Autoscheiben aus Kunststoff
Kunststofftechnik-Absolvent der FH Aalen ausgezeichnet
Martin Tanne ist einer der Preisträger des Straubinger Hochschulpreises 2001. Der an der FH Aalen ausgebildete Diplom-Ingenieur (FH) für Kunststofftechnik wurde für die zukunftsweisende Bedeutung seiner Diplomarbeit über Autoscheiben aus Kunststoff gewürdigt. „Wegen des verringerten Gewichts und der verbesserten Sicherheit der Polycarbonat-Scheiben besteht ein zunehmendes Interesse an dieser Technologie“, erläutert Tannes Betreuer Prof. Peter Wippenbeck.
„Die Autoscheibe aus Kunststoff ist im höchsten Grad innovativ, denn sie könnte das Gewicht eines Mittelklassewagens um ca. 20 kg vermindern“, verdeutlicht der Aalener Kunststoff-Experte, „ein wichtiger Schritt zum 3-Liter-Auto“. Um die unerlässliche Spannungsfreiheit der Scheiben zu erreichen, muss ein Herstellverfahren wie bei der Produktion von Compact Discs (CD) eingesetzt werden: „sanftes“ Spritzgießen mit einem Prägehub. Dann gelingt es auch, mit wesentlich weniger Schließkraft für die großen Scheibenflächen auszukommen. Was bei der Handy-Produktion selbstverständlich ist, soll auch bei Autoscheiben genutzt werden: das Anspritzen einer zweiten Komponente zur Formung eines Abdichtrahmens.
Beides zu kombinieren, stellt erhöhte Anforderungen an die Werkzeugtechnik. „Die verschiedenen Möglichkeiten analysierend, stellt die Diplomarbeit das Optimum fest“, beurteilt Wippenbeck die ausgezeichnete Arbeit. „Dies wird erreicht, wenn auf zwei Spritzgießmaschinen parallel produziert wird und ein Umsetz-Transportband die Teile in die zweite Kavität bringt.“
Die Anregungen, sich intensiv mit dieser Zukunftsidee zu befassen, hat Martin Tanne nicht nur an der FH Aalen, sondern auch bei einem Praktikum in Sydney, Australien erhalten. Bestärkt wurde er ebenfalls vom Spritzgießmaschinen-Hersteller Krauss-Maffei in München, der den angehenden Ingenieur mit dem wichtigen Projekt „Produktion großflächiger Automobilteile im Zweikomponenten-Verfahren“ betraute. Das Hinzufügen eines weiteren Elements, etwa eines elastischen Abdichtrahmens, im gleichen Arbeitsgang spart Montagearbeit und damit beträchtliche Kosten. Seine Projekterfahrungen konnte Martin Tanne im mittelständischen Unternehmen seiner Eltern schon umsetzen, so dass dort die neue Zweikomponenten-Spritzgießmaschine bereits voll ausgelastet ist. Allerdings nicht mit so großen Bauteilen, wie es Autoscheiben darstellen, denn dazu bedarf es sehr großer Maschinen mit erheblichem Investitionsvolumen.
In seiner Würdigung wies der Rektor der FH Aalen Prof. Dr. Dr. Ekbert Hering darauf hin, dass die Zukunftssicherung durch technischen Fortschritt eine Unabdingbarkeit ist und dass große Anstrengungen gemacht werden müssen, um den Nachwuchs für die technischen Disziplinen zu sichern. Mit diesem erklärten Ziel werden die Kontakte der Aalener Hochschule mit der Industrie verstärkt, z. B. durch das neue studienbegleitende Trainee-Programm.
In seiner Laudatio stellte Prof. Peter Wippenbeck heraus, dass das Spritzgießen das häufigste Kunststoff-Verarbeitungsverfahren ist. Allein in Deutschland werden dafür rund 60.000 Maschinen eingesetzt. Einen wertvollen Beitrag, um hier Innovationen anzustossen und Know-how zu liefern, leisteten die Recherchen des Diplomanden „dank ihrer Variationsbreite und hervorragenden Systematik“, so Wippenbeck.
„Der wahre Wert der Diplomarbeit wird sich zeigen, wenn Polycarbonat-Autoscheiben in Serie laufen“, ist Prof. Wippenbeck überzeugt. Der Anfang ist beim Smart gemacht, wo die kleine Seitenscheibe den Vorreiter spielt. Inzwischen existiert bereits ein Entwicklungslabor, das die bessere Sicherheit des Kunststoffs im Aufprall- und Überrolltest beweist. Dies zeigte auch der Sturz einer Mehrweg-Milchflasche aus Polycarbonat auf den Betonboden, der ohne jegliche Beschädigung endete. „Plastic is fantastic“, heißt es nicht nur auf manchen Aufklebern an den Autos auf dem Parkplatz der FH Aalen.
Kontakt:
Prof. Peter Wippenbeck (Kunststofftechnik)
Tel.: 07361 / 576 260
Fax: 07361 / 576 250
E-Mail: peter.wippenbeck@fh-aalen.de
FH Aalen
Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation
Beethovenstr. 1
73430 Aalen
Axel Burchardt M.A.
Tel.: 07361 / 576 162
Fax: 07361 / 576 355
E-Mail: axel.burchardt@fh-aalen.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Automotive
Die wissenschaftliche Automobilforschung untersucht Bereiche des Automobilbaues inklusive Kfz-Teile und -Zubehör als auch die Umweltrelevanz und Sicherheit der Produkte und Produktionsanlagen sowie Produktionsprozesse.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automobil-Brennstoffzellen, Hybridtechnik, energiesparende Automobile, Russpartikelfilter, Motortechnik, Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme.
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…