Rückenschmerz muss nicht chronisch werden
Ein am Institut für Medizinische Psychologie (Prof. Dr. Monika Hasenbring) entwickeltes PC-gestütztes Instrumentarium ermöglicht es Ärzten jetzt, Risikopatienten für chronische Rückenschmerzen frühzeitig zu ermitteln und entsprechend zu behandeln. Die Chance, wieder schmerzfrei zu werden liegt dreimal höher als ohne die spezielle Therapie.
- Rückenschmerz muss nicht chronisch werden
- Risikopatienten erkennen und behandeln
- MedRUBIN: Zweites Sonderheft erschienen
Ob Rückenschmerzen chronisch werden oder nicht, hängt stark von psychologischen Risikofaktoren ab: Depressive Stimmung, Alltagsstress und ungünstige Schmerzbewältigung können dazu beitragen. Ein am Institut für Medizinische Psychologie (Prof. Dr. Monika Hasenbring) entwickeltes PC-gestütztes Instrumentarium ermöglicht es Ärzten nun, Risikopatienten frühzeitig zu ermitteln und entsprechend zu behandeln, damit die Schmerzen nicht chronisch werden. Derart therapierte Risikopatienten haben Studien zufolge eine dreimal höhere Chance, langfristig wieder schmerzfrei zu werden.
Psychische Faktoren machen den Schmerz chronisch
„Mir geht’s nicht gut, ich hab’s im Kreuz“ – wer kennt das nicht: Rückenschmerzen kommen und gehen wie eine Grippe. Zu Anfang sind sie meist ein orthopädisches Problem. Jedoch werden sie in etwa einem Drittel der Fälle chronisch, d. h. sie dauern über drei Monate an. Beim Übergang vom akuten zum chronischen Schmerz spielen psychologische Risikofaktoren eine große Rolle. Depressive Stimmungen verringern z. B. die Ausschüttung körpereigener Opiate, was den Patienten schmerzempfindlicher macht. Anhaltender Stress erhöht Studien zufolge die Aktivität der Rückenmuskeln im Lendenbereich.
Gleich schlechte Extreme: Ängstlichkeit und Durchhalten
Ausschlaggebend ist auch, wie ein Patient Schmerzen individuell bewältigt. Patienten, die sich ängstlich schonen, vermeiden häufig möglichst körperliche und soziale Aktivitäten. Das führt langfristig zu Muskelschwäche und dadurch zu vorschnellen Schmerzen. Der Kreis schließt sich, wenn Betroffene durch ihre selbstgewählte Isolation in depressive Stimmung verfallen. Genauso schädlich ist ein übertriebenes Durchhaltevermögen. Betroffene unterdrücken den Schmerz in Gedanken und Verhalten und können keine Entspannungspausen machen. Entweder haben sie dies nie gelernt, oder sie haben Barrieren, deren Wurzeln in der frühen Kindheit liegen: Wer immer zu hören bekommen hat, dass „faul herumzuliegen unanständig ist“, der wird Probleme haben sich zu entspannen.
Pause machen kann man lernen
Um Risikopatienten frühzeitig erkennen zu können, haben die Psychologen nun ein Telemedizinisches Patienten-Diagnose-System (TPDS) entwickelt. Es erlaubt Ärzten in ihren Praxen, Rückenschmerzen zu diagnostizieren und sich für die richtige Behandlung zu entscheiden. Besteht das Risiko, durch vorübergehenden Stress am Arbeitsplatz chronische Rückenschmerzen zu bekommen, kann schon eine eingehende Beratung helfen. Bei lerngeschichtlichen Faktoren wie einem ungünstigen Schmerzverarbeitungsverhalten ist eine individuelle, verhaltenstherapeutische Behandlung notwendig. In Einzel- oder Gruppengesprächen mit Schmerztherapeuten können Patienten lernen, wie sie ihre Schmerzen im Alltag besser bewältigen. Sie lernen z. B. muskuläre und mentale Tiefenentspannung und wie sie effektive Pausen einlegen können. Studien belegen bereits den Erfolg dieses Konzepts: Während von einer Gruppe Risikopatienten ohne Verhaltenstherapie 34 Prozent einen Antrag auf Frührente gestellt hatten, waren es in einer Risikogruppe mit Verhaltenstherapie nur acht Prozent.
MedRUBIN erschienen
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in MedRUBIN 2001, neben anderen Themen: Und immer ist der Arzt dabei (Chirurgie); Abwehr aus dem Gleichgewicht: Allergie durch Grippeviren (Allergologie); Ohne Schnitt unter die Haut (Dermatologie); Ein (Kunst-)Herz für Kinder (Herzchirurgie); Mit Blutstammzellen gegen Krebs (Innere Medizin); Parkinsongenetik: Schutz und Vorsorge im Blick (Neurologie); Endlich hinein in die Lehrpläne (Ethik und Schmerz); „Hauptsache gesund“ (Humangenetik); Dicht am Herzschlag (Biomedizinische Technik); Reparaturstrategien des Gehirns: Schaden macht jung (Neurophysiologie); In der Bäckerhefe Erbkrankheiten auf der Spur (Zellbiochemie). MedRUBIN ist für 9 DM im Dekanat der Medizinischen Fakultät erhältlich (Tel. 0234/32-24960).
Weitere Informationen
Prof. Dr. Monika Hasenbring, Institut für Medizinische Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25439, Fax: 0234/32-14203, Email: monika.hasenbring@ruhr-uni-bochum.de
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