Vorschläge für Maßnahmen zur Einschätzung der Gefahren von Gletschern

Ein Verzeichnis über die potenziellen Gefahren von Gletscherereignissen führte zu einigen unerwarteten Beobachtungen, die auf die steigende Notwendigkeit verbesserter Maßnahmen hinwiesen.

Betrachtet man die Geschichte von Gletscherereignissen, so wird deutlich, dass Verbesserungen in diesem Bereich tatsächlich über Leben und Tod entscheiden könnten. Seit 1595 kamen mindestens 440 Menschen bei Gletscherkatastrophen ums Leben. Das bedeutet in etwa ein Todesopfer alle 20 Jahre oder ein Unfallopfer pro Jahr. Wenn man dazu die derzeit schwankenden Umwelt- und Klimabedingungen betrachtet, wird offensichtlich, dass das Risiko exponentiell steigt.

Einer der beunruhigendsten Aspekte von Gletscherkatastrophen besteht darin, dass diese enorm gefährlich und unberechenbar sein können, ganz zu schweigen von den gewaltigen Schäden, die sie verursachen können. So können zum Beispiel 51 der 82 im Verzeichnis untersuchten Gletscher in der Schweiz Siedlungen, Verkehrswege, Agrargebäude, Wanderwege und touristische Einrichtungen beschädigen. Das Verzeichnis ist äußerst umfangreich, weil darin Risikoinformationen aus verschiedenen Quellen wie Berichten, Publikationen und Zeitungen vereint sind.

Trotz der erzielten Fortschritte sind noch immer Verbesserungen mit Hinblick auf Gletscherhochwasser (Gletscherabfluss – Jokulhlaup) erforderlich, insbesondere hinsichtlich des plötzlichen Abflusses und des rapiden Abflussanstiegs. Gletscherabflüsse stellen für bestimmte Regionen wie beispielsweise die Alpen eine ernsthafte Bedrohung dar. Um diese Abflüsse einschätzen und verhindern zu können, ist eine präzise Vorhersage ihres Zeitpunktes, ihrer Dauer und ihres Umfangs erforderlich.

Ein zusätzliches Problem stellen Lawinen dar, da die Eismassen das ganze Jahr über von den Gletschern gelöst werden. Das bedeutet, es genügt ein kleines Stück fallendes Eis, um eine gewaltige Lawine auszulösen. Das geschieht, wenn sich dichter und feuchter Schnee um einen Hängegletscher herum ansammelt.

In Anbetracht aller Gletschergefahren sind das Verständnis der Risiken und die Entwicklung von Methoden zur Früherkennung entscheidende Maßnahmen. Zusätzlich dazu ist eine kontinuierliche Überwachung und Aktualisierung der Informationen zu möglicherweise wegbrechenden unstabilen Eismassen, zur Bildung von Ablösungen sowie zu allen Bewegungen unstabiler Eismassen erforderlich.

Kontakt:

Martin Funk
Eidgenossische Technische Hochschule Zurich
Departement Bau, Umwelt und Geomatik
Gloriastrasse 37 – 39
8092 Zürich, Schweiz
Tel: +41-16324132
Fax: +41-16321192
Email: funk@vaw.baug.ethz.ch

Media Contact

Martin Funk ctm

Weitere Informationen:

http://www.baug.ethz.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Köpfe, KI, MRT

Einblicke ins Gehirn mittels Künstlicher Intelligenz und „rasanten“ Messverfahren Mit Künstlicher Intelligenz (KI) und beschleunigten Messroutinen möchte Prof. Alexander Radbruch die bisherigen Fähigkeiten der Magnetresonanztomografie erweitern, neue Erkenntnisse über das…

Mobilität: Wasserstoffmotor für Offroad-Anwendungen

Partner aus Industrie und Wissenschaft entwickeln wasserstoffbasierte Antriebskonzepte für Bau- und Agraranwendungen. Zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors rücken schwere Nutzfahrzeuge und nicht-straßengebundene mobile Arbeitsmaschinen verstärkt in den Vordergrund. Fahrzeug- und Motorenhersteller,…

Nervenzellen blinder Mäuse bleiben seh-tauglich

Mit Mikroelektroden wurden an der TU Wien Nervenzellen der Netzhaut untersucht. Sie zeigen ein erstaunlich stabiles Verhalten – eine gute Nachricht für Retina-Implantate. Als „Außenstation des Gehirns“ wird die Retina…