Sorgen Treibhausgase für warme Winter?
Dass sich in den letzten Jahrzehnten in Europa die warmen Winter häufen, ist unumstritten. Ob Klimagase wie Kohlendioxid für die Erwärmung verantwortlich sind oder andere Faktoren wie die Sonnenaktivität eine größere Rolle spielen, wird momentan wieder rege diskutiert. Bonner Wissenschaftler haben bei Klimasimulationen Anhaltspunkte dafür gefunden, dass die sogenannten Treibhausgase dabei zumindest eine große Rolle spielen. Ihre Ergebnisse werden auch auf dem internationalen Klimagipfel diskutiert, der am 16. Juli in Bonn beginnt.
Anhand verschiedener Computermodelle untersuchten die Meteorologen um Prof. Dr. Andreas Hense den Einfluss der Treibhausgas-Konzentration auf die sogenannte „Nordatlantische Oszillation“ (NAO). Die NAO beschreibt die Schwankung des Druckverhältnisses zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden des Nordatlantiks. Als Maßeinheit gilt der NAO-Index: Ist er positiv, herrscht über Island ein sehr tiefer und über den Azoren ein sehr hoher Druck. Bei geringen Druckunterschieden wird der NAO-Index negativ. Der Index ändert sich von Jahr zu Jahr; während der letzten 30 Jahre war er aber überwiegend positiv.
Die Nordatlantische Oszillation beeinflusst das Winterwetter in Europa und in Nordostamerika erheblich. Während eines positiven NAO-Jahres herrschen zwischen Island und den Azoren große Druckunterschiede. Sie wirken gewissermaßen als Fön, der in Zusammenspiel mit der Erddrehung starke Nordwestwinde mit feucht-milder Luft über den Atlantik nach Nordeuropa treibt. Die Winter sind bei uns dann wie in den letzten Jahren sehr mild und feucht, die Sommer dagegen verregnet und kühl.
Ob das aktuelle Hoch des NAO-Index durch Treibhausgase hervorgerufen wird, ist nicht bekannt – bereits in den „warmen 20er Jahren“ gab es ein ähnliches Maximum. „Wir haben daher verschiedene Klimamodelle daraufhin durchgerechnet, wie eine Zunahme der Treibhausgase den NAO-Index beeinflusst“, erklärt Dr. Heiko Paeth vom Meteorologischen Institut. „In vielen Modellen führt die Zunahme der Treibhausgase statistisch signifikant zu einem positiveren NAO-Index.“ Er warnt aber vor zu schnellen Schlüssen: „Die Modelle machen keine einheitliche Aussage; bei einigen wenigen Simulationen nahm der NAO-Index sogar ab.“ Dennoch unterstützen die Bonner Resultate die Ergebnisse eines britischen Forscherteams, das im vergangenen Dezember erstmals Ergebnisse einer umfassenden Simulation vorstellte. Neben der Kohlendioxid-Konzentration und der Sonnenaktivität flossen auch Faktoren wie die Vulkanaktivität in das Modell mit ein. Ergebnis: Die Warmphase in den 20er Jahren sei vor allem auf die Sonnen- und Vulkanaktivität zurückzuführen. Die aktuelle Erwärmung lasse sich aber nur erklären, wenn man die gestiegene Kohlendioxid-Konzentration mit einbeziehe.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andreas Hense,
Meteorologisches Institut der Universität Bonn,
Tel.: 0228/73-5184,
Fax: 0228/73-5188,
E-Mail: ahense@uni-bonn.de oder
Dr. Heiko Paeth,
Tel.: 0228/73-5186,
E-Mail: hpaeth@uni-bonn.de
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