Aktienmarkt: Fortschreitende Bodenbildung

Zur Jahresmitte präsentiert sich das fundamentale Umfeld der Weltbörsen in anhaltend labiler Verfassung. In Europa hat sich der Fluss an negativen Nachrichten in den letzten Wochen besonders intensiviert. Neben schwachen Wirtschaftsdaten und neuerlichen Gewinnwarnungen aus dem Technologiesektor (u. a. Nokia, Philips, Infineon) waren auch Zurückstufungen von Ergebnisprognosen in der „Old Economy“ zu verkraften (BASF, Bayer). Wichtige europäische Indizes wie Euro Stoxx 50 und DAX haben sich unter dem Strich im zweiten Quartal kaum bewegt (unverändert bzw. plus 2,7 Prozent). Weitere kräftige Einbußen von 11,4 Prozent musste der hiesige Neue Markt hinnehmen. An der US-Nasdaq war hingegen ein Gewinn von 15,5 Prozent zu erzielen; der Dow Jones legte 7 Prozent zu.

Die im Vergleich günstigere Wertentwicklung der amerikanischen Börsen scheint zu signalisieren, dass nach Einschätzung maßgeblicher Marktteilnehmer die konjunkturelle Talsohle in den USA möglicherweise inzwischen erreicht und im weiteren Jahresverlauf mit sichtbaren Aufhellungstendenzen zu rechnen ist. Eine ganze Reihe jüngst veröffentlichter Daten hat den bislang so virulenten Rezessionsängsten keine neue Nahrung geliefert. Wichtige in die Zukunft weisende Konjunkturziffern wie die Frühindikatoren und Auftragseingänge für langlebige Güter im Mai sowie das Verbrauchervertrauen im Juni lagen, für die Auguren überraschend, ausnahmslos kräftig im Plus. Die Mittwoch letzter Woche in den USA vollzogene Absenkung der Leitzinsen um nur noch 25 Basispunkte reizt zu positiven Interpretationen. Offensichtlich schätzt die Fed nach den von ihr erbrachten massiven Vorleistungen und mit Blick auf die im Herbst anstehenden Steuerrückzahlungen die Wirtschaftsperspektiven inzwischen weniger kritisch ein.

Von den ersten vagen transatlantischen Hoffnungsschimmern können die europäischen Märkte auf Sicht der Sommermonate allenfalls psychologisch profitieren. Hier dürfte wegen des konjunkturellen Nachlaufs gegenüber den Vereinigten Staaten der Tiefpunkt des Wirtschafts- und Gewinnzyklus wohl erst im späteren Jahresverlauf erreicht werden. Zunächst einmal ist eine neue Runde reduzierter Wachstumsprognosen für den Euroraum und insbesondere Deutschland zu verdauen. Die massivsten Zurückstufungen nahm das Münchner Ifo-Institut vor, das die Expansionsraten im laufenden Jahr für Deutschland und die Eurozone auf nur noch 1,2 bzw. 1,9 Prozent taxiert (2002: 2,2 bzw. 2,4 Prozent). Anlass zu Pessimismus geben vor allem die zuletzt deutlich rückläufigen Geschäftsklima-Indikatoren hierzulande und in Frankreich. Per saldo ist an der heimischen Börse in der anlaufenden Feriensaison mit wohl kaum mehr als einer Fortsetzung des Seitwärtstrends zu rechnen. Längerfristig disponierende Anleger sollten diese Phase aber zu Käufen in Werten wie SAP, Deutsche Bank, Allianz, Deutsche Telekom, Deutsche Post oder Schering nutzen.

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