werden können, die ein Chemiker ohne das Werkzeug Computer und die entsprechende Doppelqualifikation nicht mehr lösen könnte. Im konkreten Fall heißt dies, dass Dr. Luttmann mit seinen Ergebnissen aus dem Molecular Modelling und den Moleküldynamik-Untersuchungen den Weg zu biochemischen und elektrophysiologischen Experimenten geebnet hat, die letztlich zur Bestätigung der theoretischen Modelle geführt haben“.
Luttmann erforschte in seiner Dissertation wichtige Bestandteile von Nervenzellen (vor allem nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren) anhand von computergestützten Molekül-Modellierungen und so genannten Docking-Studien. Seine Arbeit liefert neue Einblicke in die neurobiochemischen Vorgänge, die zu den schweren Krankheitssymptomen der Alzheimerschen Demenz führen. Der Wissenschaftler untersuchte, wie Galanthamin den Acetylcholin-Rezeptor beeinflusst. Gleichzeitig hemmt dieses Alkaloid die Acetylcholin-Esterase. Das chemische Grundgerüst dieses Wirkstoffs gilt als Leitstruktur für die Entwicklung einer neuen Therapie zur Behandlung der Alzheimerschen Demenz.
Es gelang Luttmann, die genaue Lage der allosterischen Bindungsstelle des Acetylcholin-Rezeptors zu ermitteln. Weiterhin simulierte er mit Hochleistungsrechnern Faltungsvorgänge an Beta-Amyloiden. Weitere Studien zu den Wechselwirkungen zwischen der Acetylcholin-Esterase und den Beta-Amyloiden ergaben neue Hinweise auf die Entstehung von Amyloid-Aggregaten, die für das Entstehen der Krankheitssymptome verantwortlich gemacht werden.
Dr. Edgar Luttmann wurde 1973 in Lippstadt geboren. Er studierte Chemie und Informatik an der Universität Paderborn. Im Rahmen eines Austauschprogramms arbeitete und studierte er an der University of Waterloo in Ontario, Kanada. Im August 2000 beendete er sein Chemie-Studium und begann im Januar 2001 mit seiner Doktorarbeit an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn.
Der FIZ CHEMIE Berlin-Dissertationspreis wird am 14.11. in Boppard im Rahmen der CIC-Arbeitstagung übergeben. Die Tagung dauert vom 14. bis 16.11.2004. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren dort unter anderem über pharmazeutische Chemo-Informatik, automatisierte Strukturaufklärung, neue Softwareprojekte, Ansätze der theoretischen Chemie und in der Molekül-Modellierung sowie über Anwendungen im biologischen und medizinischen Bereich.
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