Freie Medien vermindern Korruption

„In allen Instituten, in welche nicht die scharfe Luft der öffentlichen Kritik hineinweht, wächst eine unschuldige Korruption auf wie ein Pilz“, erkannte schon der Philosoph Friedrich Wilhelm Nietzsche. Eine Studie an der Universität Bonn bestätigt den großen deutschen Denker: Dr. Peter Graeff, Soziologe an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, hat unter anderem den Einfluss der Medien auf den Korruptionsgrad von insgesamt 86 Staaten untersucht. Wichtigstes Ergebnis: Je größer die Pressefreiheit und je besser die mediale Infrastruktur, desto geringer die Korruption.

Graeff korrelierte in seiner Studie Daten zur medialen Versorgung und zur Pressefreiheit in 86 Staaten mit einem „Korruptions-Index“ (Corruption Perception Index), in den verschiedene Beobachtungsdaten einfließen. Als Medien-Indikatoren nahm er – neben der Anzahl der Fernseh- und Radiogeräte pro 1.000 Einwohner und der Zahl der entsprechenden Sendestationen – den sogenannten „Press Freedom Index“. Der Index bewertet Einschränkungen der Pressefreiheit durch Gesetze, politischen oder wirtschaftlichen Druck oder Repressionen wie beispielsweise die Inhaftierung von Journalisten. Graeff fand bei der Auswertung seiner Daten einen signifikanten Zusammenhang: „Je freier die Medien eines Landes – ob Demokratie oder nicht – sind, desto geringer die Korruption, wahrscheinlich, weil die Gefahr der Entdeckung wächst“, resümiert der Soziologe. „Restriktive Pressegesetze, die Politiker und Regierungsangehörige schützen, scheinen demnach für die Bekämpfung der Korruption kontraproduktiv zu sein.“

Die Studie bestätigt zudem die Vermutung, dass in stabilen Demokratien Korruption statistisch gesehen nicht so weit verbreitet ist wie in nicht-demokratischen Staaten. Die Notwendigkeit, wiedergewählt zu werden, schränkt die Freiheit von Regierungsangehörigen ein, ihre Position zum privaten Vorteil auszunutzen. „Aber selbst in Ländern mit einer langen demokratischen Geschichte existiert Korruption“, betont Graeff. Dennoch scheint eine funktionierende Demokratie in Verbindung mit kritischen Medien ein gutes Instrument zu sein, den „Filz“ effizient zu bekämpfen. Oder um es mit den Worten von Sir Peter Ustinov auszudrücken: „Korruption ist der natürlichste Weg, um unseren Glauben an die Demokratie wiederherzustellen.“

Weitere Informationen: Dr. Peter Graeff, Seminar für Soziologie der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-8426, Fax: 0228/73-8430, E-Mail: ups20004@uni-bonn.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Parkinson-Medikament verändert durch Eisenmangel das Darmmikrobiom zum Schlechteren

Störung der mikrobiellen Gemeinschaft begünstigt Krankheitserreger im Darm. In einer bahnbrechenden neuen Studie, durchgeführt im Rahmen des FWF-geförderten Exzellenzclusters „Mikrobiomes drive Planetary Health“, haben Wissenschafter*innen der Universität Wien in Zusammenarbeit…

Neues Verfahren zur Rückgewinnung wertvoller Elemente aus Holzasche

Team der Hochschule Rottenburg und der Universität Tübingen erarbeitet Grundlagen zur Aufbereitung des bisherigen Verbrennungsabfalls als Sekundärrohstoff. Die Aschen, die bei der Holzverbrennung in Heiz- und Kraftwerken entstehen, enthalten wertvolle…

Auf der Spur des „Schlüsselproteins“

Neues Forschungsprojekt zur Ursache von Lungenhochdruck bei Herzinsuffizienz. Pulmonale Hypertonie (PH) ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei der der Druck in den Blutgefäßen zwischen Herz und Lunge dauerhaft erhöht ist. Besonders…